Lade Inhalt...

HNO

Ein Praxisleitfaden

von Christian A. Müller (Autor:in)
100 Seiten

In Kürze verfügbar

Zusammenfassung

In diesem Werk erhalten Studierende der Medizin einen praxisorientierten Einblick in die wichtigsten Erkrankungen aus dem Bereich der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde.
Weiters werden verschiedene Operationsmethoden sowie die dazu gehörige Nachsorge vermittelt.
Ein Symptomverzeichnis zur Erleichterung der Differentialdiagnose schließt das Werk ab.
Inklusive Übungsfragen in der facultasApp!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Half Title
  • Titel Seite
  • Impressum
  • VORWORT
  • INHALTSVERZEICHNIS
  • HNO-Status und Klinische Untersuchung
  • OHR
  • Äußeres Ohr
  • Othämatom
  • Perichondritis
  • Abstehohren
  • Zoster oticus
  • Atherom
  • Präaurikuläre Fistel
  • Gehörgang
  • Otitis externa
  • Gehörgangsfremdkörper
  • Gehörgangsexostosen
  • Mittelohr
  • Einschub Hörprüfung
  • Tubenkatarrh
  • Otitis media acuta
  • Mastoiditis
  • Otitis media chronica
  • Otosklerose
  • Fazialisparese
  • Innenohr
  • Tinnitus
  • Innenohrschwerhörigkeit
  • Presbyakusis
  • Schwindel
  • NASE/NASENNEBENHÖHLEN (NNH)
  • Epistaxis
  • Formfehler der Nase und Nasenscheidewand
  • Septumperforation
  • Nasenfremdkörper
  • Weichteilverletzungen (Nase/Gesicht)
  • Nasenbeinfraktur
  • Nasenfurunkel
  • Rhinosinusitis
  • Rhinitis acuta
  • Rhinitis allergica
  • Rhinitis chronica
  • Sinusitis acuta
  • Sinusitis chronica
  • Mukozele
  • Anosmie
  • Parosmie
  • Tumoren der Nase/Nasennebenhöhlen
  • NASOPHARYNX
  • Adenoide Vegetationen
  • Juveniles Nasenrachenfibrom
  • Epipharynxkarzinom
  • MUNDHÖHLE
  • Herpes labialis
  • Mundsoor
  • Habituelle Aphthen
  • Gingivostomatitis
  • Immunologische Erkrankungen mit Veränderungen der Mundschleimhaut
  • Morbus Behcet
  • Lichen ruber planus
  • Glossitis
  • Weitere Veränderungen der Zungenoberfläche
  • Schmeckstörungen
  • Angioödem
  • Mundbodenphlegmone
  • Gutartige und bösartige Tumoren der Mundhöhle
  • OROPHARYNX, HYPOPHARYNX, ÖSOPHAGUS
  • Akute und chronische Pharyngitis
  • Akute und chronische Tonsillitis
  • Angina Plaut-Vincent
  • Herpangina
  • Peritonsillarabszess
  • Tonsillenkarzinom
  • Hypopharynxkarzinom
  • Zenkerdivertikel
  • Schnarchen und OSAS
  • Ösophagusfremdkörper
  • Verätzungen des Ösophagus
  • LARYNX, TRACHEA
  • Kehlkopftrauma
  • Larynx- und Trachealstenosen
  • Akute Epiglottitis
  • Akute und chronische Laryngitis
  • Reinke-Ödem (Stimmlippenödem)
  • Kehlkopflähmungen
  • Gutartige Tumoren
  • Bösartige Tumoren
  • HALS
  • Mediane und laterale Halszysten
  • Halsabszess
  • Lymphadenopathie
  • Lymphadenitis
  • Lymphknotenmetastasen
  • Lymphome
  • Gutartige und bösartige Tumoren
  • SPEICHELDRÜSEN
  • Sialolithiasis
  • Sialadenitis
  • Sialadenosen
  • Gutartige und bösartige Tumoren
  • Ranula
  • PHONIATRIE UND PÄDAUDIOLOGIE
  • Sprach- und Sprechstörungen
  • Stimmstörungen
  • Schluckstörungen (Dysphagien)
  • OPERATIONEN IM HNO-BEREICH – INDIKATIONEN, DURCHFÜHRUNG, NACHSORGE, KOMPLIKATIONEN
  • Adenotomie
  • Tonsillektomie, Tonsillotomie
  • Septumplastik
  • Septorhinoplastik
  • FESS (Functional Endoscopic Sinus Surgery)
  • Parotidektomie
  • Laryngektomie
  • Neck-Dissection (ND)
  • Parazentese (PZ)
  • Tympanoplastik, Mastoidektomie
  • Mikrolaryngoskopie (MLX), Panendoskopie
  • Koniotomie
  • Tracheotomie
  • SYMPTOMVERZEICHNIS (DIFFERENZIALDIAGNOSEN)
  • FALLBEISPIELE
  • Anzeigen
  • Rückseite

