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Ernährung bei Gicht

von Alexandra Illy (Autor:in)
128 Seiten

In Kürze verfügbar

Zusammenfassung

Durch eine Ernährungsumstellung kann der Harnsäurespiegel reduziert werden. So wird der Entstehung und dem Wiederauftreten einer Gicht entgegengewirkt. Dieses Buch bietet einen umfassenden Überblick zu medizinischen Hintergründen, Tipps für die Ernährung und köstliche Rezepte, die gleichzeitig verträglich sind.

• Gicht vorbeugen und akute Symptome lindern
• Den Körper durch ausgewogene Ernährung stärken
• Rund 100 Rezepte
• Mit gratis Einkaufslisten-App

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


VORWORT

Ernährung ist ein bedeutender Faktor unseres Lebensstils, der in vielerlei Hinsicht über Gesundheit und Krankheit entscheiden kann. Der Einfluss von Essen und Trinken auf bestimmte Erkrankungen ist heute nicht mehr zu leugnen. Mit der Ernährung haben wir demnach ein elementares Werkzeug in der Hand, mit dem wir selbst unsere Gesundheit mitbestimmen können.

Eine dieser Erkrankungen, welche von unserer Ernährung beeinflusst wird, ist die Gicht. Gicht hat sich mittlerweile von der “Krankheit der Könige” zu einer Volkskrankheit entwickelt. Sie ist eine der häufigsten Zivilisationskrankheiten in den Industrieländern und zählt zu den Stoffwechselerkrankungen im rheumatischen Formenkreis. Dabei kommt es zu einem Überschuss an Harnsäure im Blut, welche sich an unterschiedlichen Stellen ablagert und zu Entzündungen führt.

Männer sind wesentlich häufiger betroffen als Frauen. In Österreich weist etwa jeder dritte Mann erhöhte Harnsäurewerte auf, jedoch nur 3 % der Frauen. Das liegt daran, dass das weibliche Hormon Östrogen die Ausscheidung der Harnsäure fördert und Frauen somit bis zu den Wechseljahren einen natürlichen Schutzfaktor vor Gicht haben.

Bei Gicht spielen auch erbliche Faktoren eine Rolle. Die Veranlagung zu hohen Harnsäurewerten durch eine verringerte Ausscheidung wird zu 99 % von Vater auf Sohn vererbt. Harnsäurewerte steigen auch mit Alter und Gewicht an. Wenngleich einige Risikofaktoren zur Entstehung der Gicht nicht beeinflussbar sind, so können wir über unsere Ernährung dennoch die Entwicklung und den Verlauf der Erkrankung steuern.

Dieses Buch soll als Leitfaden für Betroffene dienen, um ihnen einen Weg aufzuzeigen, wie sie den Krankheitsverlauf wesentlich mitbestimmen können.

Der Lebensstil ist, wie auch bei vielen anderen Erkrankungen, schlussendlich entscheidend und kann die Lebensqualität der Patient:innen enorm beeinflussen. Im Rezeptteil wird die praktische Umsetzung der Ernährungsempfehlungen aufgezeigt.

Wien, im Herbst 2023 Alexandra Illy

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URSACHEN VON GICHT

Generell entsteht Gicht bei einem Überschuss von Harnsäure im Körper. Der Fachbegriff dafür lautet Hyperurikämie. Die Harnsäure wird zum größten Teil von den Nieren aus dem Blut gefiltert und mit dem Urin, aber eben auch über den Schweiß, Speichel und Darm ausgeschieden. Bei Gicht kommt es entweder zu einer erhöhten Bildung von Harnsäure, zu einer verringerten Ausscheidung oder einer Kombination aus beidem.

Wesentlichen Einfluss auf die Harnsäurekonzentration im Blut haben:

1.Eine hohe Purinzufuhr über die Ernährung

2.Eine verminderte Harnsäureausscheidung

3.Eine erhöhte Freisetzung von Purinen im Körper (rascher Gewichtsverlust, Krebs)

Harnsäure fällt im Körper beim Abbau bestimmter Substanzen an, den Purinen. Purine sind Bestandteile der DNS (der Nukleinsäuren, welche die Erbinformation speichern) und entstehen im Körper selbst beim Absterben von Körperzellen und der Zellerneuerung. Darüber hinaus fallen sie auch beim Abbau von Nahrung an.

