Zusammenfassung
Entdecken Sie in diesem Buch elf „Helden“ des Immunsystems, von der antibakteriellen Wirkung der ätherischen Öle über natürliche Entzündungshemmer bis zu den verdauungsfördernden Bitterstoffen.
Die Ernährungswissenschaftlerin und begeisterte Köchin Eva Fauma zeigt, welche Nahrungsinhaltsstoffe welche Wirkung haben, wie sie das Immunsystem stärken, welche Lebensmittel besonders zuträglich sind und nicht zuletzt, wie Sie diese geschmack- und wirkungsvoll auf den Teller bringen.
PLUS:
- Steckbrief und Übersicht zu den Helden des Immunsystems
- Spannende Infos zu Wirkung und Vorkommen
- Praktische Tipps für Küche und Alltag
- Rund 60 köstliche Rezepte
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Die Prävention von Krankheiten ist ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Gesundheit. Dabei handelt es sich nicht nur um den Schutz vor Verletzungen aller Art, sondern Gesunderhaltung umfasst auch und gerade einen Bereich des Körpers, der nicht so leicht wahrnehmbar ist: das Immunsystem.
Um dieses vielfältige Konstrukt so gut wie möglich im Gleichgewicht zu halten, also weder zu übernoch zu unterfordern, bedarf es einer Balance auf verschiedenen Ebenen: Eine ausgeglichene Psyche trägt ebenso zu einem gesunden Immunsystem bei wie regelmäßige Bewegung und ausgewogene Ernährung. Letztere nimmt sogar eine zentrale Rolle ein.
Welche Nahrungsinhaltsstoffe in welchem Umfang für die reine Aufrechterhaltung der Lebensfunktionen notwendig sind, ist schon ausreichend erforscht. Dazu zählen vor allem Kohlenhydrate, Fette, Proteine, Vitamine und Mineralstoffe. Dass ein Lebensmittel zugleich aber unzählige weitere Substanzen bereitstellt, wird häufig unterschätzt.
Diese „Inhaltsstoffe 2.0“ sind das Thema der Gesunderhaltung im 21. Jahrhundert. Wir erleben mit, wie sie mit klingenden Namen wie „Senfölglykoside“ versehen und über Attribute wie „antibakteriell“, „Radikalfänger“ oder gar „Anti-Krebs-Mittel“ vermarktet werden.
Dass die vielgepriesenen Stoffverbindungen eine Wirkung haben, ist jedoch erwiesen. Die Ernährungswissenschaft kennt entzündungshemmende Substanzen ebenso wie blutdruckstabilisierende, wundheilende oder auch blutstillende Inhaltsstoffe. Sulfide etwa – ein Bestandteil der Zwiebelgewächse – sind natürliche Helfer für die Gefäßgesundheit und unterstützen das Immunsystem mit ihrer durchblutungsfördernden und antisklerotischen Wirkung. Zudem sind sie antibakteriell. Wer also gerne einer knoblauchreichen und zwiebellastigen Kost frönt, lebt ewig, aber einsam – ein alter Spruch mit wahrem Kern.
Einen besonderen Stellenwert haben Flavonoide, die zu den wirksamsten Antioxidanzien zählen. Sie schützen menschliche Zellen vor aggressiven freien Radikalen und in der Folge vor entzündlichen Prozessen etwa in Bindegewebe und Muskulatur.
Die Wirkung bioaktiver Substanzen ist ferner von verschiedenen natürlichen Faktoren abhängig, wie dem Zeitpunkt der Ernte, Verarbeitung und Zubereitungsart, aber auch Alter oder Gesundheitszustand der Konsument*innen. So zeigen besonders Sulfide und Phytosterine bei Personen mit erhöhten Blutfetten eine lipidsenkende Wirkung. |
Für das Immunsystem ist eine ausreichende Zufuhr dieser Substanzen notwendig. Sie fördern die Aktivität von Enzymen, die Funktionalität der weißen Blutkörperchen, wehren Keime ab und regen die Regeneration der Zellen an.
Für den Alltag bedeutet dies, dass sich eine Auseinandersetzung mit pflanzlicher Kost durchaus lohnt. Die Vielfalt der über 100.000 bekannten bioaktiven Stoffe wird großteils über vegetarische Kost aufgenommen. Auch fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut, Kombucha, Kimchi und Co versorgen uns über das Jahr mit wertvollen Inhaltsstoffen, die unter anderem die Darmflora im Gleichgewicht halten.
