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Rezeptfrei in der Apotheke

Ein Leitfaden für den Freiverkauf

von Clemens Feldmann (Autor:in)
300 Seiten

In Kürze verfügbar

Zusammenfassung

Freiverkauf auf den Punkt gebracht
Der Verkauf von rezeptfreien Arzneimitteln und dem Ergänzungssortiment ist eine der wesentlichen Säulen der Beratungstätigkeit in jeder Apotheke. Der Autor vermittelt übersichtlich strukturierte und auf den Punkt gebrachte Informationen über die in Österreich aktuell verfügbaren Produkte. Ein einfaches System hilft zu entscheiden, ob und wie eine Selbstmedikation der Patient:innen möglich ist. Es umfasst
• 56 Themengebiete aus der täglichen Apothekenpraxis
• die wichtigsten Fragestellungen an Patient:innen
• Red Flags, die eine Selbstmedikation ausschließen
• eine Übersicht über die verfügbaren Therapieoptionen
• Information zu den einzelnen Produktgruppen sowie
• wertvolle themenbezogene Tipps und Tricks aus der Praxis
Die 2. Auflage verfügt weiters über einleitende Texte zu jedem Kapitel, die kurz und prägnant die wichtigsten Fakten zum jeweiligen Thema bereitstellen. Außerdem wurden aktuelle Themen wie Desinfektion, Übergewicht und Nahrungsmittelintoleranzen aufgenommen.
Das Werk hat sich bereits vielfach in PKA-Berufsschulen als ergänzendes Unterrichtsmaterial zu Ausbildungszwecken und in Aspirant:innenkursen zur Prüfungsvorbereitung im OTC-Bereich bewährt. Es eignet sich somit ideal für die tägliche Arbeit an der Tara, sei es für Auszubildende, Berufseinsteiger:innen oder erfahrene Mitarbeiter:innen in der Apotheke.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Half Title
  • Titel Seite
  • Impressum
  • Inhalt
  • Beratungsgespräch
  • Erläuterung zum Aufbau
  • Krankheitsbilder
  • 1 Akne
  • 2 Aphten
  • 3 Augen, gereizte
  • 4 Blähungen
  • 5 Bluterguss
  • 6 Blutfette
  • 7 Durchfall
  • 8 Erkältung
  • 9 Fieber
  • 10 Fieberblasen
  • 11 Fußpilz
  • 12 Gelenkschmerzen
  • 13 Haarausfall
  • 14 Halsschmerzen
  • 15 Hämorrhoiden
  • 16 Handdesinfektion
  • 17 Harnwegsinfekt
  • 18 Haut, trockene
  • 19 Heiserkeit
  • 20 Heuschnupfen
  • 21 Husten
  • 22 Immunstärkung
  • 23 Insektenstiche
  • 24 Intoleranzen
  • 25 Kopfschmerzen
  • 26 Läuse
  • 27 Müdigkeit
  • 28 Muskelkrämpfe
  • 29 Nagelpilz
  • 30 Nägel, brüchige
  • 31 Narben
  • 32 Nase, trockene
  • 33 Nervosität, Unruhe und Stress
  • 34 Ohrenpflege
  • 35 Ohrenschmerzen
  • 36 Pille danach
  • 37 Regelbeschwerden
  • 38 Reisekrankheit
  • 39 Rückenschmerzen
  • 40 Schlafstörungen
  • 41 Schnupfen
  • 42 Schwindel
  • 43 Schwitzen
  • 44 Sodbrennen und Magenschmerzen
  • 45 Sonnenbrand
  • 46 Tattoo
  • 47 Übelkeit und Erbrechen
  • 48 Übergewicht
  • 49 Vaginalpilz
  • 50 Venenschwäche
  • 51 Verstopfung
  • 52 Warzen
  • 53 Wechseljahrsbeschwerden
  • 54 Zahnfleischentzündung
  • 55 Zahnschmerzen
  • 56 Zahnungsbeschwerden
  • Quellenangaben und weiterführende Literatur
  • Danksagung
  • Sachregister
  • Über den Autor

Beratungsgespräch

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Die hier abgebildeten Organigramme haben sich grob am Leitfaden für Beratungsgespräche für die Selbstmedikation der deutschen Bundesapothekerkammer orientiert. Auch in Österreich besteht die Pflicht für in der Apotheke angestellte Personen, die zu betreuenden Patienten persönlich zu beraten. Ganz abgesehen von den gesetzlichen Verpflichtungen ist eine gute Beratung in der Apotheke deren Daseinsberechtigung in der Öffentlichkeit. Deswegen sollte besonderer Wert auf einerseits fachlich hochwertige und andererseits auf den Kunden menschlich eingehende Beratung gelegt werden. Gerade in Zeiten, in denen Versandapotheken im Internet die klassischen stationären Apotheken zu verdrängen versuchen, ist dies eines unserer wichtigsten Alleinstellungsmerkmale.

Wer ist der Patient? Ist das Medikament für Sie?

Diese Frage ist trotz ihrer Einfachheit eine der wichtigsten. Oft kommen Patienten mit einem konkreten Wunsch in die Apotheke oder schildern Symptome. Für sie ist es selbstverständlich, welche Person damit gemeint ist. Für die beratende Person ist dies jedoch nicht zu erkennen. Stellt man diese Frage nicht, so kann es zu schwerwiegenden Verwechslungen kommen. Beispielsweise könnten vollkommen ungeeignete Arzneimittel für Kinder, Schwangere oder ältere Personen empfohlen werden.

Welche Beschwerden haben Sie genau?

In diesem Abschnitt des Beratungsgespräches will man möglichst viel über die Beschwerden des Patienten erfahren. Es empfiehlt sich offene W-Fragen (wie lange, wie häufig, wie stark?) zu stellen, die nicht mit Ja oder Nein beantwortet werden können. Der Patient wird ermutigt, umfassender über seinen Gesundheitszustand zu berichten und erleichtert so die Auswahl des optimalen Arzneimittels. Bei länger andauernden und/oder starken und/oder nicht alltäglichen Beschwerden ist besondere Vorsicht geboten.

Haben Sie gegen die Beschwerden schon etwas unternommen?

Diese Frage ist wichtig, um die eigene Empfehlung auf etwaige Vortherapien abzustimmen. Man kann auch besser beurteilen, ob eine weitere Therapie noch sinnvoll ist oder ob Wechselwirkungen oder verstärkte Nebenwirkungen mit bereits angewendeten Arzneimitteln auftreten könnten.

Auswahl des Arzneimittels

Hier kann auf die individuellen Wünsche und Vorlieben des Patienten eingegangen werden. Wünscht er lieber Zubereitung in flüssiger oder fester Form? Wünscht er eine Behandlung mit klassischer Schulmedizin oder neigt er eher zu komplementären Heilungsverfahren? Ist der Patient zu Hause oder muss er einer Tätigkeit nachgehen, die uneingeschränktes Reaktionsvermögen erfordert? Diese oder auch viele andere Fragen helfen dem Patienten seine individuell maßgeschneiderte Therapie zusammenzustellen. Hier ist Wissen, Kreativität und Einfühlungsvermögen gefragt, um den Patienten vollends zufrieden zu stellen und einen optimalen Heilungsverlauf zu gewährleisten.

Informationen zum Arzneimittel

Der Patient muss genau über die Einnahme aufgeklärt werden. Welche Zeitpunkte müssen eingehalten werden? Welcher Abstand zum Essen ist einzuhalten? Welche Neben- und Wechselwirkungen sind zu erwarten? Nur bei optimalem Einnahmeverhalten (Compliance) ist auch eine optimale Wirkung zu erwarten. Auch eine Fristsetzung bezüglich eines möglichen Arztbesuches ist wichtig, falls sich die Beschwerden nicht bessern sollten.

Unterstützende Maßnahmen

Abschließend hat es sich bewährt, gute Ratschläge und Tipps mitzugeben. Kostenlose Möglichkeiten wie Hausmittel, Tees, die man oft zu Hause hat, oder Verhaltensänderungen werden gerne angenommen und vermitteln ein besonderes Interesse am Wohlergehen des Patienten.

Abgabe des Arzneimittels

Abschließend bietet man noch die Möglichkeit, Fragen zu stellen, die vielleicht im Laufe des Gespräches vergessen wurden. Ist dies nicht der Fall, zeigt die Bitte um Mitteilung des Heilungserfolges, wie die im vorigen Punkt angesprochenen Ratschläge, ein besonderes Interesse am Kunden. Jemand, der sich gut umsorgt und aufgehoben fühlt, besucht Sie sicher wieder gerne in der Apotheke und hat das nötige Vertrauen in Ihre Fähigkeiten. Ein abschließender freundlicher Genesungsgruß im Zuge der Verabschiedung rundet das gelungene Beratungsgespräch ab und vermittelt Hoffnung auf baldige Besserung.

Erläuterung zum Aufbau

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Fristsetzung. Wann bzw. unter welchen Umständen muss der Arzt bei fehlendem Ansprechen auf die Therapie aufgesucht werden.

