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Gesund mit Hanf & CBD

Mit CBD die Gesundheit fördern

von Patricia Sonja Purker (Autor:in)
150 Seiten

In Kürze verfügbar

Zusammenfassung

Cannabidiol als Naturheilmittel nutzen
Der Hanf als Nutz- und Heilpflanze hat eine lange Tradition, der Inhaltsstoff Cannabidiol ist für seine heilsame Wirkung bekannt.
In diesem Buch erfahren Sie mehr über die einfache und sichere Anwendung von Hanf und CBD in Naturheilkunde, Küche und Naturkosmetik.
- Alles Wichtige zur Wirkung
- Medizinische und rechtliche Hintergrundinfos
- Hanf als Superfood
- Viele Rezepte zum Selbermachen

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


VORWORT

Im Rahmen einer naturheilkundlich orientierten Ganzheitsmedizin erfreut sich eine Therapie mit CBD mittlerweile großer Beliebtheit. Es ist einerseits der Wunsch vieler PatientInnen, ein alternatives Behandlungskonzept vor allem bei chronischen Erkrankungen zu erlangen, andererseits sind es aber auch unberechtigte Sensationsmeldungen, die Neugierde und unerfüllbare Hoffnungen vermitteln.

Im Kontext zwischen unberechtigter Hoffnung und einer effektiven Wirksamkeit sind objektive Informationen gefordert. Das vorliegende Buch von Frau Dr. Purker bietet hier eine gute Möglichkeit, sich auch als medizinischer Laie umfassend über Wirkung und Anwendungsmöglichkeiten von CBD zu informieren.

In meinem Gesundheitszentrum werden CBD-Produkte erst nach umfassender Krankheitsanamnese und nach eingehender Untersuchung verordnet. Der Bezug der entsprechenden Präparate erfolgt ausschließlich über Apotheken, denn nur hier kann sicher gewährleistet werden, dass der sogenannte THC-Anteil nicht den geforderten Grenzbereich übersteigt und die Konzentration des Cannabinoids verlässlich und einheitlich ist. Die von mir favorisierte Darreichungsform sind dabei Tropfenlösungen in unterschiedlicher Konzentration, da diese individuell dosiert werden können.

Cannabinoide greifen in viele Vorgänge des Stoffwechsels und des Nervensystems ein. Damit lassen sich etwa Entzündungsprozesse reduzieren. Schlafstörungen, Ängste und Stimmungsschwankungen sind aus meiner Sicht führende Indikationen für den Einsatz, und auch Schmerzen lassen sich oft positiv beeinflussen.

Inwieweit auch weitere schwerwiegende Erkrankungen von einer Therapie mit CBD profitieren, das bleibt zunächst verlässlichen wissenschaftlichen Studien vorbehalten. In der Erfahrungsmedizin werden jedoch bereits jetzt auch von mir vielfältige positive Effekte beobachtet, so z. B. bei der Fibromyalgie, der Multiplen Sklerose, bei Kopfschmerzen und Migräne sowie bei chronisch entzündlichen Prozessen.

In jedem Fall aber sollte eine dauerhafte Therapie immer erst nach Rücksprache mit einem erfahrenen Therapeuten oder einer erfahrenen Therapeutin begonnen werden, der/die einerseits die Indikation zur Anwendung bestätigen sollte, andererseits die geeignete Dosis festlegt und bei unerwünschten Nebenwirkungen angemessene Korrekturen vornimmt. Denn auch naturheilkundliche Präparate, wie CBD eines ist, lösen relevante Eingriffe in die menschliche Homöostase aus, was die therapeutisch Verantwortlichen zu einer hohen Sorgfalt verpflichtet.

Dr. med. Johannes Albrecht Moslehner

Facharzt für Innere Medizin, Gesundheitszentrum Med-Vital, Going am Wilden Kaiser

VORWORT

Cannabis wird seit Jahrtausenden als Heilpflanze angewandt. Ihr medizinisches Potenzial ist seit langem bekannt. Seit den 1990er-Jahren, als man das endogene Cannabinoid-System und die körpereigenen Cannabinoid-Rezeptoren entdeckte, ist das wissenschaftliche und therapeutische Interesse an der Pflanze wieder stetig gewachsen.

