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Ernährung bei Eisenmangel

von Ilse Weiß (Autor:in) Christoph Gasche (Autor:in)
150 Seiten

In Kürze verfügbar

Zusammenfassung

Köstlich essen bei Eisenmangel
Eisenmangel ist die häufigste Mangelerscheinung weltweit. Doch wie kann ich den Bedarf auf natürliche Weise decken, und welche Nahrungsmittel hemmen oder fördern die Eisenverwertung?
Dieser Ratgeber liefert nicht nur Informationen und Hinweise für den Alltag, sondern auch eine breite Auswahl an Rezepten für jeden Geschmack.

• Über 120 köstliche Rezepte
• Mit Checkliste und Eisenmangel-Test
• Ernährungstipps nach Altersgruppen und speziellem Bedarf
• Spannende medizinische Hintergrundinfos

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


VORWORT

Eisenmangel ist eine der häufigsten Mangelerscheinungen weltweit: Bis zu zwei Drittel der Weltbevölkerung sind davon betroffen. Eisenmangel ist typischerweise mit Mangelernährung verknüpft: Frauen und Kinder in Ländern der Dritten Welt sind bis zu 100 % davon betroffen. Eisenmangel kann daher praktisch als Folge von Unterernährung bezeichnet werden. Umso erstaunlicher ist es, dass in der westlichen Welt, also dort, wo Hunger und Durst jederzeit gestillt werden können, Eisenmangel bei einer von zehn Frauen und bei einem/r von zehn Senior:innen festgestellt wird.

Der Eisenmangel in Industriegesellschaften ist hauptsächlich selbstverschuldet. Nahrungsmittel werden nur noch über den Supermarkt bezogen – und dort sind sie durch ihre Haltbarkeit bestimmt. Lebensmittel, die nicht haltbar sind, können nicht Teil der Supermarkt-Nahrungskette werden. Das betrifft vor allem Vollkornprodukte, denn Eisen ist häufig in deren Schale bzw. Hülse gespeichert. Auch Fertignahrung ist immer häufiger eisenverarmt.

Eisenmangel entsteht aber nicht nur durch mangelnde Zufuhr, sondern auch durch vermehrten Verlust. Der Blut- und Eisenverlust durch die Monatsblutung ist bei Frauen im gebärfähigen Alter die häufigste Ursache von Eisenmangel. Nur selten, bei zirka 1–2 % der Bevölkerung, kommt es zu einem Blut- und Eisenverlust durch den Darm.

Dieses Buch soll als Leitfaden durch die Welt des Eisenmangels dienen: Eine umfassende medizinische Hintergrundinformation trägt zu einem besseren Verständnis bei und hilft Betroffenen, sich zu orientieren und richtige Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Bekämpfung von Eisenmangel zu setzen. Zahlreiche Tipps für die praktische Umsetzung einer eisenreichen Ernährung sowie Kochrezepte sollen der allgemeinen Verbesserung der Eisenzufuhr dienen.

EISEN – EIN ESSENZIELLES ELEMENT

Eisen ist eines der häufigsten Metalle auf der Erde und für die meisten Lebensformen essenziell. Der Kampf um wertvolles Eisen ist so alt wie die Menschheit selbst.

Die besondere Fähigkeit von Eisen, unterschiedliche Oxidationszustände einnehmen zu können, wird im menschlichen Körper vielfach genutzt. Viele chemische Reaktionen im Körper sind von Eisen abhängig, eine der wichtigsten ist der Sauerstofftransport aus den Lungen ins Gewebe. Andere Reaktionen betreffen die Energiegewinnung in der Zelle, die Vermehrung des genetischen Erbmaterials, die Produktion von Sauerstoffradikalen zur Immunabwehr, bestimmte Signalübertragungswege, bei welchen die Zellen miteinander kommunizieren, und nicht zuletzt die Produktion von Neurotransmittern, die unsere Hirn- und Nervenfunktion gewährleisten.

Diese besondere Fähigkeit von Eisen macht es aber gleichzeitig zu einem gefährlichen Metall: Eisen kann im freien Zustand durch Oxidation Zellschäden anrichten. Die Zellwand, Eiweißstoffe und auch Erbmaterial können durch freies Eisen geschädigt werden. Der Körper hat daher eine Vielzahl komplexer Regulationsmechanismen entwickelt, die die Aufnahme, den Transport und die Bindung von Eisen kontrollieren. Durch eisenreiche Nahrung oder Eisentabletten kann es daher niemals zu einer Eisenüberladung kommen. Sie findet sich nur bei einer bestimmten Erbkrankheit oder als Folge von vielen Bluttransfusionen bei seltenen Erkrankungen der Blutbildung.

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Formen von Eisen

Das häufig verwendete chemische Kürzel „Fe“ für Eisen entstammt der lateinischen Bezeichnung „ferrum“ für „Eisen“. Eisen kommt sowohl im Körper als auch in der Nahrung in verschiedenen chemischen Formen vor: In dreiwertiger Form (Fe3+) ist es in den meisten pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. In zweiwertiger Form (Fe2+) ist es Bestandteil von tierischem Fleisch oder Blut.

Diese zwei biologischen Zustände sind vom Oxidationszustand abhängig. Die Umwandlung von Fe2+ in Fe3+ nennt man Oxidation, ein chemischer Prozess, bei dem Elektronen (negativ geladene Elementarteilchen) frei werden. Die Umkehrreaktion – also die Umwandlung von Fe3+ in Fe2+ – wird Reduktion genannt. Hierdurch wird ein Elektron aufgenommen. Dabei ändert sich auch die Farbe. Fe3+ ist in gelöster Form braun-rötlich; wir kennen das als Rost. Fe2+ ist im gelösten Zustand eher grünlich und kommt in der Natur kaum vor.

