Zusammenfassung
Die Psychologin Christina M. Beran veranschaulicht, wie Aufmerksamkeit und Konzentration (wieder) gesteigert werden können und Lernen gelingt. Sie macht verständlich, was es abseits von unzähligen und stets verfügbaren Quellen wirklich braucht, um Information nachhaltig zu verarbeiten.
Dabei berichtet sie auch aus ihrem spannenden Beratungsalltag und zeigt anhand von authentischen Fallgeschichten, wie durch Individualität, Leichtigkeit und personalisierte Strategien das Finden des eigenen Lernwegs möglich wird.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Half Title
- Titel Seite
- Impressum
- Vorwort
- Inhalt
- SHORTS – KURZ UND GUT ZU WISSEN
- Lernen heißt eigentlich umbauen
- Informationen sind immer und überall
- Aufmerksamkeitsspanne und Selektion
- Aufmerksamkeit oder Konzentration?
- Ablenkung – die Zirkusparade
- Bottom-up oder Top-down
- Zucker, Zeit und Zwirn – Zutaten für die eigene Lernformel
- STORIES – AUS DEM LERNLEBEN
- Sia – von der Neudeftnition des Lernens
- Fakt versus Konzept
- Passives Wiedererkennen versus aktives Wiedergeben
- Loci-Methode
- Collagen – eine sehr kreative Lösung
- Lukas und die Wiederentdeckung des Buches
- Lesen ist nicht gleich lesen
- Warm-up für das Lesen eines Buches: das Inhaltsverzeichnis nützen
- Effizient in ein Buch hineinschauen
- Lukas und Yalin – gemeinsam vom Ort bis zum Ziel
- Embodiment – der Körper liest mit
- Lernsetting – Bibliothek und Co
- Notizen mit schlauem Fünf-Minuten-Investment
- Chunks – Lerneinheiten portionieren
- Rechtzeitige Pausen
- Unterbrechungskosten
- Accomplishment – das Erreichte analysieren
- Aurelie – vom Ärger zur Performance
- Schreiben ist nicht gleich schreiben
- Notizen für Fortgeschrittene – die (klassische) Cornell-Methode
- Notizen für Profis – Aurelies Cornell
- Laura – vom Scheitern zur Selbstfürsorge
- Frustration und Scheitern
- Selbstfürsorge
- MC – Multiple Choice-Fragen
- Zum Schluss – Wiederholung mit Fun-Faktor
- Danksagung
- Erwähnte oder weiterführende Literatur
- Stichwortverzeichnis
- Rückseite
LERNEN HEISST EIGENTLICH UMBAUEN
Lesende dieses Buches – und ich im Übrigen auch – sind in der Regel alt genug, um im Leben bereits einige Erfahrungen gemacht zu haben. Auf die greifen wir zurück, wenn wir vor einer neuen (Lern-)Situation stehen.
Das funktioniert wie beim Schwammerlsuchen (Pilze sammeln) für unser Abendessen. Wir streifen durch den Wald. Ha! Da drüben steht ein Pilz! Bevor wir ihn in unseren mitgebrachten Korb legen, überlegen wir, ob wir mit ihm überhaupt etwas anfangen können. Ein Reflexionsprozess beginnt. Dazu betrachten wir den Pilz von allen Seiten, möglicherweise riechen wir auch daran. Was erschließt sich uns aus diesem Betrachten und Beschnuppern? Erinnert uns das eine oder andere Detail an etwas? Haben wir diesen Pilz eventuell schon einmal verzehrt und dessen Genuss offensichtlich überlebt? Was bedeutet das jetzt für uns? Theoretisch. Und ehe wir uns versehen, haben wir eine Verbindung von aktuellen und bereits in unserem Gehirn vorhandenen Informationen hergestellt und entwickeln eine Theorie, die lauten könnte: Der Pilz ist vermutlich essbar. Und der dort vermutlich auch, und der auch. Also ab damit in unser Körbchen. Unsere Theorie unterziehen wir dann einem Realitätstest. Wir gehen nach Hause, säubern die Pilze, braten sie in der Pfanne und verspeisen sie. Gut geschmeckt? Gut vertragen? Ja? Dann merken wir uns das auch. Wenn der Verzehr unseres Pilzpfannengerichts mit einem bitteren Geschmack im Mund und Bauchgrimmen endet, ist das natürlich auch eine merk-würdige Erfahrung. Allerdings speichern wir diese dann als „schlecht gewesen“ ab. Und tackern gleich die Empfehlung „Finger weg von dem Kerlchen mit dem grünen Hut samt weißen Flecken“ für die Zukunft dazu. Und merken uns mit Sicherheit seinen Namen. Wir integrieren in beiden Fällen die neuen Informationen in unseren bereits vorhandenen Erfahrungsschatz. Der wird dadurch größer. Wir können auch gerne lernen dazu sagen. Dass wir dafür Ruhe, Zeit und Aufmerksamkeit benötigen, erklärt sich anhand der Geschichte hoffentlich von selbst. Ebenso wie der Prozess des Lernens mit seinen wesentlichen Elementen des Sammelns (von Informationen), dem Abgleich mit bereits Vorhandenem – inklusive Bewertung, Gewichtung, Zuordnung von Bedeutung und abschließender Anwendung – und dem Realitätstest. Das funktioniert im Wald genauso wie im Lehrsaal oder über unseren Skripten und Büchern, wenn wir neuen Lernstoff in unseren Schädel hineinbekommen wollen. Neue Informationen werden in bereits vorhandene Strukturen eingebaut. Im wahrsten – physischen – Sinne des Wortes. Apropos Informationen.