Cannabidiol (CBD) unterliegt als Reinsubstanz nicht den gleichen suchtmittelrechtlichen Bestimmungen wie Dronabinol. Dronabinol wird derzeit in der Medizin nicht als Erstbehandlung, sondern ergänzend eingesetzt, wenn andere Medikamente nicht den erwünschten Effekt erzielt haben. Dies etwa bei folgenden Beschwerden:

Erbrechen und Übelkeit im Zusammenhang mit einer Krebs- bzw. Chemotherapie

Appetitlosigkeit und krankhafter Gewichtsverlust bei Krebs und AIDS

Spastizität und spastische Schmerzen aufgrund Multipler Sklerose oder Rückenmarksverletzungen

chronisch neuropathische Schmerzen

Zusatztherapie bei Opioid-Therapie

Cannabis ist nicht gleich Cannabis, und Cannabidiol ist nicht gleich Dronabinol. Die Heilkräuter-Spezialistin Dr. Patricia Purker beleuchtet in diesem Buch Inhaltsstoffe, Wirkstoffe und pharmakologische Wirkungen von Cannabis, aber auch vieles darüber hinaus, wie CBD-Rezepte für die Küche und CBD-Kosmetika.

Ich wünsche allen LeserInnen viel Freude beim Entdecken dieser faszinierenden Pflanze!

Dr. Wolfgang Stambera

www.drstambera.at

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HANF IM PORTRÄT

Hanf zählt zu den ältesten Kultur- und Nutzpflanzen Europas und stammt ursprünglich aus Zentralasien, wo er vor etwa 30 Millionen Jahren erstmals auftauchte. Der wissenschaftliche Name der Hanfpflanze ist Cannabis. Hanf gehört, wie auch sein Verwandter, der Hopfen, ebenso eine wichtige Heilpflanze, zur Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae).

Es werden hauptsächlich zwei Arten unterschieden: Cannabis sativa und Cannabis indica. Bei Cannabis indica kann der Anteil an dem berauschenden Inhaltsstoff Tetrahydrocannabinol (THC) bis zu 25 % ausmachen. Cannabis sativa hingegen ist eine faserige Art, welche weniger THC (< 1 %), dafür umso mehr Cannabidiol (CBD) produziert, das keine berauschende Wirkung hat. In diesem Buch liegt der Fokus auf dem Nutzhanf mit hohem CBD-Gehalt, Cannabis sativa.

Die ältesten Nachweise für die Verwendung von Hanf – insbesondere seiner Fasern, aber auch zur innerlichen Anwendung – gehen mehr als 10.000 Jahre zurück. Bei den Germanen wurde er der Liebesgöttin Freya zugesprochen, weil zur damaligen Zeit die Blüten als Aphrodisiakum für Frauen (und bestimmt auch für Männer) verwendet wurden. Jahrhundertelang war Hanf eines der Hauptheilmittel in der Volksmedizin, seit er von den Kreuzrittern ab dem 11. Jahrhundert in Europa verbreitet wurde. Der Arzt Gerard van Swieten setzte Hanfextrakte gegen die Schlafstörungen von Maria Theresia ein.

In vielen Regionen wurde Hanf angebaut, wie noch an etlichen Ortsnamen erkennbar ist: vom Hanfthal in Niederösterreich über Hennef in Nordrhein-Westfalen bis Hanfgarten in der Schweiz. In den 1960er-Jahren wurde der Hanfanbau allerdings durch gesetzliche Regelungen eingeschränkt, die erst ab den 1990er-Jahren wieder gelockert wurden.

Im Jahr 2018 wurde der Hanf von ExpertInnen der pharmazeutischen Institute der Universitäten Wien, Innsbruck und Graz wegen seiner Bedeutung in Medizin und Pharmazie und dem aktuellen Interesse zur Arzneipflanze des Jahres gewählt. Die Wirkungen des Hanfs werden immer genauer erforscht.

Maria und Josef und die Hanfpflanze

Hanf ist eine einjährige krautige Pflanze, er wächst also in einem Jahr zur vollen Größe und stirbt dann wieder ab. Wenn die Samen in die Erde gelegt und gegossen werden, zeigen sich die Keimlinge innerhalb von 3–7 Tagen. Nach 100 Tagen hat der Hanf seine volle Größe von 1–4 Metern erreicht, blüht und bildet Samen, wenn er bestäubt wurde.

Die Blätter des Hanfs sind siebenteilig, handförmig und der Blattrand ist markant gezackt. Die Blattform des Hanfs ist weithin bekannt, viele Menschen kennen sie aus den Medien besser als die Blattformen vieler anderer regionaler Kräuter und Bäume.