Eisen und seine Funktion

Eisen im Hämoglobin bindet Sauerstoff und transportiert diesen ins Gewebe. Im Gewebe (also in allen Organen) wird der Sauerstoff von den Zellen aufgenommen und gelangt in die Mitochondrien, wo er der Energiegewinnung dient. Auch in den Mitochondrien, den zellulären Kraftwerken, spielt Eisen eine entscheidende Rolle für die ausreichende Energieversorgung. Ausschlaggebend hierfür ist also nicht nur der Hämoglobingehalt im Blut, sondern der Eisengehalt in jeder einzelnen Zelle, insbesondere bei Organen mit hohem Energieverbrauch (z. B. Gehirn). Dieser zelluläre Eisengehalt lässt sich im Labor nur indirekt bestimmen. Der beste Marker hierfür ist das Ferritin, unser zellulärer Eisenspeicher (siehe Tabelle auf S. 10).

Eisen ist das wichtigste Schwermetall im menschlichen Körper. Ein gesunder Erwachsener hält 55 Milligramm (mg) Eisen pro Kilogramm Körpergewicht, bei 70 Kilogramm sind das also 3,85 Gramm. Das ist zirka das Zweibis Dreifache von Zink, das Fünfzigbis Hundertfache von Kupfer und das Tausendfache von Selen. Rund 66 % des Körpereisengehalts sind an Hämoglobin, unseren roten Blutfarbstoff, gebunden.

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Eisenverteilung im Körper

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Unterschiedliche Gewebe enthalten unterschiedlich viel Eisen. Stoffwechselaktive Organe wie Hirn, Herz- und Skelettmuskel, die Leber, aber auch hormonbildende Drüsen sind eher eisenreich, Fettgewebe hingegen relativ eisenarm. Der nachstehenden Tabelle können Sie die prozentuelle Eisenverteilung im Körper entnehmen. Zusätzlich wird gezeigt, wie diese Verteilung bei einem Körpergewicht von 70 Kilogramm und einem Gesamteisenanteil von 3.850 mg aussieht.

Die Tatsache, dass 66 % des Eisens an Hämoglobin, den roten Blutfarbstoff, gebunden sind, bedeutet, dass sich fast zwei Drittel des Körpereisens in der Blutzirkulation befinden. Kommt es zum Blutverlust, verlieren wir daher mit dem Blut das wertvolle Metall. Das ist eine von mehreren Ursachen, die zu einem Eisenmangel führen können.

Eisenverteilung im Körper

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(Bothwell et al., 1979)

EISENMANGEL – DIE HÄUFIGSTE MANGELERSCHEINUNG WELTWEIT

Eisenmangel ist eine der häufigsten Mangelerscheinungen weltweit. Betroffen sind vor allem Frauen in Entwicklungsländern, besonders während der Schwangerschaft, aber auch Kinder und Jugendliche.

Eisenmangel lässt sich in drei Stufen einteilen

1)Eisenspeichermangel

2)Eisendefizitäre Blutbildung

3)Eisenmangelanämie

Blutarmut – oder „Anämie“ – ist die unausweichliche Folge von Eisenmangel, was wiederum zu einer Störung der Blutneubildung führt.

Allgemein haben Frauen weniger rote Blutkörperchen als Männer (4,0–5,4 Millionen pro Mikroliter Blut bei Frauen und 4,6–6,2 Millionen pro Mikroliter Blut bei Männern). Wenn aber noch Eisenmangel hinzukommt und sich das Blut nicht erneuern kann, sind zu wenig roter Blutfarbstoff (Hämoglobin) und zu wenige rote Blutkörperchen (Erythrozyten) die Folge.

Das hat schwerwiegende Konsequenzen: Im Körper kann nicht ausreichend Sauerstoff transportiert werden. Zu wenig Sauerstoff im Gewebe führt zu der Meldung ans Herz, dass es schneller schlagen soll, und an die Lunge, dass sie häufiger atmen muss. Das wiederum führt zu Herzrasen und Luftnot, vor allem bei körperlicher Anstrengung. Dieser Zustand kann bis zu einem gewissen Grad ausgeglichen werden. Eine lang andauernde Anämie führt aber zu einer Herzmuskelschwäche, schwere Anämie kann sogar zum Tod führen. Es mag unglaublich klingen, aber man kann an Eisenmangel sterben. In der Dritten Welt ist das ein häufiges Problem, aber auch in Industrieländern kann es bei nicht erkanntem Eisenmangel dazu kommen.

Anämie wird daher in eine leichte (Hämoglobin über 10 g/dl), schwere (Hämoglobin von 7–10 g/dl) und lebensbedrohliche Form (Blutarmut; Hämoglobin unter 7 g/dl) unterteilt.

Wie kommt es zu Eisenmangel?

Es gibt drei Möglichkeiten, wie ein Eisenmangel entstehen kann

1)durch mangelnde Eisenzufuhr

2)durch erhöhten Eisenbedarf

3)durch Eisenverlust

Eisenmangel durch mangelnde Eisenzufuhr

Zu wenig Eisenaufnahme entsteht durch allgemeine Mangelernährung (typisch für Entwicklungsländer), eisenarme Nahrung bzw. verschiedene Diäten (typisch für Industrieländer) oder durch eine gestörte Eisenresorption bzw. Eisenaufnahme im Darm. Letzteres findet sich bei verschiedenen (oft symptomlosen) Erkrankungen des Magens und oberen Dünndarms. Durch mangelnde Säureproduktion im Magen kann Eisen nicht entsprechend aus der Nahrung gelöst werden. Dies wird häufig über eine Gastritis (Entzündung der Magenschleimhaut), durch eine Infektion (mit der Bakterienart Helicobacter pylori) oder durch immunologische Ursachen (Autoimmungastritis) ausgelöst.