Farbcodierung zu Beginn der einzelnen Kapitel

       

Nahrungsergänzungsmittel, Medizinprodukte vorhanden

       

Arzneimittel vorhanden

Abkürzungen

AT Augentropfen ml Milliliter
AuGel Augengel ML Messlöffel
AuSlb Augensalbe NaSpray Nasenspray
Blsm Balsam NaTr Nasentropfen
Btl Beutel Past Pastillen
Cr Creme Pfl Pflaster
Drg Dragees Plv Pulver
Emuls Emulsion Sft Saft
Ftbl Filmtabletten Slb Salbe
Gel Gel Sir Sirup
Glb Globuli SchmTbl Schmelztabletten
Gran Granulat Supp Suppositorien
Kps Kapseln Susp Suspension
Ktbl Kautabletten Tbl Tabletten
Lsg Lösung Tr Tropfen
Ltbl Lutschtabletten WKps Weichkapseln

Krankheitsbilder

1Akne

Akne ist die weltweit am häufigsten auftretende Hauterkrankung. Sie stellt eine Verhornungsstörung im Bereich der Talgdrüsen dar. In etwa 80 % der Jugendlichen sind in der Pubertät davon betroffen. Akne kann jedoch über das Jugendalter hinaus bestehen bleiben oder erst im Erwachsenenalter erstmalig auftreten. Der Verlauf ist insbesondere bei der jugendlichen Form mehrheitlich mild (ca. 60 % der Betroffenen) und eine ärztliche Behandlung nicht notwendig.

Akne entsteht durch Verstopfung der Talgdrüsen durch Hautpartikel und/oder Fett. Diese wird durch eine erhöhte Talgproduktion der Talgdrüsen selbst sowie durch eine Verhornungsstörung der Haut ausgelöst. Das Bakterium Cutibacterium acnes (C. acnes), früher auch als Propionibacterium acnes (P. acnes) bezeichnet, siedelt sich in den betroffenen Bereichen an und führt vor allem im fortgeschrittenen Stadium der Akne zur verstärkten Entzündung der Talgdrüsen. Die häufigsten Ursachen sind mit über 80 % genetische Faktoren sowie Störungen im Hormonhaushalt, insbesondere durch Androgene in der Pubertät oder während des Menstruationszyklus oder der Schwangerschaft. Diese können durch klimatische Gegebenheiten wie UV-Strahlung und Luftfeuchtigkeit verstärkt werden. Auch hoher Blutzuckerspiegel, bestimmte Fette oder das Rauchen wirken sich durch die entzündungsfördernde Wirkung negativ auf den Akneverlauf aus. Nicht zu vergessen sind zahlreiche aknefördernde Arzneimittel wie Glucocorticoide, Androgene oder hochdosierte B-Vitamine.

Tritt während der Pubertät eine gewöhnliche Akne (Acne vulgaris) auf, unterscheidet man, je nach klinischer Ausprägung und Schweregrad, drei Typen: Acne comedonica, Acne papulopustulosa und Acne conglobata. Dabei sind die Übergänge fließend. Bei der Acne comedonica handelt es sich meist um milde Formen der Akne, bei denen das Vorkommen von Komedonen im Vordergrund steht, die, wenn überhaupt, von nur wenigen Papeln begleitet sein können. Komedonen, zu Deutsch Mitesser, sind durch einen pfropfenartigen, oberflächlichen Verschluss der Talgdrüse gekennzeichnet. Eine Papel ist eine erbsengroße Verdickung der Haut mit meist darunterliegenden Eiterherden. Stehen Papeln und Pusteln im Vordergrund, handelt es sich meist um leichte bis mittelschwere Formen, sogenannte Acne papulopustulosa. Als Pustel wird ein mit Eiter gefüllter oberflächlicher kleiner Hohlraum bezeichnet. Schwere und schwerste Formen sind durch das Vorkommen von Knötchen, Knoten und Fisteln gekennzeichnet. In diesen Fällen liegt eine Acne papulopustulosa nodosa oder sogar eine Acne conglobata vor.

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Bei keiner Besserung der Beschwerden innerhalb von 4–6 Wochen den Arzt aufsuchen.

Ergänzungssortiment

Kosmetika

Pelcure® Cr

Biretix® – Serie

Cisderm® Cr

La Roche Effaclar® – Serie

Vichy Normaderm® – Serie

Widmer Skin Appeal® – Serie

Mikronährstoffe

Nicapur® Schöne Haut Kps, 1 × 1

Viva Skin® Akne Caps, 2×1

Arzneimittel

Natriumbituminosulfat + Salicylsäure

Aknichtol® Lotio, 2× täglich

Zink

Zinkorotat-Pos® Ftbl 40 mg, 3×1

WW: Eisen, Phosphor, Kupfer und Calcium reduzieren die Aufnahme von Zink. Achtung bezüglich Wirkungsverminderung bei der Einnahme von Tetrazyklinen, Chinolonen, Schilddrüsentherapeutika, Bisphosphonaten.

Phytinreiche Lebensmittel wie Vollkorngetreideprodukte und Mais vermindern die Aufnahme von Zink.

Kosmetische Anwendung

Eine effiziente Behandlung von Akne in der Selbstmedikation beruht auf einer gezielten 2-mal täglichen Reinigung und Pflege der betroffenen Areale und eventuell einer unterstützenden Einnahme von Mikronährstoffen. Die Reinigung der Haut sollte möglichst schonend und unter Verwendung von Syndets und Einmalwaschlappen erfolgen. Hier stehen Produkte verschiedener Kosmetikhersteller in Form von Lotionen, Gels oder Schäumen zur Verfügung. Das zur Nachreinigung und Entfernung des Talges benutzte Gesichtstonikum sollte einen Alkoholgehalt von maximal 5–10 % aufweisen, da es sonst zu stark entfettend wirkt. Anschließend sollte eine hautpflegende Creme verwendet werden. Diese besteht meist aus einer hydrophilen Salbengrundlage, der Silber, Benzoylperoxid, Salicylsäure, Teebaumöl oder andere antibakteriell wirksame Substanzen zugesetzt sind. Die Wirkung von Benzoylperoxid (BPO) beruht auf der Freisetzung freier Radikale und Kunden sollten darauf hingewiesen werden, dass es aufgrund seiner Oxidationskraft ein starkes Bleichmittel ist und somit auf Kleidung, Haaren, Bettwäsche etc. Flecken hinterlassen kann. Benzoylperoxid verstärkt die Lichtempfindlichkeit, weshalb es vorzugsweise abends verwendet wird. Salicylsäure löst als Schälmittel vorhandene Komedonen auf und bewirkt durch Lockerung der Hornsubstanz die Bildung neuer Hautzellen. Sie hat auch entzündungshemmende und antiseptische Eigenschaften. Teebaumöl wirkt antibakteriell. Zu beachten ist seine reizende und allergieauslösende Wirkung. Letztere wird besonders durch das in gealtertem Öl enthaltene p-Cymen ausgelöst. Der Alterungsprozess beginnt schon wenige Tage nach dem Öffnen durch Kontakt mit Sauerstoff, der in der Luft enthalten ist. Als Schälmittel wird zudem seit langem Schieferöl (Natriumbituminosulfonat) verwendet. Sein Wirkmechanismus ist jedoch nicht genau bekannt und es können Hautreizungen auftreten. Auch Produkte mit schwachen Säuren wie z. B. Fruchtsäuren, Glykolsäure, Milchsäure und Salicylsäure werden aufgrund ihres nachgewiesenen komedolytischen Effekts angewendet. Verschiedene Peelings zum Abtragen der obersten Hautschichten sollten maximal 1–2 mal pro Woche unterstützend angewendet werden.

Mikronährstoffe

Der entscheidende Mikronährstoff bei der unterstützenden Behandlung von Akne ist sicherlich Zink. Es weist antiandrogene Effekte und antibakterielle sowie talgreduzierende Eigen-schaften auf. Die optimale Anwendungsdauer beträgt mindestens einen, besser jedoch drei Monate. Der optimale Einnahme-Zeitpunkt ist abends vor dem Schlafengehen, mit etwas Abstand zu anderen Mikronährstoffen. Betacarotin, Vitamin A und B-Vitamine unterstützen die Zellteilung der Haut und werden daher gerne in Mikronährstoffmischungen verwendet.

imageTipps aus der Praxis

imageFrühzeitiger Behandlungsbeginn.

imageEinmalreinigungstücher bei der Hautpflege verwenden und keine aggressiven Hautrei nigungsprodukte verwenden.

imageMitesser nicht selbst öffnen.

imageEinzelne Mitesser können mit kosmetischen Abdeckstiften überdeckt werden.

imageGesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, ausreichend Flüssigkeitszufuhr und viel Bewegung. Wenig Zucker und gesättigte Fettsäuren. Vorzugsweise Vollkornprodukte statt Weißmehl und Omega-3-Fettsäure-reichen Seefisch statt Fleisch verwenden.

imageUV-Strahlung wirkt aknefördernd. Daher immer hohen Sonnenschutz auf Wasserbasis in Gel- oder Fluidform verwenden und die Sonne so gut wie möglich meiden.

imageSollte die Akneerkrankung zu belastend sein, eine Kosmetikerin oder bei schwereren Fällen ärztliche Hilfe suchen.