Aus 1 mg Purin werden 2,4 mg Harnsäure gebildet.

Sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Lebensmitteln sind Purine im Zellkern enthalten. Durch unsere Verdauung werden diese Zellkerne aufgespalten und gelangen ins Blut. Anschließend werden in der Leber die Purine zu Harnsäure umgewandelt. Je mehr Zellkerne ein Nahrungsmittel enthält, desto mehr Purine fallen an, die schlussendlich zu Harnsäure umgewandelt werden. Pflanzliche Zellen sind eher groß und enthalten nur einen Zellkern, wohingegen tierische Zellen eher klein sind und mehrere Zellkerne enthalten können. Zudem haben pflanzliche Purine eine geringere Auswirkung auf den Harnsäurespiegel als tierische. Pflanzliche Purine lassen den Harnsäurespiegel nur kurzfristig hoch ansteigen – die Bedeutung dessen wird im Ernährungstherapieteil (S. 19) erläutert.

Harnsäure ist ein normales Endprodukt des Purinstoffwechsels und liegt bis etwa 6,8 mg/dl in gelöster Form im Blut vor, sodass sie problemlos ausgeschieden werden kann. Vergleichbar ist dies mit Zucker, der in Tee gelöst wird. Die Referenzwerte für Harnsäure im Blut unterscheiden sich je nach Geschlecht:

Frauen: 2,5–5,7 mg pro 100 ml

Männer: 3,5–7,0 mg pro 100 ml

Steigt die Harnsäurekonzentration über diesen Wert, kommt es zur Bildung von nadelförmigen Harnsäuresalzkristallen (Uratkristalle). Das Blut enthält dann so viel Harnsäure, dass diese sich nicht mehr darin lösen kann (wie bei einem enormen Zuckerüberschuss im Tee). Die Harnsäure kristallisiert aus und lagert sich in Gelenken, Geweben und Organen, aber auch in ableitenden Harnwegen ab.

Grundsätzlich wird zwischen zwei Arten von Gicht unterschieden:

Primäre Gicht (95 %)

Bei der primären Gicht handelt es sich um einen angeborenen Fehler (Gendefekt) im Harnsäurestoffwechsel aufgrund einer verminderten Harnsäureausscheidung oder gesteigerter Harnsäurebildung. Dies gilt als erblich bedingte Vorbelastung. Die Gicht manifestiert sich jedoch schlussendlich erst durch bestimmte Risikofaktoren, welche der/die Betroffene selbst beeinflussen kann (mehr dazu später). Wenn die Gichterkrankung in der Familie vorkommt, sollte so früh wie möglich mit der Vorbeugung begonnen werden.

Sekundäre Gicht (5 %)

Die sekundäre Gicht tritt infolge einer Grunderkrankung auf. Sie kommt wesentlich seltener vor und kann aufgrund einer verminderten Harnsäureausscheidung bei chronischer oder gesteigerter Harnsäurebildung durch einen vermehrten Zelluntergang, wie bei Verbrennungen oder Strahlentherapie, entstehen. Auch durch Ketoazidose (Übersäuerung des Organismus), durch strenges Fasten oder entgleisten Diabetes mellitus kann sekundäre Gicht als Nebenerscheinung auftreten.

Fasten & Hyperurikämie

Beim Fasten wird die Bildung von Ketonkörpern angeregt. Bei ihnen handelt es sich um eine alternative Energiequelle bei Mangel an Glukose bzw. Zucker, welche als Nebenprodukt der Fettverbrennung entstehen. Die Ketonkörper hemmen die Harnsäureausscheidung über die Nieren.

Bei unsachgemäßem Fasten und dem dadurch schnellen Abbau von Muskelmasse (Proteinreserve des Körpers) kommt auch noch der rasche Zerfall vieler Zellen hinzu; durch den Anstieg des Harnsäurespiegels droht ein Gichtanfall.