HNO-Status und Klinische Untersuchung

Bei jedem Patienten, der erstmalig untersucht wird, muss nach genauer Anamnese (welche Beschwerden? Seit wann bestehen sie? Was ist bisher geschehen (Diagnostik, Therapie)? Wie war der Verlauf?) der komplette HNO-Status durchgeführt werden. Dabei werden die Ohren, Nase, Mundhöhle/-rachen/Epipharynx, Kehlkopf, Hals systematisch untersucht, da diese Gebiete der Kopf-Hals-Region bei vielen Krankheitsbildern in direktem pathophysiologischen Zusammenhang stehen. So führt z. B. eine Pathologie im Bereich der Nase und/oder des Nasenrachens über die Beeinträchtigung der Tubenfunktion oft zu einer Minderbelüftung des Mittelohres und damit zum Symptom der Hörminderung.

Inhalte des HNO-Status

Ohren: Ohrmuschel (Helix, Anthelix, Tragus, Cavum conchae), Mastoid

Gehörgang (Cerumen? Schwellung? Sekret?)

Trommelfell (Lichtreflex, Farbe/Transparenz, Anulus fibrosus, Pars flaccida, Pars tensa)

Nase: Septum-Locus Kiesselbachi, Muscheln, Sekret?

Mundhöhle: Vestibulum oris (Papilla parotidea), Zunge, Mundboden, Uvula, Gaumenbögen, Gaumen

Oropharynx: Tonsillen, Rachenhinterwand

Epipharynx: Tubenostien, Adenoide Vegetationen

Larynx, Hypopharynx: Epiglottis, Stimmlippenbeweglichkeit, Glottisweite

Hals: Lymphknoten, Schilddrüse (normalerweise nicht tastbar)

OHR

Die LEITSYMPTOME von OHR-ERKRANKUNGEN, die anamnestisch und klinisch abzuklären sind:

Ohrenschmerzen (Otalgie)

Ohrsekretion (Otorrhoe)

Hörminderung (Hypakusis)

Ohrgeräusch (Tinnitus)

Schwindel (Vertigo)

Äußeres Ohr

Bei der Beurteilung des äußeren Ohres denken wir an Erkrankungen und Veränderungen der Ohrmuschel und ihrer Umgebung und betrachten die Form und Strukturen der Ohrmuschel an ihrer Vorder- und Rückseite sowie die retroaurikuläre Region (Mastoid, s. auch Mittelohr) und eventuelle Narben nach früheren Operationen.

Die wichtigen Strukturen der Ohrmuschel sind: Helix, Anthelix, Cavum conchae, Tragus, Lobulus.

Othämatom

Darunter versteht man eine Blutansammlung (Hämatom) zwischen Knorpel und Knorpelhaut (Perichondrium) der Ohrmuschel. Da der Knorpel selbst keine Durchblutung besitzt, sondern über die eng anliegende Knorpelhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird, führt ein unbehandeltes Othämatom (analog zum unbehandelten Septumhämatom der Nase) zu einer irreversiblen Schädigung des Knorpels und unschönen Narbenbildungen der Ohrmuschel („Blumenkohlohr“, „Ringerohr“). Diese Narbenbildungen führen zu einem Verlust des Ohrmuschelreliefs (Helix, Scapha, Anthelix etc.), welcher durch plastisch-rekonstruktive Maßnahmen nicht zu beheben ist.

Diagnose: durch Anamnese und Erscheinungsbild.