2Aphten

Aphten sind kleine Geschwüre, die auf der Mundschleimhaut zu finden sind. Sie sind in etwa linsengroß und ihre Oberfläche ist weiß-gelblich gefärbt, meist von einem roten entzündeten Rand umgeben. Zunächst bemerkt man meist ein brennendes Gefühl im Mund, dann bilden sich schmerzende Bläschen, die dann in ein flaches Geschwür übergehen. Die Ursachen, warum sich Aphten bilden, sind unklar. Es gibt jedoch Umstände, die die Entstehung fördern. Mechanische Belastungen wie beispielsweise schlechtsitzende Prothesen, Zahnspangen, aber auch nicht optimal liegende Zähne oder falsche Zahnpflege sind mögliche Ursachen für Aphten. Lebensmittel wie Erdbeeren, Zitrusfrüchte, Paradeiser, Nüsse, Hartkäse und Schokolade können sich ebenfalls negativ auswirken. Besonders hervorzuheben sind hier histaminreiche Lebensmittel. Allgemeine Immunschwäche, bestimmte blutgerinnungshemmende Arzneimittel, Schmerzmittel und Mangelzustände an Folsäure, Vitamin B12, Zink und Eisen sowie hormonelle Schwankungen (Schwangerschaft, Menopause) sind weitere häufig beobachtete Faktoren, die die Aphtenbildung begünstigen.

Aphten können starke Schmerzen auslösen, die durch eine Infektion der betroffenen Stellen mit Bakterien hervorgerufen wurden. Daher ist besonderer Wert auf gute Mundhygiene zu legen. Der Schmerz ist nicht davon abhängig, wie groß die Aphte ist, sondern wo sie lokalisiert ist. Das Essen und der Schluckvorgang können durch Aphtenbildung stark eingeschränkt werden. Die Abheilung erfolgt überlicherweise nach 7–10 Tagen.

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Bei keiner Besserung innerhalb einer Woche den Arzt aufsuchen.

Ergänzungssortiment

Hyaluronsäure

Bloxaphte® Oral Care Mundgel, Gel, 2–3× täglich nach dem Essen Gengigel® Gel, Gel, 3–5× täglich

Pflanzliche Tinkturen

Myrrhe

Ratanhia

Salbei

Arzneimittel

Pflanzliche Arzneimittel
Kamille

Kamillosan® Flüssigkeit, Mundspray, 3× täglich verdünnt, 3×2 Sprühstöße

Rharbarberwurzel

Pyralvex® pur Lsg, 3× täglich anwenden

Salbei + Dexpanthenol

Veralgin® Mund- und Zahnfleischspray, mehrmals

Thymian + Salbei

Bronchostop® direkt Hals- und Rachenspray, 2–4× 1–2 Sprühstöße

Antiseptika

Benzydamin

Tantum® Verde Lsg, Ltbl, MuSpray, 2–3× täglich spülen, 3–4× täglich lutschen

Povidon Iod

Betadona® Mund Antiseptikum Lsg, 1 : 8–16 verdünnt alle 1–4 Stunden

Chlorhexidin

Chlorhexamed® Forte alkoholfrei Lsg, 2× täglich nach dem Essen
Chlorhexamed® 1 % Gel, Gel, 1–2× täglich 2,5 cm Gel einbürsten

Dequaliniumchlorid

Dequonal® Lsg, 2–4× 1 EL spülen und gurgeln

Hexetidin

Hexoral® Lsg, 2× täglich spülen und gurgeln

Wasserstoffperoxid 3 %

Magistrale Zubereitung, 3–4× täglich 1 EL spülen

Lokalanästhetika

Lidocain

Dynexan® Mundgel, 4× täglich erbsengroß auftragen
Easyangin® Spray, 6–10× 3–5 Sprühstöße

Polidocanol

Recessan® Slb, 3–5× täglich erbsengroß auftragen

Polidocanol + Kamille + Lidocain

Dentinox® Gel, 2–3× erbsengroß auftragen und einmassieren

Hyaluronsäure

Hyaluronssäure bildet einen Schutzfilm auf der gereizten und entzündeten Schleimhaut und hält so Bakterien von der betroffenen Stelle fern. Dies verhindert schmerzhafte Sekundärinfektionen und unterstützt den Heilungsprozess.

Pflanzliche Tinkturen

Pflanzliche Tinkturen fördern die Erneuerung der Mundschleimhaut durch ihren adstringierenden Effekt (Rathania, Myrrhe) beziehungsweise lindern zusätzlich vorhandene Entzündungen (Kamille) oder verfügen über beide Eigenschaften (Salbei, Rharbarber).

Antiseptika

Antiseptika senken die Keimbelastung im Mundraum und beugen so Sekundärinfektionen vor. Sie werden mehrmals täglich insbesondere nach den Mahlzeiten eingesetzt.

Lokalanästhetika

Lokalanästhetika wirken lokal schmerzstillend und ermöglichen so eine schmerzverminderte Nahrungsaufnahme. Eine interessante Variante bietet der Easyangin® Spray, der mit den Wirkstoffen Lidocain und Chlorhexidin antiseptische und lokalanästhetische Wirkungen vereint.

imageTipps aus der Praxis

imageReizende Speisen (sauer, scharf, heiß, salzig, hart) vermeiden.

imageSäurehaltige Fruchtsäfte (Zitrusfrüchte) vermeiden.

imageVerzicht auf Alkohol und Nikotin.

imageImmunsystem stärken. Siehe Immunstärkung S. 124.

imageMangelzustände durch Blutbild bestimmen und ausgleichen.

imageDas Lutschen von Lutschtabletten, die gegen Halsschmerzen eingesetzt werden, bringt Linderung und kann die Keimbelastung reduzieren.

3Augen, gereizte

Der größtenteils in den Tränendrüsen erzeugte Tränenfilm bildet eine Flüssigkeitsschicht, die den vorderen Teil des Augapfels bedeckt und über die ableitenden Tränenwege in die Nasenhöhle abfließt. Er schützt das Auge und wirkt als Schmierstoff zwischen Augapfel und Lid. Weiters versorgt er die gefäßlose Hornhaut mit Sauerstoff. Ist dieser Tränenfilm im Aufbau oder in der Zusammensetzung gestört, sind Störungen der Benetzung die Folge, was wiederum zu einem trockenen Auge, auch als Sicca Syndrom bezeichnet, führt. Charakteristische Beschwerden sind Jucken, Brennen, Rötung und Fremdkörpergefühl. Das Auge produziert täglich bis zu zwei Milliliter Tränenflüssigkeit. Diese bildet den auf der Hornhaut liegenden Tränenfilm, der aus drei Schichten besteht. Die äußerste Schicht wird als Lipidschicht bezeichnet. Diese verhindert die Verdunstung und bildet eine glatte Oberfläche. Die mittlere Schicht ist wässrig und transportiert Fremdkörper ab. Die unterste Mucinschicht liegt direkt an der Hornhaut an und bildet den stabilen Untergrund für die beiden oberen Schichten. Durch das Schlagen der Lider alle 5 bis 10 Sekunden wird der Tränenfilm gleichmäßig über das Auge verteilt. So ist sichergestellt, dass das Auge nicht austrocknet, die Oberfläche des Augapfels gereinigt wird und so eine optimale Sehfunktion hergestellt wird. Beim trockenen Auge kann auch ein übermäßiges Tränen auftreten, weil das Auge einen Mangel oder eine falsche Zusammensetzung des Tränenfilms auszugleichen versucht.

Ein trockenes Auge kann viele Ursachen haben. Neben bestimmten Erkrankungen ist jedoch meistens eine Veränderung der Tränenfilmzusammensetzung ausschlaggebend. Meist ist die äußere Lipidschicht betroffen, seltener die wässrige mittlere Schicht. Der Tränenfilm reißt früher auf und führt so zu bekannten Beschwerden wie Brennen, Jucken, Rötung und Fremdkörpergefühl. Die Ursachen sind meist umweltbedingt, wie langer Aufenthalt in geheizten oder klimatisierten Räumen oder verminderter Lidschlag durch zu langes Arbeiten an Bildschirmen. Aber auch der Mangel an verschiedenen Nährstoffen wie Vitamin A oder ungesättigten Fettsäuren kann eine Rolle spielen. Wichtig ist es auch, nicht auf Arzneistoffe zu vergessen, die ein trockenes Auge begünstigen können. Dazu zählen beispielsweise hormonelle Kontrazeptiva, Betablocker oder trizyklische Antidepressiva (z. B. Trimipramin®, Saroten®).

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Bei keiner Besserung der Beschwerden innerhalb von 48 Stunden den Arzt aufsuchen.

