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Verhaltenstherapie

von Erwin Parfy (Autor:in)
150 Seiten
Reihe: Praxis Psychotherapie, Band 3

In Kürze verfügbar

Zusammenfassung

Die Reihe „Praxis Psychotherapie“ beleuchtet die in Österreich anerkannten psychotherapeutischen Methoden und zeigt kompakt und verständlich fundiertes Basiswissen, neueste Entwicklungen und die Anwendung in der Praxis auf.
Band 3 rückt die Verhaltenstherapie in den Fokus, welche in den letzten Jahrzehnten mit mehreren neuen Behandlungsansätzen aufhorchen ließ. Im Verständnis des Autors vermittelt das verhaltenstherapeutische Beziehungsangebot zwischen den individuellen Bedürfnissen der Hilfesuchenden und den möglichen Veränderungsperspektiven in einer höchst individuellen Weise. Der Therapieprozess wird hier als ein von Moment zu Moment stets aufs Neue gemeinsam zu erarbeitender Konsens gesehen, der psychische Flexibilität fördert und die Bereitschaft zu neuen Erfahrungen weckt. Nicht zuletzt ermöglicht die Reflexion persönlicher Werte eine Orientierung in Richtung einer von den emotionalen Verstrickungen der Vergangenheit befreiten und somit bewusster gestalteten eigenen Zukunft.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


1Einführung

Wenn wir uns zuvorderst fragen, was in der verhaltenstherapeutischen Praxis von zentraler Bedeutung ist, dann sind für mich persönlich weniger die geschichtlich gewachsenen Behandlungskonzepte an erster Stelle zu nennen, sondern die therapeutische Grundhaltung einer konstant achtsamen Präsenz, die der praktischen Umsetzung ebenjener Konzepte vorauszusetzen ist. Diese therapeutische Grundhaltung besteht in der konzentrierten Anerkennung dessen, was unmittelbar vonseiten der Hilfesuchenden ausgedrückt wird, sowie in der präzisen Reaktion und unterstützenden Bezugnahme darauf. Und um hinreichend präzise reagieren und unterstützen zu können, ist wiederum das erwähnte weit gefächerte und in zahlreiche Behandlungskonzepte gegossene Erfahrungswissen nötig, welches im Hintergrund permanent mitwirkt und das konkrete verhaltenstherapeutische Handeln von Moment zu Moment beeinflusst.

Seit über hundert Jahren und in wiederholten Wellen der Erneuerung haben sich jene verhaltenstherapeutischen Behandlungskonzepte ausgebildet. Sie orientieren sich gerne an den Einsichten der Grundlagenforschung der verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen und haben sich in der Regel einer systematischen Auswertung ihrer Praxistauglichkeit gestellt. Um vorab eine erste Vorstellung von der Bandbreite dieser Ansätze zu vermitteln, vielleicht einige Beispiele dazu.

So kann entsprechend der jeweiligen Rahmenbedingungen die Umsetzung eines Behandlungskonzeptes mal mehr systematisiert oder mal mehr individualisiert erfolgen. In Krankenhäusern und Reha-Kliniken wird etwa gerne in Gruppen und mit themenspezifisch vorstrukturierten Schwerpunkten in eher kürzerem Zeitrahmen verhaltenstherapeutisch gearbeitet, in der Nachbetreuung und in der freien Praxis der niedergelassenen Psychotherapeut*innen hingegen vorwiegend im Einzelsetting, in einer freieren Annäherung an die vorgebrachten Schwierigkeiten und über deutlich längere Zeitspannen hinweg.