Typischerweise geht der Entstehung eines Othämatoms ein stumpfes oder tangentiales Schertrauma voraus, wodurch Blutgefäße der Knorpelhaut zerreißen und zwischen Knorpel und Perichondrium einbluten, sodass die Knorpelhaut vom Knorpel abgehoben wird und ihn nicht mehr ausreichend versorgen kann. Dies kann auch spontan oder unbemerkt (z. B. im Schlaf) erfolgen.

Hilfreich in der Diagnose ist die Palpation, bei der das fluktuierende Hämatom getastet werden kann. Eine Verwechslung mit der Ohrmuschelperichondritis (Erscheinungsbild ohne Tasten evtl. ähnlich) kann somit ausgeschlossen werden.

Therapie: Zur Entlastung des Hämatoms ist immer eine Inzision mit obligatorischem Druckverband erforderlich (sonst kann sich der Raum zwischen Knorpel und Perichondrium wieder mit Blut füllen). Oft ist auch das Einlegen einer Lasche notwendig (meist als Durchzug durch zwei Inzisionen). Beim Druckverband ist darauf zu achten, dass keine Drucknekrosen entstehen. Dazu wird mit H2O2 (Wasserstoff-Peroxid) getränkte Watte in das wieder hergestellte Ohrmuschelrelief eingepasst und ein Wickelverband mit einer Mullbinde um das Ohr und die Stirn mehrfach straff gewickelt.

Die Lasche wird nach 2–3 Tagen entfernt, der Druckverband nach 5–7 Tagen. Bei Schmerzen muss immer sofort eine Sichtkontrolle mit Anlegen eines neuen Druckverbandes erfolgen.

Perichondritis

Die Entzündung der Knorpelhaut der Ohrmuschel präsentiert sich klinisch als umschriebene Rötung und mäßige Schwellung der knorpeligen Anteile der Ohrmuschel. Die Anthelix erscheint verstrichen. Die Ohrmuschel-Perichondritis stellt eine bakterielle Entzündung dar (meist durch Pseudomonas aeruginosa, Staphylokokkus aureus), die mittels Antibiotika behandelt werden muss. Die Behandlung muss ausreichend lange erfolgen, da sonst Rezidive häufig sind. Sobald mehr als die Hälfte der knorpeligen Anteile der Ohrmuschel betroffen sind, sollte die antibiotische Therapie parenteral mittels Infusionen erfolgen, womit ein höherer Wirkspiegel erzielt werden kann. Zusätzlich werden antibiotikahaltige Salben verordnet.

Bei der Ohrmuschel-Perichondritis ist das Ohrläppchen (kein Knorpel – damit auch keine Knorpelhaut) nicht entzündlich verändert.

Dies im Gegensatz zum Erysipel der Ohrmuschel, welches auch die umgebende Haut betrifft und meist durch Streptokokken ausgelöst wird. Manchmal wird das Erysipel durch eine fortgeleitete Entzündung aus dem Gehörgang oder dem Mittelohr hervorgerufen. Daher sollte immer eine Ohrmikroskopie erfolgen.

Abstehohren

Das abstehende Ohr (Apostasis auris) stellt eine kongenitale Ohrmuschelfehlbildung Grad I dar. Die Ursachen dafür liegen entweder im oberen Drittel der Ohrmuschel (fehlende oder unterentwickelte Anthelixfaltung), im mittleren Drittel (zu großes Cavum conchae) oder im unteren Drittel (abstehender Lobulus) bzw. in einer Kombination.

Im Kindesalter hat diese Fehlbildung Krankheitswert aufgrund möglicher psychischer Beeinträchtigungen und die Therapie (Operation) wird von der Krankenkasse übernommen. Das ideale Operationsalter liegt bei 5–6 Jahren (vor der Einschulung).

Gleich nach der Geburt führt auch ein sofortiges Nach-hinten-Abkleben der Ohrmuschel an das Mastoid für mehrere Wochen zum Erfolg.

Operationstechnik: Je nach Lokalisation der Fehlbildung wird die Anthelix gefaltet (durch Nähte und/oder subperichondrales Feilen der Knorpeloberfläche, womit sich der Knorpel stärker biegt und eine normale Anthelix-Faltung bildet) oder eine Resektion eines Teils des Cavum conchae bzw. eine Annäherung des Lobulus mittels Subkutannaht gemacht.