Ergänzungssortiment – Haltbarkeiten ab Anbruch

Augentrost + Hyaluronat + Methocel®

Herba Vision® AT MD sine AT, bei Bedarf 2 Tr, Haltbarkeit 90 Tage

Carbomer

Artelac Nighttime® Gel, bei Bedarf, Haltbarkeit 12 Wochen

Carmellose + Glycerol

Optive® AT, ED, bei Bedarf, Haltbarkeit 6 Monate

Carmellose + Glycerol + Hyaluronsäure

Optive Fusion® AT, ED, bei Bedarf, Haltbarkeit 6 Monate

Carmellose + Glycerol + Rizinusöl

Optive plus® AT, ED, bei Bedarf, Haltbarkeit 6 Monate

Carmellose + Glycerol + Erythritol + Levocarnitin

Optive Gel Drops® AT, ED, bei Bedarf, Haltbarkeit 6 Monate

Hyaluronsäure

Artelac Splash® AT, ED, bei Bedarf, Haltbarkeit 12 Wochen
Genteal® HA AT, ED, 1–2 Tr bei Bedarf, Haltbarkeit 12 Wochen
Hyabak® AT, 3×1 Tr, Haltbarkeit 6 Monate
Hylo Commod® AT, 3×1 Tr + bei Bedarf, Haltbarkeit 6 Monate
Hylo Gel® Gel, 3×1 Tr + bei Bedarf, Haltbarkeit 6 Monate

Hyaluronsäure + Dexpanthenol

Bepanthen® AT, ED bei Bedarf, Haltbarkeit 12 Monate (Multidosenbehälter)
Hylo Care® AT, 3×1 Tr + bei Bedarf, Haltbarkeit 6 Monate

Hyaluronsäure + Ectoin

Hylo Protect® AT, 3×1 Tr + bei Bedarf, Haltbarkeit 6 Monate

Hyaluronsäure + Euphrasia

Hylo Fresh® AT, 3×1 Tr + bei Bedarf, Haltbarkeit 6 Monate

Hyaluronsäure + Heparin

Hylo Parin® AT, 3×1 Tr + bei Bedarf, Haltbarkeit 6 Monate

Hyaluronsäure + Macrogol + Cyanocobalamin + Calcium, Magnesium, Kaliumchlorid

Arthelac Rebalance® AT, ED, bei Bedarf, Haltbarkeit 12 Wochen

Hyaluronsäure + Trehalose

Thealoz Duo® AT, Gel, 4–6× 1 Tr, Haltbarkeit 3 Monate

Hypromellose

Genteal® AT, bei Bedarf 1–2 Tr, Haltbarkeit 4 Wochen

Arthelac® AT, ED, bei Bedarf, Haltbarkeit 12 Wochen

Liposomen – bei geschlossenen Augen anwenden
Tears Again® Spray, bei Bedarf, Haltbarkeit 6 Monate
Okuzell® Spray, bei Bedarf, Haltbarkeit 8 Wochen

PEG

Systane® AT, bei Bedarf, Haltbarkeit 6 Monate

Perfluorohexyloctane (Eyesol®)

Evotears® AT, bei Bedarf, Haltbarkeit 6 Monate

Vitamin A

Hylo Night® AuSlb, bis 3×1 bei Bedarf, Haltbarkeit 6 Monate
Oleovital® AuSlb, 3×1, Haltbarkeit 3 Monate

Arzneimittel

Befeuchtung und Reizlinderung Carbomer

Aqua Tears® AuGel, 4×1 Tr oder häufiger

Dexpanthenol

Bepanthen® Augen- und Nasensalbe, 1 bis mehrmals täglich

Hypromellose + Vitamin A

Oculotect® Fluid AT, 4×1 Tr oder häufiger
Prosicca® AT, 3–5× 1 Tr einträufeln

Povidon

Protagent® AT, 5×1 + bei Bedarf
Protagent® EinmalAT, 4–5× 1–2 Tr oder bei Bedarf

Polyvinylalkohol + Dexpanthenol

Siccaprotect® AT, 6×1 Tr evtl. stündlich

Gefäßzusammenziehend
Naphazolin

Aconex® 0,1 % AT, 1–2× 1–2 Tr, max. 2 Tage
Coldan® AT, 1–2 Tr im Abstand von 4 h

Ophtaguttal „Agepha“® AT, 6–8× 2–3 Tr, max. 18 Tr
KI: Keratokonjunktivitis sicca, Rhinitis sicca, schwere Hypertonie, Engwinkelglaukom, nach chirurgischen Eingriffen am Auge oder im Kopfbereich (Freilegung der Dura mater), Kinder unter 2 Jahren, Thyreotoxikose
WW: KI: Tri- und Tetracyclische Antidepressiva, MAO-Hemmer (2 Wochen Abstand), Vorsicht: ZNS dämpfende Arzneimittel verstärkt, Theophyllin, Reserpin, Guanethidin, Sympathomimetika und -lytika.

Befeuchtung und Reizlinderung

Zur vorbeugenden Gesunderhaltung des Auges, aber auch zur Behandlung leichter akuter Beschwerden werden verschiedene Tränenersatzflüssigkeiten in flüssiger oder in Gelform angewendet. Diese enthalten filmbildende, in unterschiedlichem Ausmaß viskositätserhöhende Substanzen, die den Tränenfilm stabilisieren. Die am häufigsten verwendete ist sicherlich die Hyaluronsäure. Sie ist eine körpereigene Substanz und dadurch sehr gut verträglich. Aufgrund der Ähnlichkeit mit den Mucinen (Schleimstoffen) des körpereigenen Tränenfilms haftet die Hyaluronsäure sehr gut an der Augenoberfläche. Der Tränenfilm wird stabilisiert, die Tränenaufrisszeit und Verweildauer im Auge erhöht. Hyaluronsäure wirkt weiters antioxidativ, schützend und wundheilend auf die Hornhaut. Die genannten positiven Eigenschaften stellen sich ab einer Konzentration von 0,1 % ein. Eine Kombination mit PEG 8000 erhöht die Befeuchtungswirkung der Hyaluronsäure zusätzlich. Weitere Substanzen in wässrigen Tränenersatzmitteln wären PVA (Polyvinylalkohol) und PVP (Povidon). Sie sind wenig viskos und können bei sehr leichten Beschwerden eingesetzt werden. Celluloseverbindungen wie Carmellose oder Hypromellose wirken ähnlich bei etwas längerer Wirkdauer. Carbomere sind ebenfalls etwas viskoser als PVA und PVP und ähneln den Mucinen der innersten Schicht des Tränenfilms. Sie werden hauptsächlich in Augengelen verwendet. Neben den wässrigen Tränenersatzflüssigkeiten bieten sich auch lipidhaltige Varianten an. Diese sind in Augentropfenform mit mittelkettigen Triglyceriden (MCT) oder Glycerol erhältlich. Eine effiziente Möglichkeit sind auch Lidsprays. Diese enthalten Phospholipide (Sojalecithin) und werden mit in etwa 10 cm Abstand auf die geschlossenen Augenlider aufgesprüht. Die im Spray enthaltenen Phospholipide sind in Liposomen verpackt, welche über die Ränder der Augenlider in die äußere Lipidschicht des Auges gelangen und dort ihre filmstabilisierende Wirkung entfalten. Liegt ein Lipidmangel des Tränenfilms vor, ist es zusätzlich sinnvoll, die Lidränder zu behandeln. Dazu sollten zweimal täglich feuchte warme Kompressen (z. B. Wattepads) 5 bis 10 Minuten auf die geschlossenen Augenlider gelegt werden, wodurch das Sekret der Lipid-produzierenden Drüsen verflüssigt wird. Anschließend wird dieses durch Massage der Augenlider entfernt und die Lidränder gereinigt. Danach sollen die besprochenen Tränenersatzmittel angewendet werden. Es gibt auch spezielle Pflegeprodukte zur Reinigung der Lidränder.
Aus der Pflanzenheilkunde bietet sich der Augentrost (Euphrasia) an. Das in ihm enthaltene Aucubin wirkt entzündungshemmend. Seine augenberuhigende Wirkung ist seit Jahrhunderten aus der Volksheilkunde bekannt.

Gefäßzusammenziehende Wirkstoffe

Insbesondere bei leichter Rötung und Tränenfluss sind sogenannte Vasokonstringenzien den Tränenersatzflüssigkeiten überlegen. Sie erleichtern den Tränenabfluss und bewirken eine Verminderung der Rötung der Bindehaut durch das Zusammenziehen der Blutgefäße. Sie dürfen jedoch nur maximal 72 h angewendet werden. Eine gemeinsame Anwendung mit Kontaktlinsen ist nicht möglich. Auch die große Anzahl an Gegenanzeigen und das hohe Wechselwirkungspotenzial sind zu beachten.

imageTipps aus der Praxis

imageHaltbarkeiten beachten. Am besten nach dem Öffnen das Datum auf der Packung notieren.

imageBeim Aufenthalt im Freien eine Sonnenbrille als Schutz vor UV-Strahlung, Wind und Staub verwenden.

imageDie Anwendung von mehreren Tropfen pro Auge (außer bei bewussten Spülungen) ist sinnlos, da das Auge nur einen Tropfen fassen kann.

imageZwischen der Anwendung von verschiedenen Augentropfen wird ein empfohlener Abstand von 5–15 Minuten angegeben. Bei der kombinierten Anwendung von Augentropfen, Augengelen und -salben werden 30 Minuten Abstand empfohlen.

imageGenügend Schlaf zur Regeneration des Auges. Keine Arbeiten vor Bildschirmen. Augen oft bewusst schließen.

imageKein Reiben an den Augen.

imageKühle Auflagen für die Augen verwenden.

imageBei Problemen beim Eintropfen bietet sich die kanthale Applikation an. Man legt sich waagrecht hin und tropft bei geschlossenem Auge einen Tropfen in den Augenwinkel. Beim Öffnen verteilt sich der Tropfen im Auge.