INFORMATIONEN SIND IMMER UND ÜBERALL
Es beginnt gleich nach dem Aufwachen. Die erste Berührung gilt nicht dem Menschen neben uns, sondern unserem Smartphone. In den allermeisten Fällen muss es gar nicht ein- oder der Flugmodus ausgeschaltet werden. Kennen wir jemanden, der sein Smartphone am Abend aus- und erst in der Früh wieder einschaltet? Also sind wir gleich am Morgen digital verbunden. Wir sehen, wer was geliked, eine Nachricht oder ein Emoji gesendet hat und was es überhaupt in unserer und der großen weiten Welt so Neues gibt. Vor dem ersten Kaffee, Tee, Smoothie, zuckerfreien Energydrink oder Kakao mit Schlagobers (Sahne) und Schokostreusel oben drauf. Danach kann es gerne so weitergehen. Ob Nachrichten via TV, Morgensendung über Radio oder Youtube-Video auf dem Device1 unserer Wahl – ganz nebenbei beim Duschen, Anziehen, Frisieren, Schminken oder Rasieren werden wir weiter informiert, eigentlich eher entertaint, berieselt oder alles auf einmal. Wenn wir aus dem Haus gehen, setzen wir uns dann unsere Kopfhörer auf und haben Musik, einen Podcast oder auch (seltener) einen echten Menschen im Ohr. In der (Straßen-)Bahn, im Bus, im Auto, am Fahrrad widmen wir uns wieder unserem Screen und schauen, was das Netz noch so für uns hergibt. Was ist in den sozialen Medien los? Wir gehen zu unserem letzten Post und schauen, ob und wer wie reagiert hat. Da gibt es dann zwei Möglichkeiten, die allerdings dasselbe Ende nehmen. Entweder wir haben viele und positive Rückmeldungen, dann gefällt uns das. Davon hätten wir gerne noch mehr, daher bleiben wir dran. Oder uns gefällt dies nicht und das nicht und jenes da immer noch nicht. Deshalb suchen wir so lange nach etwas, das uns dann doch gefällt. Wir meinen uns auf der Jagd. Wir bleiben dran. So oder so bleiben wir dran. Aber eigentlich bleiben wir drin. Wie ein Fisch. Am Haken. Im Netz. Das kann uns auch mit einem interessanten Artikel passieren. Den überfliegen wir, da kommt ein Link, dem folgen wir, der dann zu einem weiteren Artikel führt und zu noch einem und so überfliegen wir weiter und fort. Was sind wir wieder gut informiert heute! Sind wir das? Meist eben nicht. Wenn wir uns nämlich daran zu erinnern versuchen, was wir denn so gelesen, gehört oder gesehen haben, ist wenig oder meist fast nichts hängen geblieben. Zum Bild des Pilzesuchens zurückkehrend, liegen wir am Ende eines Tages voller Screentime erschöpft unter einem riesigen undefinierbaren Haufen aus Zweigen, Blättern, Nussschalen, Tannenzapfen und Eichhörnchenmist. Irgendwo aus der Masse lugt unser zerbeultes Körbchen hervor. Hunger haben wir auch, dafür saust es in unserm Kopf. Und dann sollten wir vielleicht auch noch 30 Seiten für eine Prüfung lernen. Viel Erfolg. (Sarcasm off.)