Immer öfter wird eine mangelnde Säureproduktion nicht durch eine Erkrankung, sondern durch chronische Tabletteneinnahme ausgelöst: Sogenannte „Magenschutz“-Medikamente (z. B. Protonenpumpenhemmer) blockieren nämlich die Säureproduktion äußerst wirkungsvoll. Dabei handelt es sich um die am häufigsten von Ärzt:innen verordneten Medikamente. Speziell bei Senior:innen dürfte das auch zu einer Zunahme von Eisenmangel führen.

Viel seltener sind Erkrankungen des Zwölffingerdarms bzw. des oberen Dünndarms, wie z. B. die Glutenunverträglichkeit (Zöliakie). Patient:innen mit unbehandelter Glutenunverträglichkeit weisen immer einen schweren Eisenmangel auf bzw. ist Eisenmangel ein klassisches Frühsymptom.

Patient:innen mit verschiedenen chronisch entzündlichen Erkrankungen (z. B. chronische Polyarthritis – Gelenksrheuma) oder fortgeschrittenen Tumorerkrankungen können Eisen ebenfalls schlecht aus der Nahrung aufnehmen. Das trifft aber nur auf die aktiven Erkrankungsphasen zu. Ist die Entzündung bzw. der Tumor unter Kontrolle, funktioniert die Eisenaufnahme wieder.

Patient:innen nach Magen- oder Dünndarmoperationen (z. B. Magenbypass) haben ebenfalls ein großes Problem mit der Eisenresorption. Diese Patient:innen können nicht einmal konzentriertes Eisen aus Tabletten aufnehmen. Hierbei gibt es die Möglichkeit von Eiseninfusionen, die für diese Patientengruppe zum Teil lebensnotwendig sind.

Eisenmangel durch erhöhten Eisenbedarf

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Ab der zwölften Schwangerschaftswoche steigt der Eisenbedarf dramatisch an. Das Wachstum des Fötus, die Plazenta (Mutterkuchen) und die Zunahme des Blutvolumens verlangen nach der fünf- bis sechsfachen täglichen Eisenzufuhr. Eisenmangel in der Schwangerschaft ist ein häufiges und ernstzunehmendes Problem, weshalb alle Schwangeren vorsorglich mit Eisentabletten (bzw. eisenhaltigen Multivitamintabletten) behandelt werden.

Auch Ausdauersportler:innen haben einen erhöhten Eisenbedarf (siehe S. 47), der zu Eisenmangel führen kann.

Eisenmangel durch Eisenverlust

Eisen verliert man mit dem Blut. Bei Frauen zwischen der Pubertät und der Menopause ist das üblicherweise durch die Monatsblutung bedingt. Deshalb ist Eisenmangel ein typisches Frauenproblem. Viel zu selten sprechen Frauen mit starken Blutungen dieses Problem bei ihren Ärzt:innen an, da sie häufig annehmen, dass das normal sei und es keine Behandlung dafür gibt. Die moderne Medizin hat aber eine Vielzahl von Methoden entwickelt, um Frauen mit zu starker Monatsblutung helfen zu können.

Auch schwere Blutungen nach einer Verletzung, einem Unfall oder einer Operation führen zu Eisenmangel. Da dies in der Regel nur einmalige Ereignisse sind, kann der Körper den Eisenverlust in den folgenden Monaten aber wettmachen.

Anders ist das bei unerkannten Blutungen aus dem Magen-Darm-Trakt. Der Blutverlust (wenn nicht im Stuhl sichtbar) wird von Patient:innen lange Zeit nicht wahrgenommen, bis sie aufgrund des fortgeschrittenen Eisenmangels zu Ärzt:innen gehen oder ins Krankenhaus kommen.

Die Ursachen für Blutungen sind vielfältig und meist gutartig: Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre, kleine Blutgefäßerweiterungen (Angiodysplasien), chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulzerosa, Morbus Crohn), Dickdarmpolypen und vieles mehr. Das eine oder andere Mal kann auch ein unerkannter Tumor (meist Darmkrebs) die Ursache für einen Eisenmangel sein. Deshalb ist Eisenmangel ein wichtiges Symptom, das weiter abgeklärt werden muss.

Moderne endoskopische Verfahren (Magenspiegelung, Darmspiegelung, Kapselendoskopie) helfen einerseits, die Blutungsquelle im Magen oder Darm festzustellen; andererseits gelingt es meist im Rahmen der Endoskopie (aus dem Griechischen für „in das Innere sehen“), die Blutung zu stillen. Alle Arten der Schleimhautschädigung können zu einem Blutverlust im Magen-Darm-Trakt (gastrointestinaler Blutverlust) führen.

Aspirin oder Schmerzmedikamente (sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika) führen oft zu blutenden Schleimhautschäden. Außerdem reduzieren diese Medikamente die Blutgerinnung, was einen Blutverlust verstärken kann. Andere blutgerinnungshemmende Medikamente bei Herz- oder Gefäßerkrankungen oder nach einem Schlaganfall führen bei fast 10 % der Betroffenen zu einem Blutverlust im Magen-Darm-Trakt. Das wird allerdings – im Vergleich zu einem möglichen Herzinfarkt oder erneuten Schlaganfall – als ein geringeres Übel betrachtet. Auch dabei wird die gastrointestinale Endoskopie zur Blutstillung eingesetzt.

Entstehung von Eisenmangel im Überblick – Eisenmangel entsteht durch …

… mangelnde Zufuhr … erhöhten Bedarf … Eisenverlust
eisenarme Ernährung in der Schwangerschaft Monatsblutung
atrophe Gastritis (z. B. autoimmun) bei Ausdauersportler:innen Unfall, Operation
Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) im Wachstum Magen-Darm-Geschwüre
Magenschutzmedikamente nach Magenoperationen Angiodysplasien (Fehlbildungen von Blutgefäßen)
blutgerinnungshemmende Medikamente

In der Praxis sind es oft Kombinationen mehrerer Ursachen (z. B. Gastritis mit eingeschränkter Eisenaufnahme und vermehrter Eisenverlust durch starke Monatsblutung), die zu einem Eisenmangel führen. Eine medizinische Abklärung bei Hausärzt:in oder Spezialist:in ist in jedem Fall wichtig.