Die Hanfpflanze ist zweihäusig, das bedeutet, sie besitzt männliche und weibliche Blüten auf verschiedenen Pflanzen. Eine Hanfpflanze bildet also weibliche und eine andere männliche Blütenstände, je nachdem, welche Erbinformation der Samen enthält und welche Umweltfaktoren bei der Pflanzenzucht herrschen. Zweihäusige (diözische) Pflanzen, zu denen auch der Hopfen und die Brennnessel gehören, sind nicht sehr häufig und haben sich wahrscheinlich gebildet, um der Pflanze noch mehr genetische Variabilität zu ermöglichen.

So wird aus Maria und Josef „Marihuana“

Da der Hanf eine zweihäusige Pflanze ist, wird sie auch „Maria“ (für die weiblichen Pflanzen) und „Josef“ (für die männlichen Pflanzen) genannt. An den spanischen Namen „Mari“ und „Juan“ ist die Ableitung zu „Marihuana“ noch besser abzulesen. Im Slang und in manchen Songtexten wird Marihuana auch „Mary-John“ oder „Mary-Jane“ genannt.

Nutzhanf, mit hohem CBD-Gehalt und wenig THC, wird allerdings nicht als Marihuana, sondern mit dem wissenschaftlichen Namen Cannabis bezeichnet.

Die beiden Geschlechter der Hanfpflanze

Da sich in den nicht bestäubten weiblichen Blüten die meisten Wirkstoffe anreichern, werden hauptsächlich weibliche Hanfpflanzen verwendet, sowohl in der

Medizin als auch in Küche und Haushalt. Um eine Bestäubung zu verhindern, werden alle männlichen Pflanzen vor der Blüte entfernt.

So werden männliche und weibliche Hanfpflanzen unterschieden

Die männliche Hanfpflanze ist kleiner und zarter, während die weibliche Pflanze dichter wächst.

Das Hauptunterscheidungsmerkmal zwischen weiblichen und männlichen Pflanzen sind die Blüten. Bei der männlichen Hanfpflanze sind die Blüten in den nickenden Rispen knotig angeordnet. Bei der weiblichen Hanfpflanze zeigen sich weißliche gegabelte fadenartige Narben an den Enden der Triebe.

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Weibliche (links) und männliche (rechts) Hanfpflanze

Die weiblichen Blüten

Die weiblichen Blütenstände wirken dicklich und bestehen bei genauerem Hinsehen aus hunderten winzigen zarten Einzelblüten, die in Trauben angeordnet sind. Durchschnittlich sind die Blütentrauben 4–8 Zentimeter groß. Insgesamt kann eine große Pflanze bis zu 2 Kilogramm an Blütenständen ausbilden.

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Die weiblichen Einzelblüten haben keinen Blütenstiel, sitzen oft zu mehreren in den Blattachseln von großen Tragblättern und sind von Hochblättern umgeben, die etwa 4–8 Millimeter lang sind. Aus jeder grünen Einzelblüte stehen die weißen fadenartigen Narben hinaus, die sich nach dem männlichen Pollen strecken, der vom Wind transportiert wird.

Auf den weiblichen Blüten bildet sich das meiste Harz mit den Hauptinhaltsstoffen (vor allem Cannabinoide und Terpene). Auf der ganzen Pflanze und zum größten Teil auf den Blüten befinden sich feine harzige, weißlich-kristalline Härchen. Sie fühlen sich klebrig an und verleihen den Blüten ihr frostiges Aussehen. Diese Harzdrüsen werden wissenschaftlich Trichome oder Trichomdrüsen und umgangssprachlich „Kief“ genannt (davon leitet sich wahrscheinlich der Begriff „Kiffer“ ab). Bevor sich die dichten weiblichen Blütenstände („Buds“) bilden, zeigen sich in der Vorblüte kleine Stempelblüten, die in Blattansätzen am Stängel sitzen.

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Weibliche befruchtete Blüte mit Trichomen

Die männlichen Blüten

Die gelbgrünen Blüten männlicher Pflanzen hängen auf 2–4 Millimeter langen Blütenstielen wie kleine Bananen nach unten und tragen den Samen in Pollensäcken in kleinen Einzelblüten, die in rispenartigen Trugdolden angeordnet sind. In der Vorblüte kann man männliche Pflanzen schon an den ersten Pollensäcken erkennen.