4Blähungen

Ungefähr 20 % der Erwachsenen leiden unter Blähungen, wobei Blähung ein sehr oberflächlicher Begriff ist. Viele Patienten bezeichnen auch Völle- und Spannungsgefühl als Blähung. Hierfür ist die genaue Bezeichnung jedoch Meteorismus. Wieder andere Patienten bezeichnen Luftansammlungen im Darm, die als Winde abgehen, als Blähungen. Hier lautet der Fachbegriff Flatulenz. Da beide Beschwerden vielfältige Ursachen haben und auch oft in Kombination auftreten, ist eine Unterscheidung schwierig. Beiden gemein ist, dass fast immer ein Ungleichgewicht in der Verdauung besteht. Die Nahrung wird nicht vollständig verdaut und weitertransportiert. Dadurch gelangen unverdaute Nahrungsbestandteile in tiefere, für sie nicht vorgesehene Darmabschnitte, wo sie von den dort anzutreffenden Bakterien unter Bildung von Gas verstoffwechselt werden. Späte üppige Mahlzeiten und Stress wirken verstärkend auf dieses Ungleichgewicht. Durch die ständige Aktivierung des sympathischen Nervensystems ist der unter anderem für die Verdauung zuständige Gegenspieler, der Parasympathikus, nicht ausreichend aktiv. Eine weitere Personengruppe, die häufig unter Blähungen und Völlegefühl leidet, sind Personen mit funktionellen Verdauungsstörungen. Hier treten die Beschwerden oft schon nach kleinen Mahlzeiten in Verbindung mit Schmerzen und Krämpfen auf. Als funktionelle Verdauungsstörungen bezeichnet man solche Beschwerden, für die keine organische Ursache gefunden werden kann. Oft spricht man auch von Reizdarm oder Reizmagen. Weitere Ursachen für Blähungen und Völlegefühl können eine zu hohe Aufnahme von Luft in den Körper sein, beispielsweise durch zu schnelles Essen, Kaugummikauen oder kohlensäurehaltige Getränke. Auch blähende Lebensmittel wie Bohnen, Kohlgemüse, Knoblauch und ofenfrisches Brot sowie Lebensmittelunverträglichkeiten (Lactose, Fructose etc.) spielen oft eine Rolle. Eine bakterielle Fehlbesiedlung – zum Beispiel nach Antibiotikagabe, Enzymmangelzuständen, hormonellen Veränderungen in der Schwangerschaft oder Übergewicht – sind ebenfalls ursächlich.

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Bei keiner Besserung der Beschwerden innerhalb von 4–6 Wochen den Arzt aufsuchen.

Ergänzungssortiment

Ätherische Öle

Buscomint® Wkps, 3×1 30 min vor der Mahlzeit
Gaspan 90 mg/50 mg Wkps, 2×1 30 min vor der Mahlzeit

Entschäumer

Lefax FlKps, Gran, bis 4×1 je nach Indikation

Papayaenzyme

Caricol® Sticks, 1 × 1 nach der Hauptmahlzeit

Tees, 3–4 Tassen täglich

Anis, Kümmel, Fenchel

Tinkturenkombinationen

Carmol® Tr, 10–20 Tr mehrmals

Arzneimittel

Entschäumer
Dimeticon

Anitflat® Ktbl, 3× 1–2
Anitflat® Tr, 3–5× 32–48 Tr
Sab Simplex ® Tr, alle 4–6 h 30–45 Tr

Dimeticon + Enzyme (Pankreatin)

Pankreoflat® Kps, 3×1
KI: akute Pankreatitis
WW: Chymotrypsinbestimmung (3 Tage vorher absetzen), Antazida

Simeticon

Lefax® extra Ktbl, 3–8× 1–2 Tbl
Lefax® Susp, 3–5× 4 Pumpstöße

Pflanzliche Arzneimittel

esto-gast® Tr, 2–3× 2 ml
GastroMed® Madaus Tr, 3×20 Tr
Iberogast® Tr, 3×20 Tr
Kamillosan® Tr, 4×1, 100 ml Wasser + 5 ml Kamillosan
Klosterfrau Melissengeist®, 3× 5–10 ml
Montana Haustropfen®, 1–2 TL in Wasser mehrmals

Ätherisches Pfefferminzöl + Kümmelöl

Gaspan® WKps, 2×1 Kps

Tees 34 Tassen täglich

Dr. Kottas® Blähungs- und Verdauungstee
Dr. Kottas® Tausendguldenkrauttee
Sidroga® Fencheltee
Sidroga® Magen Darm Beruhigungstee

Ernährung und pflanzliche Anwendungen

Bei Problemen mit Blähungen sollte man bestimmte Lebensmittel meiden. Dazu gehören Hülsenfrüchte, Kohl, Knoblauch, frisches Brot, kohlensäurehaltige Getränke und Zuckeraustauschstoffe in größeren Mengen. Wichtig ist es auch, sich mit dem Essen Zeit zu lassen, da Stress einen negativen Einfluss auf die Verdauung hat.
Klassische pflanzliche Anwendungen bei Blähungen enthalten meist Fenchel, Anis und/oder Kümmel. Die ätherischen Öle dieser Pflanzen wirken karminativ (gegen Blähungen) und spasmolytisch (krampflösend) auf den Magen-Darm-Trakt. Bewährt haben sich auch ätherische Öle aus Pfefferminze und Kümmel, die in magensaftresistente Weichkapseln verpackt 30 Minuten vor den Mahlzeiten eingenommen werden müssen, um eine optimale Aufnahme zu gewährleisten.
Seit 2021 ist auch der Entschäumer Simeticon aus dem Arzneimittelstatus gerutscht und wird jetzt auch als Medizinprodukt vermarktet.

Entschäumer

Entschäumer wirken rein physikalisch und setzen die Oberflächenspannung der im Verdauungsprozess entstandenen Gasbläschen herab. Dadurch mindert sich das Völlegefühl im Bauchraum. Die Einnahme empfiehlt sich zu oder direkt nach den Mahlzeiten.

Pflanzliche Arzneimittel

Diese bestehen neben den schon besprochenen pflanzlichen Komponenten oft aus einer Vielzahl von weiteren alkoholischen Auszügen, die die Verdauung durch beispielsweise vermehrte Säuresekretion anregen sollen. Alle bitteren Drogen wie Enzian oder Schleifenblume sind hier zu nennen. Beruhigend wirken Melisse oder Kamille. Es empfiehlt sich, diese Tinkturenkombinationen schon 30 min vor dem Essen einzunehmen, um die Verdauung auf die kommende „Belastung“ vorzubereiten.
Eine weitere Möglichkeit sind Weichkapseln mit ätherischen Ölen aus Pfefferminze und Kümmel. Pfefferminze wirkt dabei krampflösend und Kümmel gegen Blähungen. Sie werden aufgrund ihrer magensaftresistenten Zubereitung 30 Minuten vor den Mahlzeiten eingenommen.

imageTipps aus der Praxis

imageAusreichend Bewegung.

imageStress reduzieren und ausreichend Zeiten für Erholung einhalten. In Ruhe essen.

imageStatt großen Mahlzeiten mehrere kleine einnehmen.

imageStärkung der Darmflora mit Bakterienpräparaten (siehe Durchfall S. 47).

imageMassage der Bauchmuskulatur (mit ätherischen Ölen wie Fenchel und Kümmel) und warme Auflagen.

imageArzneimittel wie Lactulose oder Antibiotika können Blähungen auslösen. Daher immer die bestehende Medikation erfragen und bei Bedarf in Rücksprache mit dem Arzt anpassen.

imageKohlensäurehaltige und blähende Lebensmittel meiden.

imageLebensmittelunverträglichkeiten (Fructose, Lactose etc.) ausschließen.

imageLebensmittel mit Zuckeraustauschstoffen meiden.

5Bluterguss

Ein Bluterguss wird auch als Hämatom oder umgangssprachlich als „Blauer Fleck“ bezeichnet. Er entsteht bei einer Prellung, einem Sturz oder Stoß, wenn ein Blutgefäß reißt und Blut in das umliegende Gewebe austritt. In weiterer Folge entwickelt sich hier der Bluterguss. Die typische Farbänderung des Blutergusses ergibt sich durch den Heilungsverlauf, bei welchem das ins Gewebe ausgetretene Blut abgebaut wird. Zunächst im Akutzustand, wenn das Gefäß reißt und das flüssige Blut austritt, ist die Färbung durch den Blutfarbstoff Hämoglobin rot. Bei der danach einsetzenden Blutgerinnung ändert sich die Farbe auf dunkelrot bis blau. Setzt der Abbau des Blutfarbstoffes zum Gallenfarbstoff Choleglobin/Verdoglobin durch Eiweiße ein, verändert sich die Farbe zu braun-schwarz. Dann erfolgt der weitere Abbau zum dunkelgrünen Biliverdin und schließlich zum gelbbraunen Endprodukt Bilirubin. Dieser Prozess nimmt in etwa zwei Wochen in Anspruch. Ist der Bluterguss nicht rein oberflächlich, sondern auch tiefer liegende Gefäße betroffen, kann es sein, dass an der Oberfläche keine Verfärbung sichtbar ist, sondern nur eine schmerzhafte Schwellung auftritt. Das ausgetretene Blut staut sich auf und übt Druck auf das umliegende Gewebe aus. Die Funktionsfähigkeit von Muskeln und Gelenken kann dann je nach Ort und Schweregrad der Blutung eingeschränkt sein.