Woran bemerke ich einen Eisenmangel?

Eisenmangel entsteht meist langsam. Daher treten die Symptome nicht plötzlich auf, sondern schleichen sich ein, sodass sie oft nicht wahrgenommen werden. Da Eisen in jeder Zelle benötigt wird, sind die Mangelerscheinungen vielfältig.

Eisenverteilung im Körper

Neurologische Veränderungen sind ebenfalls typisch für Eisenmangel:

Chronische Müdigkeit und Abgeschlagenheit treten oft schon bei geringem Eisenmangel, also ohne Blutarmut, auf.

Einschlaf- und Durchschlafstörungen verschlechtern diese Situation zusätzlich.

Dem kann nicht selten ein Restless Legs Syndrom zugrunde liegen: Dabei handelt es sich um einen Bewegungsdrang der Beine, der üblicherweise von einem unangenehmen Gefühl (Parästhesien wie Kribbeln oder Brennen in den Beinen, Dysästhesien wie Schmerz durch Berührung, sonstige Missempfindungen) begleitet wird. Dieser Bewegungsdrang tritt vermehrt in Ruhe- und Entspannungssituationen, besonders abends, auf. Durch Bewegung der Beine kommt es teilweise oder vollständig zu einer Erleichterung der Symptome. Oftmals wissen Betroffene nicht, dass sie an diesem Syndrom leiden. Im Schlaflabor lässt sich das aber eindeutig diagnostizieren. Man nimmt an, dass die Ursache dafür in einer verminderten Aktivität der Tyrosinhydroxylase liegt, einem eisenabhängigen Enzym, das ohne Eisen keine Aktivität ausüben kann.

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Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrationsschwäche, Stimmungsschwankungen und fehlende Lust auf Sex können ebenfalls durch Eisenmangel ausgelöst bzw. verstärkt werden.

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Kosmetische Veränderungen bei Eisenmangel

Kosmetische Veränderungen an Nägeln und Haaren sind ein typisches Merkmal:

Die Nägel werden weicher, brüchig und können Längsrillen aufweisen.

Haare fallen vermehrt aus, wobei es kein umschriebener (nur bestimmte Stellen der Kopfhaut betreffend), sondern ein diffuser, d. h. gleichmäßig über den Kopf verteilter Haarausfall ist. Beim Kämmen oder Waschen fällt dies besonders bei langen Haaren auf.

Auch offene Mundecken sind klassisch durch Eisenmangel hervorgerufen.

Veränderungen an Schleimhäuten (glatte Zunge) und Schluckstörung treten erst bei fortgeschrittenem Eisenmangel auf.

Checkliste Eisenmangel: Welche Fragen sollte ich mir stellen?

Die Beantwortung der folgenden Fragen soll Ihnen helfen, einen möglichen Eisenmangel zu entdecken:

Haben Sie brüchige bzw. längs gerillte Nägel?

Bemerken Sie vermehrten Haarausfall oder eingerissene Mundecken?

Fühlen Sie sich außerstande, sich zu konzentrieren bzw. sich Dinge zu merken?

Fühlen Sie sich erschöpft, energielos oder abgeschlagen?

Halten Sie die Müdigkeit, die Sie erleben, für abnormal?

Schränkt Sie Ihre Müdigkeit ein, Ihre Arbeit zu leisten, sich mit Freund:innen zu treffen oder jene Aktivitäten auszuführen, die Ihnen Freude bereiten?

Bemerken Sie abendlichen bzw. nächtlichen Drang, aufgrund eines unangenehmen Empfindens die Beine zu bewegen?

Haben Sie in letzter Zeit weniger Lust auf Sex?

Für Sportler:innen: Merken Sie beim Training eine mangelhafte Leistungssteigerung bzw. eventuell sogar einen Leistungsabfall?

Für Nichtsportler:innen: Bemerken Sie bei körperlicher Anstrengung vermehrt Luftnot oder Herzrasen?

Wurde jemals bei Ihnen Blutarmut festgestellt?

image Je mehr Fragen Sie mit „Ja“ beantworten, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Eisenmangel vorliegt. Ein Verdacht soll in jedem Fall medizinisch abgeklärt werden.

Wie kann ich einen Eisenmangel sicher feststellen lassen?

Durch eine Blutabnahme lässt sich Eisenmangel sicher feststellen. Dabei muss einerseits ein komplettes Blutbild, zur Zählung aller roten und weißen Blutkörperchen sowie Blutplättchen, erstellt werden. Andererseits bestimmt man die Eisenspeicher mittels Ferritinmessung (Ferritin ist ein Protein, das für die Eisenspeicherung verantwortlich ist) und das in der Zirkulation befindliche Eisen mittels Messung von Transferrin (ein Protein, das für den Eisentransport verantwortlich ist) und Transferrinsättigung (siehe S. 18/19).

Wie kann ich meine Blutwerte richtig interpretieren?

Die unteren Normalwerte für das rote Blutbild (Erythrozyten bzw. rote Blutkörperchen, Hämoglobin, Hämatokrit) unterscheiden sich bei Frauen, Männern, Schwangeren und Kindern. Genaue Grenzwerte können Sie der nachfolgenden Tabelle entnehmen. Diese Werte entsprechen den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 1968 und sollten bei Blutuntersuchungen als Normalwerte angegeben sein. Nicht alle medizinischen Laboratorien halten sich an diese WHO-Empfehlungen, manche richten sich nach eigenen, regional unterschiedlichen Normalwerten, die zum Teil deutlich voneinander abweichen können.