Ausgesprochen reichhaltig an Phytosterinen und Phytoöstrogenen wiederum sind Nüsse aller Art, Samen und Saaten. Hiervon profitieren Frauen im Wechsel, aber auch Menschen mit Fettstoffwechselstörungen. Diese pflanzlichen Hormone können den körpereigenen Hormonhaushalt ausgleichen, und die Fette der Nüsse gelten als natürliche Helfer zur Senkung eines erhöhten Cholesterinspiegels um rund 10 Prozent – sofern es sich nicht um eine genetische Veranlagung handelt.
Es ist ungemein einfach, diese natürlichen Helfer aufzunehmen. Oft genügt ein kleiner Zusatz in einem vertrauten Rezept: Radieschen zum Jausenbrot, Schnittlauch auf dem Kartoffelpüree, Zwiebeln zum Sonntagsbraten, Nüsse im Salat, Kräutertee zum Frühstück und natürlich frisches Obst über den Tag verteilt liefern ein ganzes Paket an Wirkstoffen, das es in sich hat. Verfolgte die WHO vor knapp 30 Jahren das Programm „5x am Tag“, so war genau das die Idee: die Zufuhr einer Vielfalt an Inhaltsstoffen über frische, pflanzliche Nahrungsmittel. |
Gesunde Ernährung und Gesunderhaltung ist also gar nicht schwer. Man muss es nur ausprobieren! In diesem Buch finden Sie deshalb einen Überblick über die wichtigsten Helfer unter den Pflanzenwirkstoffen. Die einzelnen Stoffgruppen werden mit ihren jeweiligen Eigenschaften und Wirkungen dargestellt. Ein kurzer Steckbrief liefert einen schnellen Überblick. Im Anschluss finden Sie spannende Hintergrundinfos aus Wissenschaft und Geschichte, praktische Tipps für die Aufnahme und Verarbeitung dieser Substanzen und natürlich Anregungen für die praktische Anwendung in Küche und Alltag. Mit den passenden Rezepten möchte ich Ihnen die Umsetzung schmackhaft machen.
Alle Rezeptmengen in diesem Buch wurden für 4 Hauptspeisenportionen oder für 8–10 Vorspeisen berechnet, sofern nicht anders angegeben.
Jene Zutaten, die den jeweiligen „Immun-Helden“ enthalten, sind farbig hervorgehoben.
Über das Immunsystem
Das Immunsystem des menschlichen Körpers ist mehr als ein System. Betrachten wir es wie einen eigenständigen Organismus, könnte man es beinahe als ein weiteres Organsystem sehen, das selbstständig arbeitet und eigene Entscheidungen trifft.
Wir können uns dieses System vorstellen wie ein Unternehmen oder einen Betrieb. So lässt sich am besten verstehen, dass es sich hier um einen gewaltigen Komplex handelt, der auf verschiedenen Ebenen und mit zahlreichen Kooperationspartnern arbeitet.
Ist das Immunsystem der Interaktion mit der Außenwelt nicht mehr ausreichend gewachsen und kommt es sukzessive aus dem Gleichgewicht, bringt dies das gesamte Unternehmen und somit die Gesundheit in Gefahr, und Krankheiten entstehen.
Die immunologische Abwehr hat die Aufgabe, den Organismus als Ganzes in Balance zu halten. Dazu muss sie auf alle Einflüsse reagieren, seien es Fremdkörper von außen oder Mikroorganismen und andere Faktoren, die im Körperinneren agieren.
Damit diese Abläufe funktionieren, braucht es Energie und Vitalstoffe.
Das Immunsystem lernt dazu
Unsere körpereigene Abwehr entsteht im Kontakt mit der Umwelt. Ein intaktes Immunsystem ist ein offenes System, das durch Wechselwirkung mit seiner Umgebung dazulernen muss. Es hält daher nicht grundsätzlich alle Eindringlinge fern. Sinnvollerweise können gewisse körperfremde Stoffe auch eindringen. Mikroorganismen wie Viren, Bakterien oder Pilze werden bis zu einem gewissen Grad geduldet. Damit hält sich das Immunsystem sozusagen selbst fit und auf aktuellem Stand. Es trainiert praktisch seine eigene Abwehr.