Neben Sport- und Freizeitverletzungen können auch „blutverdünnende“ Arzneimittel wie beispielsweise Acetylsalicylsäure, Acenocoumarol und Warfarin Blutergüsse verursachen. Auch angeborene Blutgerinnungsstörungen begünstigen deren Auftreten.

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Falls innerhalb einiger Tage keine Verbesserung oder Komplikationen auftreten, den Arzt aufsuchen.

Ergänzungssortiment

Essigsaure Tonerde

Essaton® Cr, 2–3×
EST® Tbl, in Wasser dispergieren und auftragen

Eisprays

Eisspray Ratiopharm®, bei Bedarf
Reparil ICE Spray Madaus®, bei Bedarf

Arzneimittel

Arnika

doc® Arnika Slb, 2–3×
KI: Korbblütlerallergie, vorgeschädigte Haut, offene Wunden oder Schleimhäute

Aescin + Diethylaminsalicylat

Reparil® Gel, 1 bis mehrmals täglich
KI: Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile, offene Hautstellen, Schleimhäute und strahlenbehandelte Hautpartien

Heparin

Hirudoid® Gel, Slb, 1 bis mehrmals täglich 3–5 cm, bei Bedarf auch mehr
Hirudoid forte® Gel, Slb, 1 bis mehrmals 3–5 cm, bei Bedarf auch mehr
Thrombophob (S)® Gel, mehrmals täglich 3–5 cm, bei Bedarf auch mehr
Viatromb® 2400 I. E./g Spraygel, 3× 3–4 Sprühstöße aufsprühen und einmassieren

Heparin + Dexpanthenol

Venobene® Slb, 1–3×
KI: offene Verletzungen, Entzündungen, eitrige Prozesse, Hautinfektionen, Anwendung am Auge oder Schleimhäuten, heparininduzierte Thrombozytopenie Typ II

Heparin + DMSO + Dexpanthenol

Dolobene ratiopharm® Gel, 2–4×
KI: Asthma, Leber- und Nierenschäden, Kinder unter 5 Jahren
WW: Sulindac (Neuropathie)

Essigsaure Tonerde

Wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd und abschwellend. Das Pulver wird mit Wasser vermengt, aufgetragen und mittels Verband fixiert. Es gibt auch Cremen, in die das Pulver eingearbeitet ist. Die empfohlene Anwendungsdauer beträgt ungefähr 2 h.

Eissprays

Eissprays dienen durch ihre schnell kühlende Wirkung zur Akutversorgung von Prellungen. Jede der jeweils 3 Komponenten hat eine kühlende und abschwellende Wirkung.

Arnika

Wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd und abschwellend. Anwendbar ist die Tinktur als Einreibung oder für Umschläge oder als Salbe. Auf das hohe allergene Potenzial ist Rücksicht zu nehmen.

Heparin

Heparin beschleunigt den Abbau der „abgestorbenen“ Blutkörperchen. Es wird in Gel- oder Salbenzubereitungen verwendet. Gele haben den Vorteil, kühlend und damit abschwellend zu wirken. Salben eignen sich besser zur Massage und trocknen die Haut aufgrund ihres höheren Fettgehaltes nicht aus. Dexpanthenol optimiert zusätzlich die Wundheilung und DMSO fördert das Durchdringen der Wirkstoffe durch die Hautbarriere, hat aber auch selbst entzündungshemmende Eigenschaften.

imageTipps aus der Praxis

imagePECH-Regel: P Pause, E Eis, C Compression – leichter Druckverband, H Hoch lagern

imageBei Schmerzen zusätzlich schmerzstillende Gele mit Diclofenac (Voltadol®) oder pflanzlich Beinwell. Auch die orale Einnahme von Schmerzmitteln (Paracetamol, Ibuprofen) kann kurzzeitig sinnvoll und erforderlich sein (siehe Schmerz S. 137).

6Blutfette

Die gebräuchlichsten Parameter für Blutfettwerte stellen Cholesterin und Triglyceride dar. Da Fette nicht wasserlöslich sind, müssen sie im Blut an Transportproteine gebunden werden. Diese Komplexe nennt man Lipoproteine. Triglyceride sind Nahrungsfette und werden im Fettgewebe gespeichert, wo sie als Energiespeicher dienen. Cholesterin wird ebenfalls über die Nahrung aufgenommen, kann aber auch vom Körper selbst in Leber und Darm hergestellt werden. Cholesterin ist ein wichtiger Bestandteil der Zellwände und ein wichtiger Grundstoff für viele Hormone (Steroidhormone). Die oben angesprochenen Transportvehikel, die Lipoproteine, sind außen wasserlöslich (hydrophil) und innen fettlöslich (lipophil). Man unterscheidet verschiedene Typen: Chylomikronen transportieren Triglyceride und Cholesterin vom Darm zur Leber und ins Fettgewebe. VLDL (very low density lipoprotein) bringt Triglyceride von der Leber in die Körperzellen. LDL (low density lipoprotein) bringt vom Körper selbst hergestelltes Cholesterin aus der Leber zu anderen Körperzellen. Kommt es in zu hoher Konzentration im Blut vor, lagert es sich an den Gefäßwänden, was wiederum die Entwicklung von Ateriosklerose begünstigt. Durch die Verengung der Blutgefäße erhöht sich das Risiko für Embolien, Herzinfarkt und Schlaganfall. HDL (high density lipoprotein) bringt überschüssiges Cholesterin von den Zellen zurück in die Leber, wo dieses abgebaut wird. Daher wird LDL-Cholesterin vereinfacht als „böses“ Cholesterin und HDL als „gutes“ Cholesterin bezeichnet.

Der Arzt bestimmt die Werte für HDL, LDL und Triglyceride aus dem Blut. Man ist jedoch davon abgekommen, die absoluten Werte für sich zu beurteilen, sondern ist dazu übergangen auch andere Faktoren wie Begleiterkrankungen (z. B. bisherige Herzkreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes), Lebensalter und Geschlecht in die Diagnose miteinzubeziehen. Auch das Verhältnis von HDL zu LDL ist entscheidend, ob die Blutfette als zu hoch oder im Normalbereich erachtet werden.

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Erneute Kontrolle der Blutfette beim Arzt nach 3–6 Monaten.

Ergänzungssortiment

Artischocke

Artischocken Espara® Kps

Lösliche Ballaststoffe

Beta Vivo® Haferherzen, 1 Säckchen

Knoblauch

Dr. Böhm Knoblauch nur 1× täglich, 1×1
Knobivital, 1×5 cl

Omega-3-Fettsäuren

Nicapur® Omega 3 Liquid, 5 ml
Nicapur® Omega 3 Premium Kps, 3×1
Norsan® Omega 3 Total Liquid, 1×8 ml
Norsan® Omega 3 Kps, 1×4

Roter Hefereis

Armolipid plus, 1×1
Arterin + rotem Hefereis, 1×1

Artischocke

Cynarix® Drg, 3× 1–2
Cynarix® Forte Drg, 2×1
Cynarix® Liquid, 3× 5–10 ml
Dr. Böhm® Artischocke Kps, 2×2

Artischocke, Knoblauch und Omega-3-Fettsäuren

Sowohl Artischocke, Knoblauch und Omega-3-Fettsäuren werden von alters her gegen Fettstoffwechselstörungen eingesetzt. Eine Cholesterinsenkung konnte bisher nur bei Knoblauch nachgewiesen werden, nicht jedoch bei Artischocke und Omega-3-Fettsäuren. Bei regelmäßiger Einnahme kann sich aber ein positiver Effekt auf die Triglyceride einstellen. Die Artischocke verfügt über eine verdauungsfördernde Wirkung nach üppigen Mahlzeiten.

Lösliche Ballaststoffe

Durch die Quellfähigkeit von löslichen Ballaststoffen (Pektin, Inulin) haben diese die Eigenschaft, Gallensäuren zu binden. Dadurch muss der Körper neue Gallensäuren bilden und verbraucht dabei Cholesterin, was einen positiven Einfluss auf den Cholesterinspiegel hat. Nebenwirkungen können besonders zu Beginn der Einnahme Blähungen, Völlegefühl und Übelkeit sein. Mit der Zeit nehmen diese Nebenwirkungen jedoch ab. Die Aufnahme von anderen Arzneistoffen kann verzögert oder verhindert werden.

Roter Hefereis

Roter Hefereis enthält als wirkbestimmenden Inhaltsstoff Monacolin K. Dieses ist mit dem CSE-Hemmer Lovastatin identisch. Daher zeigt roter Hefereis alle Neben- und Wechselwirkungen, die denen der Gruppe der Statine entsprechen. Obwohl als „natürliche Alternative“ beworben, führt man nichts anderes als eine niedrig dosierte Statintherapie durch. Daher ist es umso wichtiger, hier genau abzuwägen, ob eine Anwendung von rotem Hefereis für die betreffende Person geeignet ist, obwohl eine Registrierung als Nahrungsergänzungsmittel vorliegt. Von den freiverkäuflichen Produkten zur Unterstützung des Fettstoffwechsels sind Monacolin-K-haltige sicherlich die Variante mit der größten Aussicht auf eine positive Beeinflussung der Blutfettwerte.

imageTipps aus der Praxis

imageRegelmäßige Kontrolle der Blutfettwerte beim Arzt.

imageVerringerung von zusätzlichen Risikofaktoren wie Rauchen und Übergewicht.

imageErnährung im Rahmen einer gemüsereichen und fettarmen Kost. Von tierischen Fetten sollte auf Omega-3-reiche pflanzliche Öle umgestellt werden (z. B. Leinöl). Fetter Seefisch sollte mindestens 2-mal die Woche genossen werden.