Zu beachten ist, dass sich der Hämoglobinspiegel mit dem Lebensraum ändert: Der Körper versucht, den niedrigen Sauerstoffpartialdruck in großen Höhen durch vermehrte Hämoglobinproduktion auszugleichen. Bevölkerungen, die in großer Höhe leben (z. B. Alpen, Anden, Himalaya), weisen deutlich höhere Hämoglobinwerte auf. Diesen Anstieg des Hämoglobins nutzen Leistungssportler:innen durch Höhentraining.

Der mittlere Hämoglobinspiegel ist nicht nur vom Geschlecht, sondern auch von der genetischen Herkunft und vom Lebensalter abhängig. So haben z. B. Kaukasier:innen generell einen höheren Hämoglobinspiegel als Afrikaner:innen. Bei Männern ist der Wert mit 20 Jahren am höchsten und fällt langsam mit dem Alter. Bei Frauen ist dies umgekehrt: Durch das Einsetzen der Monatsblutung und durch wiederholte Schwangerschaften ist der Hämoglobinspiegel bei Frauen im Alter von 20 Jahren am niedrigsten und steigt bis zum sechzigsten Lebensjahr kontinuierlich.

Untere Grenzwerte für das rote Blutbild

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(Blanc et al., 1968, 1–40)

Ziel einer guten eisenreichen Ernährung oder Eisensubstitution ist nicht, den unteren Hämoglobingrenzwert zu erreichen, sondern den mittleren Hämoglobinspiegel für das jeweilige Geschlecht und Alter.

Ferritin

Mittels Ferritin wird der Eisenspeicherwert analysiert.

Die Werte für Ferritin sind leider nicht so einfach interpretierbar wie die für Hämoglobin. Ferritinkonzentrationen unter 30 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) sind in fast allen Fällen mit einem Mangel an Eisenreserven verbunden. Bei speziellen Symptomen oder Krankheitsbildern sollte das Ferritin aber höher sein. Bei Patient:innen mit Restless Legs Syndrom empfiehlt die Amerikanische Neurologische Fachgesellschaft, Ferritinwerte zumindest über 80 ng/ml zu halten, um eine ausreichende Eisenversorgung für die Dopaminsynthese im Gehirn zu gewährleisten. Dieser Wert ist bei Frauen mit mittelstarker Monatsblutung nur schwer allein durch Nahrung aufrechtzuerhalten. Eisensubstitution mittels Tabletten und Infusionen ist meist notwendig, um eine Verbesserung zu erzielen.

Transferrin und Transferrinsättigung

Wirklich schwierig wird es mit der Interpretation des Ferritin- und Transferrinwerts, wenn gleichzeitig mit dem Eisenmangel auch Entzündungsvorgänge oder eine Tumorerkrankung vorliegen. Dabei sind verschiedene Blutwerte erhöht (z. B. auch die Blutsenkungsgeschwindigkeit oder die Anzahl der weißen Blutkörperchen). Dann liegt der empfohlene untere Richtwert für Ferritin bei 100 ng/ml. Im Rahmen von Entzündungsreaktionen kommt es auch zu einer Verteilungs- und Aufnahmestörung. Eisen wird schlechter aus dem Darm aufgenommen und nicht entsprechend an Transferrin abgegeben. Dadurch sinkt das in der Zirkulation verfügbare Eisen (Transferrinsättigung) und es kann zu einer Unterversorgung diverser Organe kommen, auch wenn die Eisenspeicher (Ferritinwerte) hoch sind.

Transferrin ist jener Eiweißstoff, der für den Transport von Eisen im Blut und damit für die Versorgung aller Körperzellen zuständig ist. Mit der Transferrinsättigung bestimmt man den Eisengehalt des Transferrins. Bei Eisenmangel kommt es als Ausgleich zu einer vermehrten Transferrinausschüttung, die gemessenen Blutwerte sind dann zu hoch. Die Transferrinsättigung aber ist zu niedrig.

Wie wird Eisenmangel behandelt?

Die Entscheidung, wie behandelt werden soll, hängt vor allem vom Schweregrad des Eisenmangels ab.

Die wichtigsten Behandlungsformen von Eisenmangel sind:

Eiseninfusionen/intravenöses Eisen

eisenhaltige Medikamente

Nahrungsergänzungsmittel

Diät

Laborwerte für Eisenspeicher und Eisentransport im Überblick

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Eiseninfusionen/intravenöses Eisen

Liegt eine schwere oder sogar lebensbedrohliche Anämie (Blutarmut) vor bzw. führt eine andere Therapieform nicht zum Erfolg, sind Eiseninfusionen die Therapie der Wahl. Auch bei bestimmten Erkrankungen (siehe S. 22) ist die intravenöse Eisenverabreichung angezeigt. Im deutschsprachigen Raum gibt es dafür verschiedene Präparate im Handel, die bei richtiger Anwendung zumeist gut verträglich sind (siehe Tabelle S. 20).

Bei Eisendextran gibt es häufig allergische Reaktionen, weshalb diese Produkte zumeist nur noch im veterinärmedizinischen Bereich genutzt werden. Diese allergischen Reaktionen sind bei Eisensaccharose und Eisencarboxymaltose nicht bekannt.

Zumeist werden Eiseninfusionen im Krankenhaus gegeben. Es gibt auch spezialisierte Zentren (z. B. Loha for Life, www.lohaforlife.at), die diese Infusionstherapie ambulant durchführen. Eiseninjektionen in den Gesäßmuskel sollte man sich nicht geben lassen.

Übersicht: In Österreich vertriebene Eiseninfusionen

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(Austria Codex, 2023)

Eisenhaltige Medikamente

Eisenhaltige Präparate mit höherer Konzentration werden als Medikamente gewertet. Diese sind verschreibungspflichtig und ausschließlich in Apotheken zu beziehen. In Österreich sind mehrere Produkte – vom Saft bis zur Brausetablette – erhältlich. In den meisten Fällen sind diese billiger als alternative Nahrungsergänzungsmittel.