AUFMERKSAMKEITSSPANNE UND SELEKTION
Dass so viele Informationen immer und überall zu haben sind, istim wahrsten Sinne des Wortes reizvoll, bringt aber große Herausforderungen mit sich. Vor allem für unsere Aufmerksamkeit. Forscher:innen des renommierten Max-Planck-Instituts haben herausgefunden, dass die kollektive Aufmerksamkeitsspanne zusehends abnimmt. Was uns jetzt nicht überraschen muss. Wenn wir davon ausgehen, dass unsere Aufmerksamkeit begrenzt ist (ist sie) und wir sie auch dafür verwenden müssen, uns aus einem Überangebot herauszufiltern, was wir wirklich brauchen und behalten wollen. Sonst sitzen wir immer wieder zwar mit einem Riesenhaufen, aber eben aus Durcheinander da. Das bedeutet, dass wir die Menge von Informationen reduzieren, deren Qualität überprüfen und aussortieren müssen. Denn nur weil viel von etwas da ist und immer wieder in Riesenmengen nachkommt, heißt das nicht, dass das auch alles gut für uns ist und in unser Körbchen darf. Geben wir 10 nachgeschmissenen Kilogramm undefinierbarer Masse von Irgendetwas zweifelhafter Provenienz oder einer Handvoll vom Strauch selbst gepflückter Himbeeren den Vorzug? Das müssen wir entscheiden. Diese Arbeit der Selektion nimmt uns keiner ab. Es gibt einfach viel zu viel von diesem Irgendetwas.
AUFMERKSAMKEIT ODER KONZENTRATION?
Im Alltag verwenden wir beide Begriffe oft synonym. Konzentration ist, um hier genauer zu sein, die gewollte, von uns gesteuerte Ausrichtung der Aufmerksamkeit. Psychologisch betrachtet ist Aufmerksamkeit eine der prominentesten Leistungen, die unser Gehirn erbringt. Wir können unsere Aufmerksamkeit auf etwas hin ausrichten oder aktiv ausblenden. Ohne Ausblenden können wir uns nicht konzentrieren. Wir können auch fokussieren dazu sagen. Ein Studierender hat einmal den Vergleich der Saalbeleuchtung mit einem Scheinwerfer gebracht. Eine Studierende wählte das Bild einer Bibliothek, aus der man ein Buch auswählt. Aber auch der in der Psychologie lang bekannte Cocktailparty-Effekt verdeutlicht den Unterschied. Dazu stellen wir uns vor, dass wir uns auf einer Party befinden. Eine ganze Menge Menschen sorgen für eine ganze Menge Lärm. Trotzdem schaffen wir es, uns mit unserem Gegenüber zu unterhalten. Die Umgebungsgeräusche blenden wir aus. Auf einem unbewussten Level nehmen wir sie dennoch weiterhin wahr. Fällt beispielsweise am anderen Ende des Raums unser Name, bekommen wir das mit Sicherheit mit. Im Laufe unseres Lern- und Leselebens eigenen wir uns die Fähigkeit an, unsere Aufmerksamkeit für eine längere Zeit auf ein Ziel hin auszurichten. Das ist aber gar nicht so leicht, schon gar nicht, wenn die Umgebung nicht mitspielt.