7Durchfall

Am Tag werden etwa 8,5 l Flüssigkeit im Verdauungstrakt, davon ungefähr 1,5 l aus der Nahrung, ca. 7 l über die Sekretion von Speicheldrüsen, Magen, Pankreas, Galle und Darmepithel umgesetzt. Normalerweise werden davon pro Tag nur 100 ml ausgeschieden. Der Rest wird von den verschiedenen Darmabschnitten wieder rückresorbiert. Durchfall ist ein Ungleichgewicht zwischen Wasseraufnahme und Wasserausscheidung im Darm. Man spricht von Durchfall, wenn es öfter als 3-mal pro Tag zu breiigem oder wässrigem Stuhlgang kommt. Ursachen sind oft virale oder bakterielle Infektionen. Aber auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten, bestimmte Arzneimittel, beispielsweise Antibiotika, Stress, chronische Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa sowie Gifte können ursächlich sein. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen zwei Typen von Durchfall, der auch als Diarrhö bezeichnet wird. Osmotische Diarrhö, die durch die unzureichende Aufnahme osmotischer Substanzen gekennzeichnet ist, und sekretorische Diarrhö, bei der vermehrt Wasser in den Darm abgegeben wird. Auch die Dauer der Beschwerden spielt bei der Einteilung von Durchfallerkrankungen eine Rolle. Unter zwei Wochen spricht man von akuten Erkrankungen, über zwei Wochen von chronischen. Viren und Bakterien können über das Trinkwasser, Nahrung und durch Kontakt- und Schmierinfektionen übertragen werden. Bei Kindern bis zu fünf Jahren sind Rotaviren die Hauptverursacher. Bakterien wie beispielsweise Salmonellen, E. coli und Staphylococcus aureus produzieren Gifte, die den Darm zu vermehrter Wasserausschüttung reizen. Oftmals lösen sie auch Fieber aus. Entscheidend ist hier die konsequente Einhaltung von Hygienevorschriften bei der Nahrungsaufnahme. Insbesondere bei Reisen in gefährdete Länder sollte man nach dem Merksatz „Peel it, boil it, cook it or forget it“ handeln, also nur gekochte Lebensmittel oder geschältes Obst und Gemüse zu sich nehmen. Bei Säuglingen kann das Stillen einen Infektionsschutz bieten, daher sollte bei akuten Durchfällen dieses nicht unterbrochen werden.

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Bei keiner Besserung innerhalb von 48 Stunden den Arzt aufsuchen.

Ergänzungssortiment

Adsorbenzien

Gelatinetannat

Tasectan® Btl, Kps, 1–2 Kps alle 4 h, 1–2 Btl alle 6 h

+ tyndallisierte Milchsäurebakterien

Tasectan Duo® Btl, Kps, 1–2 Kps alle 4 h, 1–2 Btl alle 6 h

Probiotika

Colomed® Durchfall Kps, 1–2× 1
Nicapur Nicalact® Plv, Kps, 1×1 ml/Kps nüchtern
Omni Biotic 6® Plv, 1×1 ml nüchtern
Pure Encapsulations® Probio Basic Kps, 2×1 zu oder zwischen den Mahlzeiten

Rehydratationslösungen + Heidelbeerextrakt

Humana® Elektrolyt mit Fenchel/Banane Plv, 6–15 Tassen à 200 ml
Lytomed® Btl, 20–40 ml/kg, 1 Btl in 250 ml Wasser

Arzneimittel

Adsorbenzien

Medizinische Kohle

Biocarbon® Tbl, 3× 3–4 Tbl
Carbo Medicinalis® Tbl, 3×4 Tbl
KI: Gastrointestinale Obstruktion, Ileusverdacht
WW: Andere Medikamente mindestens 1 Stunde vorher einnehmen. Bei Chlorpropamid, Herzglykosiden 2 Stunden Abstand. Nicht mit tanninhaltigen Arzneimitteln einnehmen. Methionin und Emetika werden wirkungslos. Zuverlässigkeit oraler Kontrazeptiva verringert.

Motilitätshemmer
Imodium® 2 mg Kps, 1×2 bis max. 4/Tag, max. 2 Tage
Imodium® akut 2 mg SchmTbl, 1×2 bis max. 4/Tag, max. 2 Tage
Loperamid Sandoz 2 mg® Kps, 1×2 bis max. 4/Tag, max. 2 Tage
Loperamid „ratiopharm“ akut® Ftbl, 1×2 bis max. 4/Tag, max. 2 Tage
KI: Ileus, toxisches Megacolon, Durchfälle mit Fieber und blutigem Stuhl, akute Colitis ulcerosa, pseudomembranöse Kolitis, bakterielle Darmentzündungen durch Salmonellen, Shigellen und Campylobacter, chronische Durchfälle

WW: CYP3A4 und P-gp Substrat. Plasmakonzentrationsteigerung mit Itraconazol, Ketokonazol, Chinidin, Verampamil, Doxepin. Desmopressin oral

Probiotika

Antibiophilus® Hartkps, Plv, 2× 2–4 Kps, 1–2× 1 Btl
Bioflair® Kps, 3×1
Hylak forte® Tr, 3× 40–60 Tr
Omniflora® Kps, 3×1
Symbioflor E. coli® Tr, Susp, 3×10, nach einer Woche 3×20 Tr
Yomogi® Kps, 1–2× 1, bei Reiseprophylaxe 5 Tage vor Reiseantritt
KI: akuter Durchfall mit hohem Fieber oder Blutbeimengungen, geschwächte Immunabwehr; Symbioflor: schwere organische Magen/Darm Erkrankungen, akute Cholezystitis oder Pankreatitis, Kachexie, Marasmus
WW: Antibiotika können die Wirkung von Probiotika herabsetzen. 2 Stunden Abstand einhalten. Bei Symbioflor 5 Tage Abstand empfohlen

Rehydratationslösungen

Normhydral® Plv, 50–100 ml/kg, 1 Btl in 200 ml Wasser
KI: unstillbares Erbrechen, Bewusstlosigkeit, Schock, schwere Nierenschäden, metabolische Alkalose, Anurie, Monosaccharid-Malabsorption, Diabetes
WW: Lebensmittel oder mit Kohlenhydraten gesüßte Flüssigkeiten (Hypernatriämie), Digitalis (Kalium!)

Sekretionshemmer

Racecadotril
easystop® 100 mg Kps, 3×1 vor den Mahlzeiten, max. 3 Tage
KI: Durchfälle mit blutigem oder eitrigem Stuhl, pseudomembranöse Colitis, anamnestische Angioödeme durch ACE-Hemmer
Vorsicht: ACE-Hemmer (Angioödeme)

Tannineiweiß
Tannalbin® Tbl, 1–2 Tbl alle 1–2 h, max. 1 Woche
KI: Milchallergie, blutige Stühle, chronische Durchfälle, Salmonellosen, Kleinkinder
WW: Resorptionshemmung für viele Substanzen. Nicht mit Kohle einnehmen

Wasserbindung

Pektin + Kamillenextrakt

Diarrhoesan® Sft, init. 30 ml, dann 1–6× 20 ml, TMD 120 ml

Orale Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr

Die erste und zugleich wichtigste Maßnahme bei Durchfall sollte immer der Ausgleich des Flüssigkeits- und Elektrolytverlustes in Kombination mit einer schonenden Ernährung sein. Die Häufigkeit der Anwendung hängt von der Stärke des Durchfalles und des Körpergewichts ab. Im Allgemeinen sollte die Gabe der Lösung in kleinen Mengen erfolgen. Bei Herzinsuffizienz und Einschränkung der Nierenfunktion müssen die Elektrolytwerte besonders genau überwacht werden.
Gerbstoffe aus beispielsweise getrockneten Heidelbeeren hemmen den Wasser- und Elek-trolyteinstrom in den Darm, ohne die Beweglichkeit des Darmes zu beeinträchtigen. Eine Kombination mit Elektrolyten ist vorhanden (Lytomed® Btl).

Stärkung der Darmflora mit Probiotika

Darmbakterien stellen das natürliche Bakteriengleichgewicht im Darm wieder her. Sie eignen sich neben der Behandlung von akuten Durchfällen auch zur vorbeugenden oder unterstützenden Anwendung bei Antibiotikaeinnahme oder bei Reisen. Die Einnahme kann schon während der Antibiotikatherapie, am besten 2 h versetzt, beginnen. Bei Reisen sollte man 5 Tage vor Reisebeginn mit der Einnahme anfangen. Bei Erkrankungen, die das Immunsystem betreffen, und Personen, die das Immunsystem unterdrückende Arzneimittel einnehmen (z. B. Transplantationen, Leukämie), sollte die Anwendung von Probiotika nur in Rücksprache mit dem Arzt erfolgen.