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Zwittrige Pflanzen

Selten bilden sich beim Hanf auch Zwitterpflanzen, auf denen sowohl weibliche als auch männliche Blüten zu finden sind. Da die Pollen der männlichen Blüten die weiblichen Blüten bestäuben und sich Samen formen, sind zwittrige Pflanzen in der Kultur von Cannabinoid-reichen Blüten unerwünscht und werden daher, ebenso wie die männlichen Hanfpflanzen, entfernt.

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Die Hanfpflanze, historische Abbildung.

A) Männliche Hanfpflanze mit männlichen Blüten (1, 2a, 2b, 2c)

B) Weibliche Hanfpflanze mit weiblicher Blüte (3) und Samenreife (4, 5, 6).

Harzdrüsen auf den Blüten

Die Harzdrüsen enthalten die Hauptinhaltsstoffe. In den harzigen Trichomenhärchen befinden sich die meisten Wirkstoffe und Cannabinoide wie THC und CBD. Für die Pflanze selbst dienen die Wirkstoffe im Harz der Trichome als Fraßschutz, sie schützen die Pflanzen vor UV-Strahlung und regulieren die Temperatur der Blüten.

Die Trichome, die wie ein dünner, länglicher Pilz mit einem langen Stiel und einem runden Hut aussehen, enthalten die meisten Cannabinoide. Durch ein kleines Handmikroskop lassen sie sich gut erkennen und unterscheiden, denn bei der Ernte ist es wichtig, die Blüten genau zu beobachten.

Samenreife

Wenn die weißlichen Narben der weiblichen Blüte bestäubt wurden, werden sie bräunlich, bilden sich zurück und fallen ab, während sich der Fruchtknoten wie ein „Babybauch“ verdickt und den „Embryo“, also den Hanfsamen, bildet. Nach der Ernte oder Samenreife stirbt die Pflanze ab und beginnt mit der Keimung der Samen im nächsten Jahr den nächsten Lebenszyklus.

Bei der Entstehung neuer Pflanzen aus den Samen verändert sich das Erbgut der Pflanzen und damit verändern sich auch die Inhaltsstoffe, die Wuchsform, die Ausbeute und vieles mehr. Um das zu verhindern, werden im Anbau großteils Klone von Hanfpflanzen mit den gewünschten Eigenschaften verwendet, indem nur die weiblichen Pflanzen („Hanfhenne“) als Ableger/Stecklinge vermehrt werden. So weiß man, was man von den neuen Pflanzen erwarten kann.

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Hanfpflanze mit Samen

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NUTZHANF

Nutzhanf wird auch Industriehanf genannt. Er umfasst alle Sorten von Hanf der Gattung Cannabis, welche zur Gewinnung von Fasern sowie zur kommerziellen Nutzung als Lebensmittel (Hanfblätter und Hanfblüten sowie Hanfsamen zur Gewinnung von Hanföl) angebaut werden. Dieser Hanf ist nicht das Gleiche wie Arzneihanf und grenzt sich klar von der Verwendung als Rauschmittel oder Arzneimittel ab.

In der Europäischen Union sind gemäß Artikel 32 der Verordnung (EU) Nr. 1307/2013 ca. 50 Hanfsorten sorten- und saatgutrechtlich als Nutzhanf zugelassen, die weniger als 0,2 % THC in der Trockenmasse enthalten.

Es gibt den sogenannten EU-Sortenkatalog, der auch „Gemeinsamer Sortenkatalog für landwirtschaftliche Pflanzenarten“ genannt wird. Darin werden alle zugelassenen Sorten der aktuellen Periode angeführt. Bevor es zur Zulassung einer Sorte kommt, muss eine zweijährige Qualitäts- und Registerprüfung durchgeführt werden.

Für die Aufnahme in den EU-Sortenkatalog wird auf verschiedene Merkmale wie Unterscheidbarkeit, Beständigkeit und Uniformität untersucht. In Österreich wird zusätzlich eine Prüfung des Anbauwertes an verschiedenen Standorten durchgeführt. Diese wird auch zweijährige Wertprüfung genannt. Zur Zulassung einer neuen Sorte kommt es erst, wenn beide Prüfungen ein positives Ergebnis haben. Für die Qualifizierung der Sorten ist in Österreich die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) zuständig.

Der Nutzhanf-Sektor ist einer der am schnellsten wachsenden Bereiche der Gesundheitsindustrie für Mensch und Tier.