Nehmen wir an, wir sitzen mit einem Buch auf einer Parkbank, lauschen einem Hörbuch oder folgen einem Podcast. Ein paar Vögel zwitschern in den grünen Bäumen, sonst rührt sich nichts. Auf der Bank sitzt es sich gut, die Temperatur passt uns auch, wir versenken uns in den ersten Abschnitt. Der ist interessant! Nach einer Weile sehen wir vom Buch auf, stoppen das Hörbuch, pausieren den Podcast, schauen in die Luft und denken nach. Über das, was wir gerade vernommen oder gelesen haben. Schließlich wollen wir uns das ja merken. Wir versuchen zu verstehen. Wir stellen uns Fragen. Was habe ich da gerade gelesen? Worum ging es denn überhaupt? Wie finde ich das, was ich gerade gelesen habe? Sind da Informationen dabei, die ich hilfreich, spannend, interessant, albern oder problematisch finde? Wusste ich das schon? Oder Teile davon? Welche denn? Wie passen die neuen Informationen zu dem, was ich bereits weiß? Was schließe ich daraus? Wir setzen uns mit dem, was wir uns soeben zu Gemüte geführt haben, auseinander – so stellen wir Verbindungen her. Was einen ziemlichen Aufwand für unser Gehirn bedeutet. Es muss nämlich wirklich umbauen: Es begeben sich beispielsweise Proteine auf Wanderschaft, neue Synapsen werden gebildet, neue Verknüpfungen beginnen zu entstehen, Neurotransmitter sind fleißig bei der Arbeit und – TATA! – mitten in diesem Prozess zieht eine Parade samt Pauken, Trompeten, Clowns, Jongleuren, Artisten, Zauberern, Elefanten, Tigern und Bären an uns vorbei. Laut, bunt, unterhaltsam. Fort ist der Fokus, der Umbauprozess unterbrochen. So einen Zirkus haben wir alle fast immer dabei. Er meldet sich mit Klingeln und Blinken auf unseren Smartphones, Tablets und Computern, mit Pushes und Pins und Bannern und Benachrichtigungen über eingetroffene Nachrichten. Ein Smartphone lautlos auf der Parkbank, am Schreibtisch liegen oder einfach in der Hosentasche stecken zu haben, ist wie eine Zirkusparade, die gerade versucht, leise zu sein. Aber dann fällt einem Jongleur eine Keule herunter, die Nase eines Clowns quietscht, eine andere schnäuzt sich in ihr übergroßes Taschentuch, ein unerzogener, junger Tiger zwickt den kleinen Elefanten vor ihm in den Hintern, der trötet aus Protest (verständlich!) und dann haben wir doch hingeschaut. So ein Szenario auszublenden ist nämlich gar nicht so einfach. Warum eigentlich?
Die meiste Zeit der Menschheitsgeschichte haben wir als Jäger:innen und Sammler:innen verbracht. Über die Fähigkeiten, die wir damals gebraucht haben, um in diesen Jobs erfolgreich zu sein, verfügen wir auch heute noch. Damals war es überlebensnotwendig, jedes Rascheln, jedes Zirpen, jedes Knurren und Raunen, schlicht jede Änderung in unserem Umfeld so rasch wie möglich wahrzunehmen, um schleunigst darauf zu reagieren. Eine Art breitwinkelige Aufmerksamkeit, gepaart mit sprunghaftem Fokuswechsel: Bottum-up-Reflexe – schneller, als es uns überhaupt bewusst werden muss. So entgingen wir Gefahren und erspähten günstige Gelegenheiten vor allen anderen. Ein Erfolgsmuster der Evolution für Tier und Mensch. So wie sich auch lange bewährt hat, jede Beere, jeden Pilz, jede Nuss in den Mund zu stopfen. Schließlich wusste man ja nicht, wann einem die nächste Kalorie über den Weg lief. Das alles können wir auch heute noch gut. Aufgrund der veränderten Umgebungsbedingungen müssen wir das aber nicht mehr.
Sich zu konzentrieren bedarf geistiger Disziplin und verlangt das Ausblenden der Reize der Umwelt mittels bewusstem Top-down-Mechanismus. Das war durch alle Zeiten eine Herausforderung: für Pfeilschnitzer:innen in der Savanne, Schneider:innen in der Antike, Schreiber:innen in den Klöstern des Mittelalters. Immer waren und sind Nachrichten umso interessanter, je überraschender, örtlich und zeitlich näher, anschaulicher und visuell attraktiver sie sind. Damals wurde auch schon vom Schnitzen, Nähen, Schreiben hochgeschaut, wenn sich potentiell interessante Informationen ankündigten. Es gibt hier und jetzt einfach nur unendlich mehr davon.
So wie es in unseren Breiten heute kontraproduktiv und nicht sehr gesund ist, jedes ins Auge springende Nahrungsmittel zu verschlingen, ist es auch nicht notwendig, jedem Nachrichtenschnipsel hinterherzujagen. Denn so wie in unserer Gesellschaft ein Zuckermangel sehr unwahrscheinlich ist, verhält es sich auch mit einem eventuellen Nachrichtenmangel.
Es führt also kein Weg an einem bewussten Umgang mit dem vorhandenen Überfluss vorbei. Seien es die leicht und schnell verfügbaren Kalorien unbestimmter Provenienz, seien es die immer und überall verfügbaren Informationen auch unbestimmter Herkunft. Es ist nicht nur die schiere Menge, die es zu beschränken gilt, wir müssen auch stets zur Quelle der Information gehen und beurteilen, ob wir es beispielweise mit einer Meinungsäußerung oder einer Sachinformation zu tun haben. Es macht einen Unterschied, ob wir eine Originalstudie aus einem wissenschaftlichen Magazin vor uns liegen haben oder ob jemand sein Befinden zu dieser Studie mündlich, schriftlich, via Podcast oder Selfie teilt. Es macht einen Unterschied, von wo aus wir starten. Es hat einen Einfluss auf die Gedanken, die wir uns machen, die Schlüsse, die wir ziehen. Das verbraucht Energie. Im Übrigen verbraucht auch Scrollen und Klicken Energie, was wiederum auf unsere Merkleistung drückt. Hyperlinks sind dann ebenfalls Energiefresser. Weil wir bei jedem einzelnen die Entscheidung treffen müssen, ob wir diesem folgen oder eben nicht. In einem analogen Buch passiert uns das beispielsweise nicht. Apropos Energie.