Bei allen Präparaten handelt es sich um zweiwertige Eisenverbindungen (Fe2+). Unterschiede bestehen in der Art des Eisensalzes (Eisensulfat, Eisenfumarat, Eisengluconat), in der Konzentration pro Kapsel/Tablette und in der Art der Herstellung (säureresistente Galenik).

Einnahme von eisenhaltigen Präparaten

Generell empfiehlt sich die Einnahme am Morgen auf nüchternen Magen mit einem Glas frisch gepresstem Orangensaft, der ausreichend Vitamin C liefert, idealerweise 1 Stunde vor dem Frühstück.

Eine weitere Möglichkeit wäre die Einnahme 2 Stunden nach dem Frühstück und 1 Stunde vor der nächsten Mahlzeit.

Säureresistente Präparate wurden entwickelt, da Eisentabletten häufig Magenschmerzen verursachen, speziell bei Patient:innen mit Entzündung der Magenschleimhaut (Gastritis). Säureresistent bedeutet, dass sich die Tablette oder Kapsel nicht im Magen auflöst, sondern erst viel später. Wirklich sinnvoll sind diese Präparate aber nicht: Das Aufspalten des Eisens im Magen ist ja eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Aufnahme in den Körper, die im Zwölffingerdarm, also gleich nach dem Magen, stattfindet. Expert:innen halten daher diese säureresistenten Produkte für fragwürdig, da sie eine niedrige Bioverfügbarkeit (Prozent des aufgenommenen Eisens) haben. Eisen aus diesen Produkten wird also weniger in den Körper aufgenommen und vermehrt mit dem Stuhl ausgeschieden, was an der dunklen Verfärbung einfach zu erkennen ist.

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Hohe Eisenkonzentrationen im Darm führen nicht nur zu einer Veränderung der Stuhlfarbe, sondern auch der Toilettengewohnheiten. Bei vielen Patienten kommt es durch Eisentabletten zu Darmträgheit und Verstopfung, eher selten zu Durchfall. Diese Magen-Darm-Nebenwirkungen sind bei zumindest einem/r von fünf Patient:innen zu beobachten und führen oft zum Abbruch der Behandlung.

Im Rahmen von schweren Entzündungen wird die Eisenaufnahme vom Körper selbst blockiert – mit dem Ziel, Eisen aus dem Blut zu entfernen. Bei schweren Infektionen ist eisenreiches Blut ein ideales Nährmedium für Bakterien, für deren Vermehrung Eisen ebenso essenziell ist wie für den Menschen. Der Körper schüttet dabei dasselbe Hormon aus, das vor Eisenüberladung schützt: Hepcidin. Dadurch wird sowohl die Eisenaufnahme aus dem Darm als auch aus dem Eisen-Recycling-System verhindert und die Eisenkonzentration im Blut (Transferrinsättigung) sinkt, während die Eisenspeicher gefüllt bleiben. Sollte in einer solchen Situation aber Eisenmangel vorliegen, kann dieser nicht durch Tabletteneinnahme ausgeglichen werden.

Manche Ärzt:innen meinen, dass die langjährige Einnahme von Eisentabletten auch die Entstehung von Darmkrebs fördern kann. Die genaue Ursache ist unbekannt. In Tiermodellen konnte z. B. gezeigt werden, dass Eisen vor allem in Kombination mit einer Darmentzündung die Tumorentstehung beschleunigt.

Kombination von Magenschutz und Eisentabletten

Ein Unsinn, der oft in der Praxis beobachtet wird, ist die gemeinsame Einnahme von „Magenschutz“ und Eisentablette, mit dem Ziel, die Magenverträglichkeit zu verbessern. Magenschutzpräparate blockieren die Bildung von Magensäure, die allerdings für das Aufspalten und die Resorption von Eisen notwendig ist. Die gemeinsame Einnahme mag die Verträglichkeit verbessern, behindert aber schließlich die Eisenaufnahme und behebt nicht den Eisenmangel. Ebenfalls kontraproduktiv bei zeitgleicher Einnahme sind Medikamente gegen Sodbrennen (Antacida), welche die Magensäure neutralisieren. Diese vermindern die Eisenresorption.

Wechselwirkung von Medikamenten

Auch umgekehrt kann die Resorption von manchen Medikamenten bei gemeinsamer Einnahme mit Eisentabletten vermindert ausfallen. Dazu zählen bspw. Antibiotika mit Wirkstoffen wie Ciprofloxacin und Tetracyclin, Schilddrüsenhormone und der bei Bluthochdruck und Schwangerschaftsbluthochdruck angewendete Wirkstoff Methyldopa. Hier sollte zwischen der Einnahme eines der genannten Medikamente und der eines medizinischen Eisenpräparates ein zeitlicher Abstand von mindestens 3 Stunden eingehalten werden.

Eiseninfusionen

Bei bestimmten Erkrankungen sollte man Eisentabletten nur mit äußerster Vorsicht einnehmen. Dazu gehören die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Colitis ulzerosa und Morbus Crohn. Denn auch von den besten Eisentabletten werden nicht mehr als 20 % des Eisens aufgenommen. Die 80 % des zweiwertigen Eisens, die im Darm verbleiben, können oxidieren, zur Sauerstoffradikalbildung führen und so die Darmentzündung verstärken. Durch den chronischen Blutverlust aus den Darmgeschwüren ist diese Patientengruppe aber oft von Eisenmangel betroffen. Hier sind Eiseninfusionen eine gute Alternative.

Auch Patient:innen mit Reizdarmsyndrom oder bakterieller Überwucherung des Dünndarms sollten mit der Einnahme von Eisentabletten aufpassen. Oft verschlechtern sich die Magen-Darm-Beschwerden, was häufig zum Abbruch der Eisenbehandlung führt. Eine mögliche Ursache für die Verschlechterung der Beschwerden kann eine Verschiebung der Darmflora (Mikrobiota) sein.