Anbau von Faserhanf und Samenhanf

Zur Gewinnung von Fasern für Textilien, Schnüre oder Netze braucht es Hanf ohne Verzweigungen und mit einem hohen Längenwachstum. Dafür wird Faserhanf optimalerweise in Reihenabständen von 15–17 Zentimetern mit einer Saatmenge von 55–70 Kilogramm pro Hektar gesät.

Wird der Hanf hingegen in breiteren Reihenabständen von 30–40 Zentimetern und einer Saatmenge von 12–25 Kilogramm pro Hektar gesät, wird die Pflanze breiter und eignet sich für die Samengewinnung und folglich weiter zur Ölgewinnung.

Der Anbau von zugelassenem Nutzhanf unterliegt in Österreich nicht dem Suchtmittelgesetz. Daher darf Nutzhanf in Österreich auch privat angepflanzt werden. In Deutschland darf er nur von Landwirten angebaut werden und in der Schweiz ist der Anbau von Hanfsorten, die auf der europäischen Sortenliste aufgeführt sind, mit zertifiziertem Saatgut erlaubt.

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Ernte und Verwendung der Blüten

Für die Gewinnung CBD-haltiger Blüten werden die nicht bestäubten weiblichen Blüten geerntet, die möglichst viele erwünschte Stoffe, wie das Cannabinoid CBD, enthalten. Im Volksmund werden diese nicht bestäubten Blütenstände auch „Ganja“ genannt.

Für den idealen Erntezeitpunkt spielen die Harzdrüsen (Trichome) eine wesentliche Rolle. Sie sitzen auf den Blüten der Cannabispflanze und enthalten die meisten Wirkstoffe. Trichome sind Zellen aus der obersten Schicht (Epidermis) der Pflanze. Beim Hanf sind es lipophile (also fettliebende bzw. fetthaltige/ölige) Drüsenhaare, die die fettlöslichen Inhaltsstoffe und Cannabinoide enthalten. Auch die stacheligen Haare der Brennnessel sind übrigens Trichome, und sowohl an der Brennnessel als auch am Hanf erkennt man sie bei genauem Hinsehen mit freiem Auge.

Die Trichome beim Hanf sind zu Beginn klar und durchsichtig, wie ganz zarte Pilze aus Glas, und zur Betrachtung wird oft ein kleines Handmikroskop oder eine Lupe zuhilfe genommen. Wenn die Trichome nach einigen Wochen des Wachstums milchig-trüb werden, kann geerntet werden. Dann werden vermehrt Cannabinoide produziert und eingelagert. Im Laufe der Reifung verändern sich die Trichome von glasklar über milchig bis bernsteinfarben.

Der Erntezeitpunkt hat großen Einfluss auf die Cannabinoid-Konzentration. Es gibt aber noch keine klaren Richtwerte, wann der beste Erntezeitpunkt für CBD-haltige Blüten ist, und auch noch kein breites Erfahrungswissen und noch weniger Literatur darüber. Grundsätzlich ist die jeweilige Hanfsorte für die Qualität, den Gehalt und das Verhältnis der Cannabinoide ausschlaggebend. Durchschnittlich sind der Gehalt und die Menge der Cannabinoide am höchsten, wenn etwa zwei Drittel der Trichome milchig sind. Manche Hanfbauern und Produzenten von CBD-Produkten warten mit der Ernte ein bisschen länger, nämlich bis die Trichome 10–50 % bernsteinfarben sind. Spätestens dann werden sie geerntet, denn wenn die Trichome dunkelbraun bzw. grau werden, ist der beste Erntezeitpunkt verstrichen.

Messungen zeigen auch, dass CBD vor THC seinen Höchstwert erreicht, zumindest wenn es sich um THC-reiche Sorten handelt.

Menschen, die Hanf kultivieren, entwickeln ein feines Gespür für den Erntezeitpunkt. Nach der Ernte werden die weiblichen Blütenstände vereinzelt und im Schatten luftig zum Trocknen aufgelegt. Dazu werden in Großbetrieben flache Netze aufgespannt. Zu Hause eignet sich ein Leintuch auf einem Wäscheständer für eine gute Belüftung und rasche Trocknung.

Blüten mit milchigen Trichomen werden in der Anwendung eher als zerebral-belebend und entspannend beschrieben, was bedeutet, dass Gehirn, Geist und Nervenzellen im Körper entspannt werden und klar funktionieren. Sobald sich die Bernsteinfarbe in den Trichomen durchsetzt, wird die Wirkung der Blüten eher als körperlich sedierend beschrieben. Man fühlt sich also eher müde und ruhig und Schmerzen werden gelindert.