ZUCKER, ZEIT UND ZWIRN – ZUTATEN FÜR DIE EIGENE LERNFORMEL
ZUCKER: Energie
Unser Gehirn macht nur etwa 2–3 % unserer Körpermasse aus, verbraucht aber bereits im Ruhezustand ca. 20 % unserer Gesamtenergie. Wenn wir uns anstrengen, wozu auch Denken, Konzentrieren, Erinnern und Lernen gehören, schnellt der Energieverbrauch hoch. Bevorzugter Energielieferant oder Hauptenergiequelle ist Glukose, also Traubenzucker. Natürlich brauchen wir auch noch Sauerstoff. Auch Fette und Eiweiße können, unter bestimmten Umständen, eine Rolle bei der Energiebeschaffung für unser Gehirn spielen, aber die Hauptrolle geht eindeutig an: „Zucker“.
Jede Aktion unsererseits ist mit Energieverbrauch verbunden. Wir können es auch mit „Zuckerinvestment“ übersetzen. Wenn wir uns also über etwas Gedanken machen, Überlegungen anstellen, diese einordnen und uns merken – also lernen –, ist das schon ein ordentliches Zuckerinvestment.
ZEIT: investieren, lassen, nutzen, verbringen
Wenn wir uns etwas merken wollen, brauchen wir dafür Zeit. Um innezuhalten, um nachzudenken und zu verdauen, um Verknüpfungen herzustellen – das Gehirn seine Arbeit machen zu lassen. Dabei helfen die (zeitliche) Portionierung des Lernstoffs, rechtzeitige Pausen, ausreichend Schlaf und Reproduzieren des Gelernten (am besten mit Fun-Faktor). Zeit haben wir ja theoretisch genug. Es ist nur die Frage, wie wir sie für unseren Lernprozess unterstützend verbringen.
ZWIRN: der Faden der Ariadne oder den eigenen Weg finden
Egal, ob wir von einem Leitfaden für ein Vorhaben oder einem roten Faden in einer Geschichte sprechen – diese Art von „Zwirn“ hat immer eine orientierende Funktion und soll ermöglichen, zu einem Ziel hin und/oder aus einem Durcheinander heraus zu kommen. Ihren Ursprung haben diese Fäden u. a. in der griechischen Mythologie. Bei einer klugen Prinzessin namens Ariadne von Kreta, einem entschlossenen Helden namens Theseus, einem menschenfressenden Ungeheuer namens Minotaurus und einem Labyrinth (erbaut von einem Meisterbaumeister namens Daidalos, falls das jemanden interessiert). Minotaurus wurde einmal im Jahr mit jungen Menschen aus Athen gefüttert. Darunter eines Tages eben dieser Theseus. Theseus sieht Ariadne, Ariadne sieht Theseus. Der Blitz schlägt ein (im übertragenen Sinn, und nicht Zeus persönlich), es ist Liebe auf den ersten Blick. Und wenn man verliebt ist, lässt man das Subjekt seiner Begierde ungern von einem Monster verspeisen. Damit genau das nicht passiert, steckt Ariadne Theseus heimlich ein Schwert und ein Knäuel Garn zu. Mit dem Schwert tötet dieser das Ungeheuer, mit dem Faden findet er durch das Labyrinth. Sehr hilfreich. Der Weg zum Prüfungserfolg bedarf auch eines guten Fadens, er führt uns zu unserem Ziel.
Details
- Seiten
- 96
- ISBN (ePUB)
- 9783991117827
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2023 (August)
- Schlagworte
- Christina M. Beran Lern-Hacks Studium Lernen Gehirn lesen Emotion Energie Vorsatz Ordnung Ritual Technik Methode Plan merken Störung Arbeit Pause Belohnung strukturieren Fortbildung Ressourcen Aufmerksamkeit Konzentration Fallgeschichte Individualität Lernweg Loci-Methode