Für die Praxis gilt, dass Eisentabletten nur maximal über 3 Monate pro Jahr eingenommen werden sollten. Ist der Eisenbedarf damit nicht gedeckt, sollte zu Eiseninfusionen gegriffen werden.

In Österreich vertriebene Eisenmedikamente zum Schlucken im Überblick

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(Austria Codex, 2023)

Nahrungsergänzungsmittel

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Eisenhaltige Präparate mit niedrigerer Konzentration werden als Nahrungsergänzungsmittel gewertet. Diese beinhalten meist zweiwertige Eisensalze (Fe2+ meist als Eisensulfat), sind nicht verschreibungspflichtig und neben Apotheken auch in diversen Drogeriemärkten zu beziehen. Besondere Formen, wie zum Beispiel Eisen aus pflanzlichen Extrakten, sind über spezielle Vertriebsnetzwerke (Partnerärzt:innen, Onlinehandel) erhältlich. Moferrin® ist ein solches Eisenextrakt aus dem Curryblatt. Alle Produkte unterscheiden sich in der Zusammensetzung und jeweiligen Eisenkonzentration. Es empfiehlt sich, die Beschreibung der genauen Zusammensetzung zu lesen.

Eisenpräparate und eisenhaltige Nahrungsergänzungsmittel in Deutschland

Produktname Darreichungsform Vertrieb
Altapharma Eisentabletten Tabletten Rossmann
Das gesunde Plus Eisen + Vitamin C + B-Vitamine Tabletten DM
Doppelherz Aktiv Eisen-Femin Direkt Micro-Pellets-Beutel Queisser
Dreisafer 100 mg Filmtabletten Teva (Apotheke)
Eisen Verla 35 mg überzogene Tabletten Verla-Pharm (Apotheke)
Eisensulfat Lomapharm 50 mg Filmtabletten Lomapharm (Apotheke)
Eisentabletten AbZ 50 mg Filmtabletten AbZ Pharma (Apotheke)
Eisentabletten-Ratiopharm N 50 mg Filmtabletten Ratiopharm (Apotheke)
Ferro Sanol Duodenal Mite 50 mg Hartkapseln UCB Pharma (Apotheke)
Ferrogamma Weichkapseln Wörwag (Apotheke)
Ferrotone flüssiger Eisenlieferant Beutel Nelsons
Ferrum-Hausmann Retardkapseln Vifor Pharma (Apotheke)
Fit + Vital Eisen-Tabletten Tabletten Müller Drogeriemarkt
Fitne Eisen Komplex Kapseln Kapseln Fitne
Gall Pharma Eisen Chelat 14 mg + Vitamin C GHP Kapseln Gall-Pharma (Apotheke)
Herbaria Blutquick Flüssigkeit Herbaria
Hübner Eisen Vital F Flüssigkeit Anton Hübner
Lichtenstein Ferrlecit 2 überzogene Tabletten Sanofi-Aventis
Lösferron 80,5 mg Brausetabletten Mibe (Apotheke)
MoFerrin 21 Kapseln Biogena
Multinorm Eisentabletten mit Folsäure, Vitamin C, B6 und B12 Tabletten Aldi Süd
OLEOvital Eisen Pulver OLEOvital (Apotheke)
Plastufer Mite 50 mg Weichkapseln Meda Pharma (Apotheke)
Plastulen Eisen 55 mg retardierte Hartkapseln Stada (Apotheke)
Pure Encapsulations Eisen-C Kapseln Purecaps (Apotheke)
Rotbäckchen Mama Eisen + Saft Haus Rabenhorst
Salus Kräuterblut Floradix mit Eisen Lösung Salus Haus
Sanotact Eisen Plus Tabletten Sanotact
Tardyferon Retardtabletten Pierre Fabre (Apotheke)
Taxofit Eisen + Vitamin C Kapseln MCM Klosterfrau
Vitaferro Brause 80,5 mg Brausetabletten Dr. Kade (Apotheke)

(ÖKO-TEST, 2020)

Diät

Eisensubstitution bzw. Eisenersatz durch Umstellung der Ernährung sollte als vorbeugende Maßnahme, als erster Schritt in der Behandlung von leichtem Eisenmangel und als Kombination zu anderen Therapieformen vorgenommen werden.

In den USA gibt es auch Hämeisen (Proferrin oder Bifera) im Handel. Dieses tierische Produkt hat den Vorteil, dass es aufgrund des enthaltenen Hämeisens im Vergleich zu Eisensalzen eine bessere Verwertbarkeit im Darm aufweist.

EISENÜBERLADUNG UND EISENMANGEL

Eisen – darf es etwas mehr sein?

Die alten Kelt:innen haben die Eisenzeit so richtig ausgekostet. Durch eine bestimmte Veränderung im genetischen Code (Mutation) kam es zu einer Änderung der Regulation der Eisenaufnahme – und zwar in der Form, dass Eisen leichter in den Körper gelangt. Diese Mutation hat sich in den Gebieten, in denen die Kelt:innen gelebt haben, verbreitet und ist heute bei zirka jedem/r zehnten bis zwanzigsten Nordeuropäer:in zu finden. Diese genetische Veränderung hatte offenbar den Vorteil, dass Frauen leichter an Eisen herankamen. Den Keltinnen ging es also besser.

Bei einem von 400 Männern führt die Mutation allerdings im Alter zu einer Eisenüberladung.

Bei einer Eisenüberladung lagert sich überschüssiges Eisen in verschiedenen Organen ab und verursacht durch die Bildung von Sauerstoffradikalen Organschäden – und zwar an Leber, Bauchspeicheldrüse, Herz, Gelenken und der Haut.