Wer sich also nur zu Hause einigelt und keine sozialen Kontakte pflegt, tut dem eigenen Immunsystem nichts Gutes. Im Gegenteil: Kinder, die sich mit zahlreichen Spielgefährten, vielleicht auch noch in Wald und Wiese austoben dürfen, anstatt in sterilen Wohnungen zu spielen, sind auf lange Sicht gesünder, haben ein stärkeres Immunsystem und weisen seltener Umweltallergien auf.
Die Stufen der körpereigenen Abwehr
Die Entwicklung des menschlichen Immunsystems startet bei der Geburt mit dem ersten Schrei, dem ersten Luftholen des Neugeborenen. Das sogenannte „angeborene Immunsystem“ wappnet uns für die ersten Lebensmomente und zeichnet sich durch unspezifische Fresszellen aus, die sich stets erneuern.
Erst mit der Zeit trainiert unser Immunsystem, indem es sich laufend an die aktuellen Gegebenheiten anpasst. Diese stetige Reaktion auf Umweltbedingungen wird als „erworbenes Immunsystem“ bezeichnet. Dafür arbeiten sogenannte Lymphozyten, eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen. Sowohl das angeborene als auch das erworbene Immunsystem sind abhängig von den Nährstoffen, die wir unserem Körper zuführen, sei es durch Essen, Trinken, Atmen oder durch Kontakt mit der Haut. Zuallererst erfolgt die mechanische Abwehr. Dazu gehören „Filtersysteme“ wie Wimpern oder die feinen Härchen in unserer Nase. Die zweite Barriere bildet die chemische Abwehr, zu der nicht nur Tränenflüssigkeit und Speichel, sondern auch der leicht saure pH-Wert der Haut sowie der aggressive pH-Wert der Magensäure zählen. |
Was unser Immunsystem unterstützt
Jene „Helden des Immunsystems“, jene Stoffe also, die die Grundlage für die ersten Abwehrreaktionen durch die Fresszellen bilden, sind Schleimstoffe, Bitterstoffe und Gerbstoffe.
Die Abwehr mit körpereigenen spezifischen Zellkulturen wird notwendig, wenn die Fresszellen ihrer Tätigkeit nicht vollständig nachkommen können und Fremdkörper verstärkt eindringen bzw. sich vermehren. Dann muss die körpereigene Polizei ihren Spezialtrupp aufbauen und ausschicken: die Antikörper. Effektive Helden zu deren Unterstützung sind ätherische Öle, die Sulfide der Zwiebelgewächse, aber auch Senfölglykoside in scharfen Lebensmitteln.
Der Aufbau dieser Spezialeinheit kann einige Tage dauern, Fieber kann auftreten und begleitend zeigen sich z. B. die Symptome einer Infektion. Durch seine Fähigkeit zu lernen kann das Immunsystem in dieser Zeit Memory-Zellen ausbilden. Sie sorgen dafür, dass bei einer erneuten Infektion ausreichend Antikörper in kurzer Zeit vorhanden sind und die Erkrankung milder ausfällt. Zwischen dem Wimpernschlag, der zumindest einige Erreger abhalten kann, und dem Ausschwärmen der „Abwehr“, der Leukozyten, liegen Sekunden bis Tage. Das System ist nicht nur flexibel, sondern in seiner Vielseitigkeit auch effizient: Es ist für Erreger von außen ebenso einsatzfähig wie gegen „innere Feinde“ wie Krebszellen, die es zu erkennen und zu vernichten gilt.
Das Immunsystem benötigt nicht nur unzählige Stoffe zur Erneuerung von Abwehrzellen, Voraussetzung für sein Funktionieren ist auch ein ausgewogener Lebensstil. Dazu gehört die Vermeidung von übermäßigem Lärm oder Stress ebenso wie Verzicht auf oder maßvoller Genuss von Alkohol und Tabak. Denn durch diese Faktoren entstehen Radikale, die in geringem Maß zwar unser Immunsystem fit halten, auf lange Sicht jedoch das Gewebe schädigen können. Für Reparaturvorgänge körpereigener „Baustellen“ benötigen wir sozusagen Auftraggeber: Hormone und Enzyme, die diese Verfahren organisieren, lenken und kontrollieren. Stoffe wie Phytoöstrogene oder Phytosterine sind verlässliche Partner, die helfen, die Abwehr zu regulieren.