Wichtig ist das postoperative Tragen eines Stirnbandes für 3 Wochen, um die angelegten Ohren in Position zu halten.

Zoster oticus

Die Gürtelrose im Bereich des Ohres entsteht durch Reaktivierung einer Varizella-Zoster-Virus-Infektion aus den Ganglienzellen des VII. (N. facialis) und VIII. (N. vestibulocochlearis) Hirnnerven.

Mögliche Erstsymptome sind demnach eine sensorineurale Hörstörung, Schwindel, Gesichtsnerven-Lähmung (Facialisparese) sowie typischerweise Schmerzen im Bereich des Ohres. Gruppierte Zosterbläschen im Bereich des Gehörganges (Ohrmikroskopie!) oder der Ohrmuschel und umgebender Haut können, müssen aber nicht von Anfang an sichtbar sein.

Bei Vorliegen einer Facialisparese sollte eine neurologische und augenärztliche (Uhrglasverband bei unvollständigem Lidschluss!) Begutachtung erfolgen.

Als Behandlung erfolgt eine virustatische und analgetische Therapie.

Atherom

Das Atherom (Talgdrüsen-Retentions-Zyste) des Ohrläppchens ist eine gutartige retroaurikuläre Raumforderung, die bei Entzündung sehr schmerzhaft sein kann und dann inzidiert werden muss. Die chirurgische Entfernung sollte im nicht infizierten Zustand erfolgen.

Präaurikuläre Fisteln

Diese entstehen durch eine Embryonalfehlbildung (Anomalie des ersten Kiemenbogens) und zeigen sich meist durch eine kleine Öffnung vor dem oberen Ohrmuschelansatz. Bei Entzündung kommt es zu Rötung, Sekretion und Schmerzen. Nach symptomatischer antientzündlicher Therapie ist im möglichst infektfreien Intervall die chirurgische Entfernung indiziert (eine symptomlose Fistel muss nicht operiert werden). Dabei wird nach Anfärben des Fistelganges durch Instillation mit blauer Farbe (z. B. Methylenblau) dieser umschnitten und vorsichtig komplett exzidiert, da sonst Rezidive drohen. Oft reicht der Gang nur wenige mm in die Tiefe. Bei tiefer reichenden Fistelgängen ist auf die Nahebeziehung zur Ohrspeicheldrüse und dem N. facialis zu achten. Beim Auftreten von präaurikulären Zysten zeigen sich diese als Schwellungen, die differenzialdiagnostisch vielfältig betrachtet werden müssen (u. a. Lipom, Lymphangiom, Hämangiom, Lymphom, Dermoid-Zyste, Lymphadenitis und selten Lymphknotenmetastase).

Gehörgang

Der äußere Gehörgang teilt sich in den lateralen knorpeligen Gehörgang (subkutanes Bindegewebe mit Haaren und Talgdrüsen) und den medialen knöchernen Gehörgang (dünne Haut direkt mit dem Periost verwachsen), der mit dem Trommelfell abschließt. Das Sekret der Zeruminaldrüsen des Gehörganges ist wichtig für das physiologische Milieu des Gehörganges und trägt zur Infektabwehr bei. Bei der Untersuchung des Gehörgangs kann durch Manipulation der GG-Hinterwand der Ramus auricularis des N. vagus gereizt werden, wodurch es zum Hustenreiz kommt.

Otitis externa

Die Gehörgangsentzündung (Hauptsymptom Ohrenschmerzen, aber auch Hörminderung) ist eine häufige Erkrankung, die sehr schmerzhaft und langwierig sein kann und daher sorgfältig behandelt werden muss. Die wichtigste Maßnahme ist die Reinigung des Gehörganges durch den HNO-Arzt unter dem Mikroskop.

Ursachen: meist bakteriell oder durch Pilze ausgelöst (oft durch Feuchtigkeit begünstigt – Bade-Otitis!), oft auch durch kleine Hautverletzungen mit Keimeinbringung beim Versuch, den Gehörgang mit Wattestäbchen zu reinigen (dies führt meist zum gegenteiligen Effekt, einem Cerumen obturans/impaktierter Ohrschmalzpfropf).