Betroffene sind ohne Beschwerden, solange es nicht zu einem nachhaltigen Organschaden kommt. Die Folgen sind Leberzirrhose, Zuckerkrankheit, Arthritis, Herzschwäche und verstärkte Hautpigmentierung. Die Erkrankung wird daher auch „Bronzediabetes“ genannt. Frauen sind durch die Monatsblutung vor einer Eisenüberladung geschützt, selbst wenn sie die Mutation in sich tragen.

Diagnose und Behandlung sind heutzutage einfach: Im Labor können die Eisenüberladung und der Gendefekt nachgewiesen werden. Das überschüssige Eisen wird den Betroffenen durch einen Aderlass (Blutentnahme) entfernt.

Eine Eisenüberladung kann auch die Folge von vielen Bluttransfusionen sein, wenn ein Problem mit der Blutbildung besteht. Das findet sich manchmal im Mittelmeerraum als eine vererbte Störung des roten Blutfarbstoffes (Thalassämie).

Eisen und Krebs

Tumorpatient:innen sind oft von Eisenmangel unterschiedlicher Stärke betroffen. Der Eisenmangel kann die Müdigkeit und allgemeine Schwäche noch verstärken. Der Tumor stört die Eisenaufnahme aus der Nahrung und kann, falls er im Magen-Darm-Trakt sitzt, auch zu Blut- und damit Eisenverlust führen.

Unter Mediziner:innen besteht Uneinigkeit darüber, ob Patient:innen mit einer Krebserkrankung Eisen substituieren sollten. Die Befürworter:innen sehen darin das geringere Übel als in alternativen Bluttransfusionen. Die Gegner:innen befürchten hingegen, dass Eisen auch das Tumorwachstum und somit die Erkrankung fördert.

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Viele Tumorzellen greifen selbst in den Eisenhaushalt ein. Sie versuchen, das Metall aus der Umgebung zu mobilisieren und aufzunehmen. Tumore haben daher reichlich Eisenreserven angelegt, und das selbst bei ausgeprägtem Eisenmangel im restlichen Körper. Es ist also schwer, den Tumor vor Eisen zu bewahren.

NAHRUNG ALS EISENLIEFERANT

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Eisen kommt in der Nahrung in unterschiedlichen Eisenverbindungen vor, wobei dem sogenannten Hämeisen (einer Form, die nicht frei vorliegt, sondern im Hämoglobin der roten Blutkörperchen oder im Myoglobin, dem Sauerstofftransporter in der Muskulatur, gebunden ist) die größte Bedeutung in der Eisenversorgung zugeschrieben wird. Dieses kommt sowohl im menschlichen Körper als auch bei Säugetieren zu einem großen Teil im Blutkreislauf vor. Aus diesem Grund ist Fleisch ein ausgezeichneter Eisenlieferant, ebenso wie Blutwurst und Innereien, auch wenn sie nicht dem allgemeinen Geschmack entsprechen. Auch pflanzliche Nahrungsmittel wie Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte und Gemüse weisen einen hohen Eisengehalt auf (siehe Tabelle S. 42 ff.), jedoch ist die Aufnahme in den Körper wesentlich komplexer. Unabhängig von der Art des Eisens wird immer nur ein Teil dessen, was mit der Nahrung gegessen wurde, im Darm absorbiert. Der Rest wird wieder ausgeschieden.

Der Eisenstoffwechsel

Tierisches Eisen wird grundsätzlich besser in den Körper aufgenommen als pflanzliches. Einer der Gründe dafür ist der zugrunde liegende Mechanismus: Unmittelbar nachdem wir das saftige Steak geschluckt haben, wandert es innerhalb weniger Sekunden die Speiseröhre hinunter. Im Magen angelangt, wird es von der Magensäure zersetzt. Der Magensaft ist so scharf, dass von dem kleinen Fleischstück nach 3 bis 6 Stunden nur noch eine Fleischsauce übrig ist, in der die eisenhaltigen Hämmoleküle frei gelöst sind. Dieses Hämeisen kann dann schnurstracks nach der Magenentleerung im obersten Dünndarmabschnitt, dem Zwölffingerdarm, aufgenommen werden.

Dabei ist zu bedenken, dass nur jener Teil des Eisens aus dem Speisebrei, der mit der Darmwand in Kontakt tritt, aufgenommen werden kann. Wenn man bedenkt, dass die Eisenaufnahme nur in den ersten 50 Zentimetern des Dünndarms erfolgt, ist es erstaunlich, wie effizient Eisen aus der Nahrung entzogen werden kann.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783991117247
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (Oktober)
Schlagworte
Weiß Gasche Eisenmangel Ernährung maudrich gesund Eisen Nährstoff Mangelerscheinung Blut Schwangerschaft Stillen Kinder Senioren Sportler Ferritin Vitamin C Calcium Rezepte Kochen Backen

Autoren

  • Ilse Weiß (Autor:in)

  • Christoph Gasche (Autor:in)

Mag.a Ilse Weiß Diätologin und Gesundheitswissenschafterin, langjährige Tätigkeit an der Wiener Universitätsklinik für Innere Medizin. Lektorin am FH Campus Wien. Führt seit 2005 eine eigene Praxis, ist seit 2020 ausschließlich freiberuflich in ihren zwei Praxen (www.amano.at, www.ilse-weiss.at) tätig. Fachliche Spezialisierung: Gastroenterologie, Hepatologie und Leistungssport. Ao. Univ.-Prof. Dr. Christoph Gasche Führender Experte auf dem Gebiet der intravenösen Eisentherapie. Gründer von Loha for Life – das Medizinische Kompetenzzentrum für Eisenmangel und Gastroenterologie (www.lohaforlife.at), das auf die Behandlung von Eisenmangel spezialisiert ist. Fachliche Spezialisierung: Gastroenterologie mit Schwerpunkt chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Reizdarmsyndrom und familiärer Darmkrebs.
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Titel: Ernährung bei Eisenmangel