All diese Stoffe verfügen auch in geringen Mengen über eine hohe Wirkkraft. Eine adäquate Versorgung mit essenziellen Nährstoffen und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen ist jedoch für die Funktionalität der Abwehr unerlässlich. So benötigen wir täglich ca. 1,5 g aus dem Angebot von rund 10.000 Substanzen, die allesamt ihren Beitrag leisten – ob entzündungshemmend, blutdrucksenkend, antibakteriell oder krebshemmend.
Die Vielfalt der benötigten Stoffe ergibt sich aus dem großen und vielgestaltigen Komplex, der bedient werden muss. Kehren wir also zu unserem Bild vom Organismus als Betrieb zurück, so könnte man sagen: Auch ein Unternehmen besteht nicht nur aus der Chefetage und der Putzkolonne. Es braucht eine Menge an Arbeitskräften, die ihre je eigenen, oft sehr spezifischen Funktionen haben. So besteht das Immunsystem nicht nur aus Mechanismen wie Wimpern und Flimmerhärchen sowie aus spezialisierten Zellen, sondern umfasst auch ganze „Abteilungen“ wie die Darmflora, die Hautzellen und die körpereigene Hautflora, die Lymphe mit ihren filternden Lymphknoten, die entgiftende Funktion der Niere oder die Leber als Filterorgan.
Abteilungen der körpereigenen Abwehr
Was unser Immunsystem angreift
Angreifer von außen
• Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Pilze)
• Lärm, negativer Stress (psychische Belastungen aller Art, Unfälle, aber auch eine Schwangerschaft oder etwa Spitzensport setzen den Körper unter Stress)
• Umweltgifte wie z. B. Feinstaub
Angreifer von innen
• körpereigene entartete Zellen (Geschwüre, Krebszellen)
• Autoimmunerkrankungen
• genetisch bedingte Krankheiten oder Abwehrschwächen
• radikales Fasten und Abnehmen
Seit einigen Jahrzehnten gilt es als erwiesen, dass es bei ausgewogener Ernährung nicht nur auf die großen Nährstoffgruppen wie essenzielle Fettsäuren oder Ballaststoffe ankommt, sondern dass auch Unmengen an komplementären Substanzen in Lebensmitteln enthalten sind. Die meisten von ihnen sind vor allem in Pflanzen zu finden.
Einzelnen Gruppen konnte ihre Wirkung wissenschaftlich nachgewiesen werden, und sie sind bereits fixer Bestandteil beispielsweise von WHOEmpfehlungen (Obst und Gemüse 5 x am Tag, 3 Farben auf dem Teller). Carotine, Flavonoide und Anthocyane sind wohl die beliebtesten natürlichen Farbstoffe, die gesundheitsfördernde Wirkungen aufweisen.
Die Lebensmittelindustrie hat diese Erkenntnis rasch aufgegriffen. So floriert der Markt mit cholesterinsenkenden Milchprodukten, ballaststoffreichen Brotwaren, zuckerregulierenden Diabetikerprodukten und abwehrstärkenden Teemischungen.
Die Naturheilkunde erkennt das „Gesamtpaket“, das in einer Pflanze steckt, die Ernährungswissenschaft beschreibt ihre Wirkung auf den Körper, und die Lebensmittel- und Arzneistoffindustrie bietet einzelne Substanzen in ausgewählten Mischungen als Functional Food, als Nahrungsergänzungsmittel oder auch als Medikament auf dem Markt an.
Es braucht jedoch keine Unzahl an Ergänzungsmitteln, Medikamenten und auch keine komplizierten Pläne. Im Allgemeinen genügt die Ausgewogenheit als Richtschnur.
Mein Tipp:
Von allem etwas und das in Maßen. So ist Ernährung am gesündesten. Für die Küche gilt: Es darf duften, gut aussehen und es soll auch gut schmecken!