Binden von Bakteriengiften mit Gelatinetannat, medizinischer Kohle

Durch das Binden von Bakteriengiften wird eine Reizung der Darmschleimhaut verhindert. Somit reduziert sich auch der Wasser- und Elektrolyteinstrom in den Darm. Medizinische Kohle und Gelatinetannat binden jedoch nicht nur Bakteriengifte, sondern haben eine allgemein hohe Bindungsfähigkeit. Daher muss man bei der Einnahme von anderen Arzneimitteln 2 h Abstand einhalten, um eine Wirkungsabschwächung zu vermeiden. Auch sollten verschiedene Präparate aus dieser Gruppe nicht gleichzeitig angewendet werden, da sie sich gegenseitig abschwächen können.

Wasserbindung mit Pektin

Pektin wirkt wasserbindend und durch Gelbildung auskleidend auf die Darmschleimhaut. Der im Arzneimittel Diarrhoesan® zugesetzte Kamillenextrakt wirkt zusätzlich beruhigend und entzündungshemmend. Auch Hausmittel wie geriebene Äpfel oder Karotten beruhen auf diesem Effekt und können eingesetzt werden. Durch die bindenden Eigenschaften kann die Aufnahme von anderen Arzneimitteln reduziert werden, daher 2 h Abstand einhalten.

Blockade der Darmbeweglichkeit

Sogenannte Motilitätshemmer blockieren die Tätigkeit der Muskulatur im Darm und hemmen so die Beweglichkeit des Darmes. Aufgrund ihres schnellen Wirkungseintritts wirken sie effizient bei unkomplizierten Durchfällen und sind daher optimal für die Anwendung, beispielsweise während der Arbeit oder auf Reisen, geeignet.
Sie dürfen maximal 48 h angewendet werden, um ein Ansammeln von Bakterien und Toxinen zu vermeiden. Wechselwirkungen mit CYP3A4 (z. B. Grapefruitsaft und P-gp!)

Sekretionshemmer

Der Sekretionshemmer Racecadotril hemmt den Abbau von Enkephalinen im Darm. Diese sind Botenstoffe, die die Opiatrezeptoren im Darm aktivieren und so die Sekretion von Wasser in den Darm hemmen. Durch die Hemmung des Abbaus dieser Botenstoffe wird die sekretionshemmende Wirkung verstärkt. Der Vorteil gegenüber Loperamid ist, dass die Ausscheidung von Bakteriengiften gewährleistet wird und keine Verstopfung auftritt. Vorsicht ist bei gleichzeitiger Einnahme von ACE-Hemmern geboten, da die Neigung zu Angioödemen verstärkt werden kann.
Auch Gerbstoffe aus der getrockneten Heidelbeere und Gelatinetannat wirken leicht hemmend auf die Sekretion von Wasser in den Darm. Ihre Wirkung ist jedoch nicht mit der von Racecadotril vergleichbar.

imageTipps aus der Praxis

imageMöglichst fettfreie Nahrung oder Nahrungskarenz (24 h), um die geschädigte Darmschleimhaut nicht weiter zu reizen.

imageHausmittel: Reis- oder Haferschleim, zerdrückte Bananen, fein geriebene Äpfel oder Karotten, fettarme Suppe.

image3er-Lösung: 1/3 Orangensaft + 1/3 Schwarztee (10 min ziehen lassen) + 1/3 Leitungswasser + 1 Messerspitze Salz + 1 EL (Trauben)zucker als schnell zubereitete Rehydratationslösung.

imageKohlensäurehaltige Getränke und blähende Lebensmittel meiden.

imageWarme Bauchauflagen wirken beruhigend.

imageAngemessene Hygiene – häufiges Händewaschen! Reinigung und Desinfektion der Toilette beachten. Waschen der betroffenen Kleidung und Hygieneartikel bei mindestens 60 °C.

imageAuf Reisen: Boil it, peel it, cook it or forget it! Nur gekochte oder geschälte Lebensmittel oder Wasser zu sich nehmen. Keine Eiswürfel! Zähneputzen mit Mineralwasser!

8Erkältung

Als Erkältung bezeichnet man meist viral ausgelöste Erkrankungen der oberen Atemwege wie Halsschmerzen, Schnupfen, Husten und Heiserkeit. Ein Erwachsener erkrankt im Durchschnitt 2- bis 4-mal pro Jahr an einer Erkältungskrankheit, Kinder sogar 8- bis 12-mal, da deren Immunsystem noch nicht ausgereift ist. Die Hauptverursacher sind mit etwa 40 % Rhinoviren. Erkältungskrankheiten sind besonders im Winter von Bedeutung, weil kalte Temperaturen die Durchblutung der Atemwege vermindern und so Krankheitserreger von den Schleimhäuten schwerer abtransportiert werden können. Heizungsluft trocknet die Schleimhäute oft zusätzlich aus. Diese können dann keine Schutzbarriere mehr bilden und Erreger können leichter in die Schleimhautzellen eindringen. Der Hauptübertragungsweg der Viren ist die Tröpfcheninfektion. Winzige Partikel, die beim Sprechen, Niesen oder Husten entstehen, werden so von Mensch zu Mensch übertragen. Daher ist ein Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter zur Unterbrechung der Übertragung förderlich. Krankheitserreger können aber auch durch Schmier- und Kontaktinfektionen übertragen werden. Auch auf Flächen wie Türklinken, Lichtschaltern oder Ähnlichem können Erkältungsviren bis zu 8 Stunden infektiös bleiben. Ob man tatsächlich erkrankt, ist abhängig von der Anzahl der aufgenommenen Viren und dem Zustand des Immunsystems. Tritt eine Infektion auf, ist die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Erkrankung, oft sehr kurz. Erste Symptome zeigen sich binnen 24 Stunden, oft noch früher. Zu Beginn stehen meist Halsschmerzen, dann folgen Niesreiz und Schnupfen. Nach etwa 5 bis 6 Tagen folgen Kopf- und Gliederschmerzen mit einem fieberhaften Anstieg der Körpertemperatur. Danach tritt zunächst ein trockener Reizhusten auf, der in produktiven Husten übergeht. Die gesamte Erkrankung dauert vom Auftreten der ersten Symptome bis zur Abheilung in etwa 1–2 Wochen. Ist das Immunsystem zu sehr geschwächt, kann es zu weiteren Infektionen kommen, wie beispielsweise einer Lungenentzündung.

Zur Unterscheidung einer Erkältung oder eines grippalen Infektes von einer „echten“ Grippe, auch als Influenza bezeichnet, kann man folgende Anhaltspunkte heranziehen: Die Symptome treten schneller und stärker auf. Es erfolgt ein schneller Körpertemperaturanstieg auf bis zu 40 °C. Es treten starke Kopf- und Gliederschmerzen auf und meist ein starker trockener Hustenreiz. Bei der Influenza ist stets ärztliche Behandlung angebracht.

COVID-19-Erkrankungen lassen sich durch Verlust des Riech- und Geschmackssinns, Atemnot und einem schleichenden Beginn abgrenzen.

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Falls innerhalb von 5 Tagen keine Besserung oder eine Verschlechterung der Erkrankung eintritt, den Arzt aufsuchen.

Ergänzungssortiment

Nasensprays

Coldamaris Plus® NaSpray, 3×1, max. 7 Tage
Sinomarin Cold+Flu® NaSpray, 2–3× 1–2, max. 7 Tage
Wick Erste Abwehr Mikrogel ® Spray, max. 4× 1–2

Rachensprays

Coldamaris Rachenspray mit Carragelose®, 3×2 oder mehr Sprühstöße
Viruprotect® Erkältungsspray, bis 6×2

Mikronährstoffe

Cevitt® Heiße Zitrone/Holunder Btl, 1×1
Dr. Böhm® Immun Complex Tbl, 1×1
Nicapur® Immun Kps, 1×1
Pure Encapsulations® Immun aktiv Kps, 2×1 zum Essen

Arzneimittel

Acetylsalicylsäure

Aspirin Complex® 500 mg/30 mg Gran, 3× 1–2
Aspirin Complex® Heißgetränk 500 mg/30 mg Gran, 3× 1–2
KI: Magen/Darmgeschwüre, Blutungsneigung, schwere Leber-, Nieren- und Herzschäden, Hypertonie, schwere koronare Herzkrankheit, Asthma
WW: KI: Methotrexat über 15 mg/Woche, MAO-Hemmer (2 Wochen Abstand); Vorsicht: ASS verstärkt Gerinnungshemmer, Magen/Darm Blutungsrisiko von systemischen Corticoiden, Digoxin, Antidiabetika, Valproinsäure, nichtsteroidale Antiphlogistika; Pseudoephedrin verstärkt Salbutamol, MAO-Hemmer, andere Sympathomimetika; ASS schwächt Aldosteron-antagonisten, Butdrucksenker, Urikosurika ab; Pseudoephedrin schwächt Blutdrucksenker wie Guanethidin, Methyldopa und Beta-Blocker ab

Ibuprofen

Boxagrippal® 200 mg/30 mg Ftbl, 3× 1–2, max. 5 Tage
Dolorflu akut® 200 mg/30 mg Ftbl, alle 6 h 1–2, MTD 6, max. 5 Tage
Wick Daymed Duo® 200 mg/30 mg Ftbl, 1 Tbl alle 4–6 h, MTD 5

Autor

  • Clemens Feldmann (Autor:in)

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Titel: Rezeptfrei in der Apotheke