Behandlung: Neben ausreichender Analgesie und der erwähnten Reinigung des Gehörganges ist die Behandlung der unkomplizierten Otitis externa eine Lokalbehandlung mit antibiotischen/antifungalen Ohrentropfen, solange das Trommelfell unter dem Mikroskop einsehbar ist. Sollte der Gehörgang sehr oder komplett zugeschwollen sein, muss ein mit Salben getränkter Streifen eingelegt werden und mehrmals im Laufe der Behandlung (1–2 Wochen) gewechselt werden, bis das Trommelfell wieder einsehbar ist.

Antibiotische systemische Therapie ist nur erforderlich, wenn eine begleitende Lymphadenitis der periaurikulären Lymphknoten vorliegt.

Eine Sonderform der Otitis externa ist das bakteriell bedingte Gehörgangsfurunkel, bei dem vor der lokalen Therapie mit Salbenstreifen und Ohrentropfen eine Inzision und Entlastung des Eiterpfropfes mit dem spitzen Skalpell oder einer Nadel erfolgt.

Otitis externa necroticans/maligna

Gefährliche Erkrankung, bei der die Entzündung nicht auf die Weichteile des Gehörganges beschränkt bleibt, sondern zu einer Beteiligung des knöchernen Gehörganges und des umgebenden Felsenbeines kommt (Ostitis), womit die Behandlung neben einer langfristigen intravenösen antibiotischen Therapie (gegen Pseudomonas aeruginosa) meist chirurgisch erfolgen muss. Diese Erkrankung tritt häufig bei älteren Patienten mit Diabetes mellitus (Immunabwehrschwäche!) auf.

Gehörgangsfremdkörper

Bei Kindern finden sich im Gehörgang oft kleine kugelförmige Fremdkörper, die während des Spielens eingebracht werden und in weiterer Folge Schmerzen verursachen können. Eine Entfernung muss stets unter mikroskopischer Kontrolle erfolgen. Geeignete Instrumente sind Häkchen und nie Pinzetten, da diese den Fremdkörper nur tiefer Richtung Trommelfell schieben. Kleinere Fremdkörper wie z. B. Insekten können bei intaktem Trommelfell gut mittels Spülung entfernt werden.

Cerumen obturans

Eine Sonderform des Gehörgangsfremdkörpers stellt der verlegende Ohrschmalz-Pfropf dar. Oft entsteht dieser durch den Gebrauch von Wattestäbchen zur „Reinigung“ des Gehörganges. Meist entsteht der gegenteilige Effekt und der förderbandartige Selbstreinigungsmechanismus des Gehörganges wird dadurch gestört. Bei impaktiertem Cerumen kann manchmal die Entfernung erst nach Aufweichen mittels öliger Ohrtropfen erfolgreich sein.

Gehörgangsexostosen

Durch appositionelles Knochenwachstum kommt es zu einer Einengung des äußeren Gehörganges und bei entsprechendem Schweregrad zu einer Behinderung des Selbstreinigungsmechanismus des Gehörganges und folglich zu Retentionen von Cerumen. Dadurch können vermehrt Entzündungen oder eine Hörminderung auftreten.

Als eine Ursache der Gehörgangsexostosen kann der wiederholte Reiz mit kaltem Wasser (z. B. bei Schwimmern) angesehen werden.

Bei symptomatischen Gehörgangsexostosen erfolgt die chirurgische Abtragung nach Abheben der Gehörgangshaut unter dem Mikroskop mittels Bohrer.

Mittelohr

Das Mittelohr (Cavum tympani, Paukenhöhle) wird nach lateral vom Trommelfell und nach oben zur mittleren Schädelgrube vom Tegmen tympani (Paukenhöhlendach) begrenzt. Nach hinten kommuniziert der Mittelohr-Raum über das Antrum (größte Mastoidzelle) mit dem pneumatisierten Warzenfortsatz (Processus mastoideus). Hierdurch kann es durch Ausbreitung einer Otitis media zur Mastoiditis kommen. Nach vorne erfolgt die Belüftung des Mittelohres über die Tuba auditiva (Eustachische Röhre, Ohrtrompete). Diese verbindet das Cavum tympani mit dem Nasenrachen. Nach medial grenzt der Mittelohrraum an das Innenohr (Labyrinth-Cochlea und Bogengänge/Utriculus und Sacculus). Außerdem verläuft hier der N. facialis um das ovale Fenster (Stapes-Fußplatte).