Dufte Küche: Ätherische Öle (Terpene) |
Steckbrief
Enthalten in … Küchengewürzen und Küchenkräutern, Zitrusfrüchten, Nadelgehölzen
Wirkt … antibakteriell, antiviral, antimykotisch (gegen Pilze), je nach Herkunft entzündungshemmend, beruhigend und entspannend, durchblutungsfördernd, krampflösend, harntreibend, appetitanregend, schleimlösend (fördert das Abhusten), wärmend oder kühlend, schmerzlindernd, stoffwechselanregend, blähungshemmend, entwässernd, schweißtreibend, galleanregend
Wirksam bei … Husten, Schnupfen, Erkältung, Halsschmerzen, Ohrenschmerzen, Gelenksschmerzen, Arthrose, Muskelschmerzen, Erschöpfung, Zahnfleischbluten, Entzündungen, Infektionen, Verdauungsbeschwerden, Blähungen, regt die Nierentätigkeit an
Einsatz in der Küche
Kochideen für die Aufnahme ätherischer Öle:
• Anisplätzchen
• Bratkartoffeln mit frischem Koriander
• Bulgur mit Minze, Petersilie, Schafskäse und Pinienkernen
• Gebratene Mandeln
• Gewürzbrot
• Hirschfilet im Heu
• Kartoffelsalat mit Kümmelwasser
• Kräutersuppe
• Lavendelparfait
• Majoranfleisch
• Melissentee mit Zitrone
• Mohnnudeln
• Orangensalat
• Pizza mit Oregano und Thymian
• Rosenblütenschorle
• Salsa
• Szegediner Krautfleisch mit Kümmel
• Zimtschnecken
• Zwiebelsuppe mit Muskat
Info
Ätherische Öle bestehen aus verschiedenen Terpenverbindungen, kurzkettigen fettähnlichen Substanzen, die in dieser Form flüchtig sein können. Ihnen verdanken wir die je typischen markanten Geruchsnoten der verschiedenen Kräuter, Blüten oder Gewürze – sie wirken somit als Duftstoffe.
Trotz ihres Namens zählen ätherische Öle nicht zu den Fetten und hinterlassen auch keine Fettflecken. Reine ätherische Öle sind flüchtig, ihr Aroma geht deshalb schnell verloren. Darauf sollte auch bei der Verarbeitung geachtet werden, etwa beim Zerkleinern von Gemüse, Kräutern und Gewürzen.
Vorkommen
Lebensmittel: Anis, Dill, Fenchel, Koriander, Kümmel, Lorbeer, Majoran, Melisse, Nelke, Oregano, Pfefferminze, Rosmarin, Safran, Salbei, Thymian, Vanille, Wacholder, Zimt, Grapefruit, Orange, Zitrone, Ingwer
Heilpflanzen: Arnika, Bergamotte, Eukalyptus, Kamille, Lavendel, Löwenzahn, Mutterkraut, Rose, Schafgarbe, Tanne, Teebaum, Weißtanne, Wermut, Ylang Ylang
Wirkung
Duftstoffe sind intensiv und meist wohlriechend. Sie können vom menschlichen Körper sehr leicht aufgenommen werden. Gesundheitlich punkten sie mit ihren antibakteriellen sowie pilz- und virenhemmenden Eigenschaften (z. B. Thymol und Menthol). Darüber hinaus wirken sie auswurffördernd, was ihren Einsatz bei grippalen Infekten und Bronchitis erklärt.
Stoffe wie Menthol können außerdem kühlend wirken und unterstützen daher die Linderung leichter Verbrennungen oder von Juckreiz.
Viele ihrer Komponenten besitzen darüber hinaus appetitanregende, verdauungsfördernde sowie harn- und schweißtreibende Wirkungen. Die krampflösenden Eigenschaften von Fenchel, Anis, Kümmel oder Kamille werden bei Blähungen geschätzt.
Das Immunsystem profitiert besonders von den sogenannten „italienischen Kräutern“, die ein natürliches Breitbandantibiotikum darstellen. Oregano, Majoran, Basilikum und auch Rosmarin sind hier zu nennen. Größter „Held“ ist wohl der Thymian mit seinen ätherischen Ölkomponenten, der beim Abtöten von Mikroorganismen eindeutig in Führung liegt.