Durch das Mikroskop sind die drei verschiedenen Formen der Trichome des Hanfs gut zu erkennen. Sie bilden sich im Laufe des Wachstums der Hanfpflanze aus. Die kleinsten Trichome haben Knollenform wie ein Champignon und kommen auf dem ganzen oberen Teil der weiblichen Cannabispflanze vor. Sie haben einen fast nicht erkennbaren „Stoppel“, auf dem eine große „Mütze“ sitzt. Daneben gibt es auch Trichome, die wie Stacheln aussehen. Die wichtigste Form schließlich ist auch die am besten erkennbare: Diese Trichome sehen aus wie ein Stock mit einer Mütze darauf oder wie ein hoher, dünner Pilz. Diese Form bildet sich vermehrt mit dem Wachstum der Blüte. Bei diesen Trichomen konzentrieren sich die Cannabinoide vor allem in den rundlichen Mützen.

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Ernte und Verwendung der Blätter

Die handförmigen Blätter des Hanfs können sowohl von weiblichen als auch von männlichen Pflanzen verwendet werden. Die Blätter enthalten zwar nur geringe Mengen an intensiven Inhaltsstoffen, sind aber reich an Vitalstoffen wie Eisen, Magnesium, Kalium, Flavonoiden und Carotinoiden und können in der naturnahen Küche gut verwendet werden.

Die Blätter können jederzeit geerntet werden und schmecken am besten, wenn sie jung und zart sind. Man kann sie roh essen, als Tee oder in Smoothies verwenden oder beim Kochen zugeben. Frische Blätter können als essbare Dekoration verwendet oder direkt verkocht werden. Um die Blätter zu trocknen, können sie auf einem Küchentuch im Schatten luftig ausgebreitet oder an den Stielen in kleinen Sträußen aufgehängt werden.

Lagerung von Hanfblättern und -blüten

Bei der Ernte und Lagerung ist es wichtig, die Trichome nicht zu verletzen, denn sonst verflüchtigen sich die aromatischen Terpene, die Cannabinoide gehen verloren und das Hanföl wird ranzig.

Pflanzenteile, wie die Blüten und Blätter, werden wie andere Heilpflanzen und Teekräuter im Schatten getrocknet und anschließend kühl, dunkel und möglichst luftdicht aufbewahrt, beispielsweise in einem sauberen Marmeladeglas im Kühlschrank.

Bei Verwendung innerhalb eines Jahres bleiben die meisten Wirkstoffe erhalten, sowohl bei den getrockneten Blüten und Blättern als auch in CBD-Tinkturen oder-Ölen.

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TIPP: In Tinkturen setzen sich die harzigen Cannabinoide bei der Lagerung ab, daher sollten sie vor jeder Verwendung geschüttelt werden.

Statt des gesamten Pflanzenmaterials können auch nur die wirkstoffhaltigen Trichome verwendet werden. Sie werden mit einem sogenannten Grinder von den Blüten gelöst. Dazu werden die Blüten vorsichtig zerkleinert und in ein kleines Drehsieb gefüllt. Darin sorgen feste Zähne für die Zerkleinerung der Blüten und die Trichome fallen durch ein Sieb in einen Behälter. Die so geernteten Trichome werden „Kief“ genannt und können zu Öl gepresst und erhitzt weiterverwendet werden. Wenn es sich um Trichome mit viel THC handelt, werden diese Pressungen „Haschisch“ genannt. Bei CBD wird dieser Begriff nicht verwendet. Hersteller von CBD-Extrakten ernten Kief zwar zur Vorbereitung von Extrakten, durch die Möglichkeit einer Konzentrierung der Cannabinoide über den gesetzlich erlaubten THC-Gehalt ist gepresstes Kief aber nur selten erhältlich.

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Mikroskopische Aufnahme von Trichomen auf einer Hanfblüte

ANBAU VON HANF ZUR ARZNEIMITTELHERSTELLUNG

Hanfpflanzen, die zur Gewinnung von hoch konzentriertem THC angebaut werden, fallen in Österreich, Deutschland und der Schweiz unter das Suchtmittelgesetz. Ihr Anbau für die Herstellung von Arzneimitteln sowie für die damit verbundenen wissenschaftlichen Zwecke ist nur den Behörden bzw. ihren Produzenten gestattet und ist an strenge Sicherheitserfordernisse und Bedingungen gebunden. Die Ministerien kontrollieren den Anbau und die Hanfprodukte, um für höchstmögliche Qualität, Einhaltung der Gesetze und Konsumentenschutz zu sorgen.