Der Inhalt des Mittelohres besteht aus folgenden Strukturen:

-Luft (eine ausreichende Belüftung über die Tube ist essenziell für ein normales Hörvermögen und die Gesundheit des Mittelohres)

-3 Gehörknöchelchen: Hammer (Malleus) – Amboss (Incus) – Steigbügel (Stapes)

-M. stapedius (Innerv.: N. facialis) und M. tensor tympani (Innerv.: N. trigeminus)

-Chorda tympani (Teil des N. facialis – sensorische Innervation der vorderen ⅔ der Zunge), N. stapedius

Einschub Hörprüfung

Stimmgabelversuche

Beim Rinne-Versuch wird bei jeweils einem Ohr die Luftleitung mit der Knochenleitung verglichen. Dazu wird die angeschlagene Stimmgabel zuerst auf das Mastoid gedrückt (Knochenleitung) und danach vor das Ohr gehalten (Luftleitung). Der Ton wird bei normaler Luftleitung (bzw. bis zu einer Hörminderung von 20 dB) vor dem Ohr lauter empfunden (= Rinne positiv/Normalbefund). Wird die Knochenleitung lauter empfunden, spricht dies für eine Schall-Leitungs-Schwerhörigkeit (Rinne negativ/pathologisch). Einen Spezialbefund stellt die einseitige Taubheit dar, bei der die Knochenleitung auf das andere Ohr übergeleitet und dort wahrgenommen wird.

Beim Weber-Versuch wird die Stimmgabel auf den Schädelknochen mittig aufgesetzt. Der Ton sollte bei symmetrischem Hören mittig wahrgenommen werden. Bei Lateralisierung auf eine Seite spricht dies entweder für eine Schall-Leitungs-Schwerhörigkeit im lateralisierten Ohr oder für eine Schall-Empfindungs-Schwerhörigkeit am kontralateralen Ohr.

Ursachen einer Schall-Leitungs-Schwerhörigkeit

Alle Erkrankungen, die im Bereich der Ohrmuschel/des Gehörganges sowie des Trommelfells oder Mittelohres zu einer verminderten Übertragung des Schalls führen bei normaler Innenohrfunktion.

Ursachen einer Schall-Empfindungs-Schwerhörigkeit

Alle Erkrankungen, die das Innenohr oder weiter zentral gelegene Strukturen wie die Hörbahn oder Hirnareale betreffen.

Tympanometrie

Bei normaler Belüftung des Mittelohres/normaler Tubenfunktion (Druck im Gehörgang ist gleich dem Druck im Mittelohr) steht das Trommelfell in einer Mittelposition mit optimaler Schwingungsfähigkeit bei der Schallübertragung. Im Rahmen der Tympanometrie wird der Gehörgang mit einer Olive inklusive Schallsonde abgedichtet und die Reflexionsfähigkeit des Trommelfells (Impedanz, akustischer Widerstand) bei unterschiedlichen Drücken gemessen. Somit werden die Beweglichkeit und der Zustand des Mittelohres (Unterdruck/Flüssigkeit) geprüft.

Im Rahmen der Untersuchung kann auch der Stapediusreflex überprüft werden, der erst bei einem Schalldruckpegel von 70–90 dB über der Hörschwelle auslösbar ist und typischerweise bei der Otosklerose oder bei Unterbrechungen der Gehörknöchelchenkette fehlt.

Reintonaudiometrie

Hierbei werden Töne ansteigender Lautstärke (gemessen in dB) und Frequenz seitengetrennt über Kopfhörer (Luftleitung: Der Schall muss über Gehörgang, Trommelfell und Mittelohr ins Innenohr gelangen) und Knochenleitungshörer am Mastoid (Knochenleitung: direkte Übertragung der Schallenergie über den Knochen in die Cochlea) angeboten.

Autor

  • Christian A. Müller (Autor:in)

Zurück

Titel: HNO