Anwendung im Alltag
In ihrer natürlichen Form sind die Duftstoffe in beinahe allen Gewürzen und Kräutern enthalten und liefern damit einen wichtigen Beitrag zu unserer Ernährung. Sie lassen sich mit wenig Aufwand verwenden und können über den Tag verteilt zum Einsatz kommen. Ein Teelöffel frisch gehackte Kräuter aller Art (ob aus Handel, Garten oder Wildkräuter wie Brennnessel, Giersch, Gänseblümchen und Co) kann jede Speise aufwerten.
Frische Kräuter sind nicht nur gegen Bakterien sowie teils auch gegen Viren und Pilze wirksam, sondern auch eine Bereicherung bei der Zubereitung und beim Verzehr von Speisen: Ob Brot mit Kümmel zum Frühstück, Mozzarella mit frischem Basilikum zu Mittag oder am Abend viel Petersilie zu den Bratkartoffeln, die als Beilage gereicht werden – schon kleine Mengen summieren sich und bewirken, dass die Speisen wertiger werden und ihren Beitrag zur Gesunderhaltung leisten.
Bei der Zubereitung ist zu bedenken, dass Duftstoffe flüchtig sind. Frisch aufgebrühter Tee sollte beim Ziehen immer zugedeckt werden, damit die ätherischen Öle erhalten bleiben. So wirkt Ihr Pfefferminztee bei leichten Magenschmerzen oder Kopfschmerzen auch wirklich entspannend und kühlend.
Frischer Pfeffer hingegen kann die Schleimhäute reizen (was zum Niesen führt) und damit die Durchblutung anregen. Diese Eigenschaft wird etwa bei der Behandlung von Rheuma und Arthritis genutzt.
Der Duft von frischen Speisen umgarnt unsere Nase, wenn wir hungrig in einen Raum kommen. Am liebsten möchten wir uns gleich an den Tisch setzen. Daran erkennen wir die verdauungsstimulierende Wirkung der Duftstoffe. Sie bereiten uns auf das Essen vor, indem sie uns über den Duft ankündigen, was uns erwartet. Dies wiederum regt das Immunsystem an, denn die sauren Magensäfte töten Keime, die mit der Nahrung aufgenommen werden, in kürzester Zeit ab.
Schon gewusst?
Reine ätherische Öle sind hochkonzentrierte Wirkstoffe und sollten nur tropfenweise verdünnt oder verkapselt eingenommen werden. Für äußere Anwendungen müssen sie mit einem sogenannten Trägeröl verdünnt werden.
Tipp: Wenn Sie ätherische Öle in der Küche verwenden, achten Sie auf eine schonende Verarbeitung, da ätherische Öle flüchtig sind. Nicht zu lange und nicht zu heiß, stets mit Deckel garen und frische Kräuter immer erst kurz vor dem Servieren hacken.
Retro-Geschmack: Bitterstoffe |
Steckbrief
Enthalten in … grünem Blattgemüse, Blattsalaten, Kakaobohnen, Kaffeebohnen, Distel
Wirkt … anregend auf die Bildung der Verdauungssekrete und die Durchblutung, zusammenziehend
Wirksam bei … träger Verdauung, Blähbauch, Völlegefühl, Appetitlosigkeit, Rekonvaleszenz und im hohen Alter, zur Durchblutungsförderung von Muskeln und Gelenken
Einsatz in der Küche
Koch- und Ernährungsideen für die Aufnahme von Bitterstoffen:
• Artischockensalat
• Bier
• Distelkohl
• Endiviensalat
• Espresso
• Gefüllte grüne Paprika in Tomatensauce
• Grapefruitsalat
• Grüne Paprika mariniert
• Grüner Tee
• Kohlsprossen glaciert mit Speckstreifen
• Kräuterschaumsuppe
• Mangold mit Kartoffeln gebraten
• Mangoldtorte
• Oliven-Pesto
Details
- Seiten
- 120
- ISBN (ePUB)
- 9783991113485
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2021 (August)
- Schlagworte
- Saponine Eva Fauma Phytoöstrogene Kochrezepte Gerbstoffe Zellschutz Bitterstoffe Immunsystem Prävention sekundäre Pflanzenstoffe Phytosterine entzündungshemmende Ernährung Antioxidantien Anti-Krebs Carotinoide Radikalfänger Sulfide