In Österreich gibt die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit die Cannabispflanzen nach Ernte und Trocknung oder das daraus gewonnene Cannabis an Gewerbetreibende mit einer Berechtigung zur Herstellung von Arzneimitteln und Giften und zum Großhandel mit Arzneimitteln und Giften gemäß § 94 Z 32 der Gewerbeordnung 1994, GewO 1994, BGBl. Nr. 194/1994 idgF, ab.

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TRADITIONELLE VERWENDUNG VON HANF FRÜHER UND HEUTE

Die Verwendung von Hanf ist sehr vielfältig. Schon vor Jahrtausenden wurden die festen Seile in der Schifffahrt und Fischerei verwendet. Auch in der Papierindustrie ist Hanf zu finden. Im 18. Jahrhundert wurden sogar deutsche Geldscheine auf Hanfpapier gedruckt. Als Nahrungsmittel ist der Hanf ein wahres „Superfood“ mit vielen gesunden Mikronährstoffen, einem optimalen Aminosäureprofil, leicht verdaulichen Proteinen und gesunden ungesättigten Fettsäuren. Auch Kleidungstücke wurden früher und werden auch heute noch aus den angenehmen und atmungsaktiven Hanffasern, die zu Hanftextilien verwoben werden, genäht. Da die Fasern des Hanfs sind sehr stabil sind, werden sie auch in der Auto- und Bauindustrie als Dämmmaterial verwendet.

Eine bedeutende Rolle spielt der Hanf auch als Energiequelle, weil er sehr rasch viel Biomasse bildet. In der Landwirtschaft werden Produkte aus Hanf hergestellt und als sogenannte Vorfrucht erhöht er eine spätere Weizenernte.

Von alters her wird Hanf auch als Heil- und Rauschpflanze verwendet, da die enthaltenen Cannabinoide eine direkte und rasch spürbare Wirkung auf Körper und Geist haben.

„Neben dem Gebrauch als Faser- und Ölpflanze wird Hanf auch als Arzneimittel und (illegal) als Rauschmittel (Marihuana, Haschisch) verwendet.“ (Bundesamt für Gesundheit und Ernährungsmittelsicherheit)

Verwendete Pflanzenteile

Die verwendeten Pflanzenteile des Hanfs sind die Blüten, Samen und Blätter, die Stängel als Fasern und auch die Wurzeln. Die Hanfwurzel kann zu Paste, Tee oder Tinktur verarbeitet werden und findet eher im volksmedizinischen Bereich Anwendung.

Aufgrund der ganzheitlichen Verwertungsmöglichkeit der Pflanze kann man Hanf als „root to blossom“ (Wurzel bis Blüte) bezeichnen, es sind also alle Teile der Pflanze in jedem Stadium verwendbar.

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Hanf für Tiere

Hanf, insbesondere CBD-Zubereitungen wie CBD-Öl, wird auch zur medizinischen Behandlung von Säugetieren eingesetzt. Veterinärmedizinisch eignet sich CBD-Öl allein oder als Ergänzung zur Therapie von Schmerzen des Bewegungsapparats und Harntraktes sowie bei Epilepsie. Hanfsamenöl wird bei Tieren bei Neurodermitis und auch bei chronischen Darmerkrankungen angewendet.

Einige Tierheime setzen sowohl zur Prophylaxe als auch in der Behandlung auf Hanfprodukte. Für Hunde und Katzen sind Hanf- und CBD-Extrakte eine gute Ergänzung.

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Landwirtschaft

Die Verwendung von Hanf in der Landwirtschaft als sogenannte Vorfrucht steigert den Ertrag der nachfolgend angebauten Frucht um 10–20 %. Deshalb eignet sich Hanf besonders in der Fruchtfolge, er kann aber auch mehrere Jahre hintereinander am selben Feld angebaut werden. Als Vorfrucht vor dem Hanfanbau sind Getreidearten oder Hackfrüchte wie Mais, Kartoffeln oder Zuckerrüben gut geeignet.