Neben diesen rein äußerlichen Unterschieden gibt es auch inhaltlich ganz verschiedene Kristallisationspunkte für Veränderungsprozesse. Mal scheint die intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie einen besseren Zugang zu relevanten Gefühlen zu ermöglichen, mal verspricht die Einübung konkreter Fertigkeiten eine adäquatere Bewältigung emotional aufgeladener zwischenmenschlicher Situationen, mal wird der therapeutische Fokus auf die Neigung zu gedanklichen Schlussfolgerungen mit fataler Wirkung gelegt. Und das alles kann aufeinander folgen oder eng miteinander verwoben stattfinden, oder aber nichts von all dem wird als vordergründig hilfreich eingeschätzt. Dann beginnt eine gemeinsame Suche, bis einer der vielen anderen verhaltenstherapeutischen Ansatzpunkte für genau diesen Moment in genau dieser therapeutischen Konstellation passend erscheint.

Die Verhaltenstherapie zeigt sich also bei näherer Betrachtung rasch als äußerst vielgestaltig und als im Laufe ihrer Geschichte sehr dynamisch gewachsen, mit zahlreichen, teils nicht immer ganz aufeinander abgestimmten Parallelentwicklungen. Die vorzufindenden Ansätze weisen einerseits immer wiederkehrende Grundprinzipien auf und sind meist in einer auf die Behandlungszwecke konzentrierten sachlich-wissenschaftlichen Sprache beschrieben, andererseits ermöglichen sie eine Adaption mit hohen Freiheitsgraden und erlauben somit sehr individuelle Umsetzungen von ursprünglichen Behandlungsentwürfen.

Verhaltenstherapeut*innen in den unterschiedlichsten Ländern rund um den Erdball haben offensichtlich ihre persönlichen Praxiserfahrungen als Herausforderung gesehen und die von ihnen vorgefundenen Behandlungsvorstellungen aus- und umgebaut, ja oft auch gänzlich neue und unerwartete Sichtweisen eingebracht und empirisch erprobt. Der daraus resultierenden bunten Theorienlandschaft sieht man durchaus an, dass hier mit dem steten Nachschärfen der bisherigen Gepflogenheiten gerungen wurde (und wird), und man ahnt, dass es den Pionier*innen des Faches sehr ernst damit ist, dem Leben mit all seinen Fallstricken in immer neuen Annäherungen gerecht zu werden. Sie trachten offensichtlich danach, ihre Hilfestellung mit vorbehaltlos geklärtem Blick entsprechend ihren Einsichten weiter zu präzisieren.

Dieser Zugang verlangt freilich nach mutigen Therapeut*innen mit integrativen Fähigkeiten, welche die im Leben wie auch in Therapien unvermeidlich auftauchenden Ungewissheiten überbrücken können und dabei flexibel auf eine große Bandbreite von Sichtweisen und Strategien zurückgreifen. Und er verlangt nach Persönlichkeiten, die sich nicht zwanghaft an einem vermeintlich einzig richtigen Konzept anhalten wollen, sondern bereit sind, „maßgeschneiderte“ Antworten auf individuelle Anforderungen zu finden. Eine treffsichere Intuition und damit verbundene Entscheidungssicherheit bezüglich einer möglichst stimmigen Sichtweise der vorliegenden Problematik ist gefragt, gangbare therapeutische Wege lassen sich dann meist unmittelbar davon ableiten. Eine fundierte Vertrautheit mit den menschlichen Schwierigkeiten, gepaart mit Einfühlungsvermögen und Mitgefühl wird hier zum Schlüssel für eine gelingende Passung und die daraus resultierende Ermutigung zu einer neuen Lebensperspektive.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783991113720
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Oktober)
Schlagworte
Commitment Achtsamkeit Schematherapie Reihe Pychotherapie Mitgefühl Psychische Flexibilität Akzeptanz Erwin Parfy Praxis Psychotherapie Bereitschaft Selbstmanagement Verhaltenstherapie

Autor

  • Erwin Parfy (Autor:in)

Mag. Dr. Erwin Parfy, studierte in Wien Psychologie, absolvierte eine verhaltenstherapeutische Ausbildung und arbeitet als Psychotherapeut in freier Praxis. Als Lehrtherapeut ist er in der verhaltenstherapeutischen Fort- und Weiterbildung vielschichtig engagiert.
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Titel: Verhaltenstherapie