Für die bestmögliche Ernte von Hanfsamen wird der Anbau von 35 kg/Hektar EUzertifiziertes Saatgut empfohlen. Diese Menge hat die Vorteile, dass Beikräuter unterdrückt werden und die Pflanzen eine einheitliche Größe erreichen können. Bis zur Ernte sind aus kulturtechnischer Sicht keine weiteren Maßnahmen nötig. Durch ihre intensiven Wirkstoffe, die sich auch im Duft widerspiegeln, ist die Hanfpflanze vergleichsweise resistent gegenüber Schädlingen.

Traditionelle medizinische Verwendung

Hanf kommt sowohl in der medizinischen Verwendung beim Menschen als auch in der Veterinärmedizin zum Einsatz.

Bereits im Papyrus Ebers aus dem alten Ägypten wird Cannabis erwähnt. Seit 2000 v. Chr. gibt es Aufzeichnungen über die Verwendung von Hanf im indischen Ayurveda und im 2. Jahrhundert dokumentierte Galen Anwendungen in der Traditionellen Europäischen Medizin (TEM). Er beschreibt Hanf als körperlich wärmend. Hildegard von Bingen empfiehlt Hanf im 11. Jahrhundert für alle, die im Kopf gesund sind, Robert Burton im 17. Jahrhundert gegen Depressionen. Im 19. Jahrhundert wurde Hanf sehr breit angewendet, bis er 1912 bei der Drogenkonferenz ins Zwielicht rückte und 1925 im Genfer Abkommen auf die Liste der verbotenen Mittel gesetzt wurde, womit der Handel mit Hanf illegal wurde.

Im Einheitsabkommen 1962 schränkten über 180 Staaten in einem internationalen Vertrag das Anbauen, Gewinnen, Herstellen, Ausziehen, Zubereiten, Besitzen, Anbieten, Feilhalten, Verteilen, Kaufen, Verkaufen, Liefern, Vermitteln, Versenden, Durchführen, Befördern, Einführen und Ausführen diverser Substanzen und Pflanzen wie Hanf ein. Seit 1995 sind in der Europäischen Union Hanfsorten mit weniger als 0,2 % THC zugelassen.

Hanf im Ayurveda

Im Ayurveda, einer traditionellen östlichen Gesundheitslehre, wird Hanf seit Tausenden von Jahren zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt. Die detailreichsten Überlieferungen der Anwendungen stammen aus den Veden, den heiligen Texten Indiens, in denen Cannabis im Ayurveda das erste Mal erwähnt wird (Atharva-Veden, zwischen 2000 und 1400 v. Chr.). Hanf gehört zu den wichtigen heiligen Kräutern Indiens, wie zum Beispiel auch Tulsi, das indische Basilikum, oder Pipal, der heilige Feigenbaum. Viele Pflanzen in Indien sind mit Göttern und ihren mythologischen Geschichten verbunden. So steht Hanf mit dem vedischen Schöpfergott Shiva in enger Verbindung. Shiva soll sich erschöpft von familiären Zwistigkeiten unter einer Hanfpflanze schlafen gelegt haben. Am nächsten Tag, verzaubert von der Schönheit der Pflanze, kostete er sie. Er war von ihrer erhellenden Wirkung so begeistert, dass sie seine Lieblingspflanze wurde. Deswegen wird Shiva in Indien auch als „Lord of Bhang“, also „Meister des Hanfs“, bezeichnet.

Nach der Ayurvedaexpertin Mag. Katharina Gebharter gibt es verschiedene Zubereitungen aus Cannabis sativa, die im Ayurveda zum Einsatz kommen: Mit Bhang wird die weniger narkotisierende Verwendung der Hanfpflanze bezeichnet. Es wird aus Blättern und kleinen Blütenständen der weiblichen Pflanzen hergestellt. Da es keine ausgewachsenen Blüten und nur wenig Harz enthält, hält sich der psychoaktive Wirkstoffanteil in Grenzen (< 5 % THC). Bhang wird im Ayurveda oft verwendet; beliebt sind zwei Rezepte:

Details

Seiten
150
ISBN (ePUB)
9783991113430
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (September)
Schlagworte
Kosmetika Hanfblätter Arzneimittel Cannabidiol Superfood CBD-Tinktur CBD-Öl Kochrezepte Patricia Purker Villa Natura CBD-Rezepte Naturkosmetik Nutzhanf THC CBD Terpene Hanfsamen

Autor

  • Patricia Sonja Purker (Autor:in)

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