Bei Hyperurikämie sollte herkömmliches, strenges Fasten (Nulldiät, Saftfasten etc.) daher vermieden werden. Kontrolliertes, therapeutisches Fasten oder auch proteinsparendes Fasten kann unter Umständen allerdings unter Aufsicht von Ärzt:innen oder Diätolog:innen durchgeführt werden und ein Bestandteil der Therapie sein. Dabei geht es darum, die Purinzufuhr gering zu halten und gleichzeitig die Ausscheidung zu fördern, um einen drohenden Gichtanfall abzufangen. Diese Methode dient manchmal als Einstieg in die Behandlung und wird maximal einige Tage durchgeführt. Jedoch ist eine engmaschige Kontrolle, auch mit BIA-Messungen, unbedingt erforderlich, um die richtige Durchführung sowie die Vermeidung eines überdurchschnittlichen Gewichtsverlustes sicherzustellen und sollte somit keinesfalls eigenständig ausprobiert werden. Eventuell kann zur Sicherheit auch ein harnsäuresenkendes Medikament eingenommen werden, dies obliegt jedoch der Entscheidung der Ärzt:innen. Sinnvoll ist diese Art von Fasten allerdings nur, wenn danach auch eine Ernährungsumstellung erfolgt, sodass die Verbesserung der Harnsäurespiegel nicht nur kurz-, sondern auch langfristig ist.

BIA-Messung

Eine BIA-Messung (bioelektrische Impedanzanalyse) ist eine Messung zur Bestimmung der Körperzusammensetzung. Dabei kann Auskunft über die Verteilung von Fettmasse, Muskelmasse und Wasser gegeben werden. Der Verlauf der BIA Messung kann beim therapeutischen Fasten dafür genutzt werden, sicherzustellen, dass nicht zu viel Muskelmasse und Gewicht verloren geht und somit der Harnsäureanstieg im Blut gering bleibt.

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Auch Intervallfasten im Rahmen von 16/8 (Essen in einem Zeitfenster von 8 Stunden, anschließend 16 Stunden fasten) kann durchgeführt werden, da hierbei kein ganztägiger Nahrungsverzicht erforderlich ist. Eine ausreichende Trinkmenge von zwei bis drei Litern pro Tag ist in beiden Fällen unbedingt einzuhalten.

SYMPTOMATIK

Die Krankheit wird in unterschiedliche Stadien eingeteilt.

Stadium 1:

Im ersten Stadium der Erkrankung besteht lediglich eine erhöhte Konzentration an Harnsäure, die ansonsten keinerlei Beschwerden verursacht. Der Großteil der Betroffenen lebt bereits seit Jahren mit erhöhten Harnsäurewerten, ohne es zu bemerken. Die Hyperurikämie wird jedoch manchmal zufällig durch einen Blutbefund entdeckt.

Stadium 2:

Im zweiten Stadium ist der erste, akute Gichtanfall eingetreten. Dieser tritt meistens nachts, wenn die Körpertemperatur abgesunken ist und die Harnsäurekristalle sich nicht mehr so gut lösen können, oder frühmorgens nach einem Nahrungs- oder Alkoholexzess auf. Auch Stress oder ein starker Gewichtsverlust in kurzer Zeit können zu einem Gichtanfall führen. Der große Schub an Purinen führt zur Auskristallisierung der Harnsäure in den Gelenken. Dabei werden Milchsäure, freie Radikale und Entzündungsstoffe gebildet. In 75 % der Fälle ist das Großzehengrundgelenk betroffen, manchmal auch die Daumengrundgelenke, Kniegelenke, Sprunggelenke oder Mittelfußgelenke. Das Gelenk wird dabei rot bis bläulich, heiß, schwillt an und ist äußerst schmerzhaft sowie stark berührungsempfindlich. Ohne Behandlung dauert die Entzündung einige Tage an, bis sie abklingt. Die Anfälle treten in unregelmäßigen Abständen auf, wobei sich die Entzündung auch auf andere Lokalisationen ausbreitet.

Stadium 3:

Unter dem dritten Stadium versteht man die Zeit zwischen zwei Gichtanfällen. Bis es zum nächsten Anfall kommt, können Wochen, Monate oder auch Jahre vergehen. Es treten in der Regel keine Symptome auf, allerdings ist die Harnsäurekonzentration im Blut meist weiterhin erhöht.

Stadium 4:

Das vierte Stadium bezeichnet die chronische Gicht, welche ohne Behandlung der vorherigen Stadien entsteht. Die Abstände zwischen zwei Gichtanfällen werden immer kürzer und die Entzündung weitet sich auf andere Gelenke aus. Die betroffenen Gelenke werden stark deformiert und die Schmerzen werden chronisch. Weiters bilden sich auch sogenannte Gichttophi, nämlich kleine Knoten, die sich durch die Harnsalzkristalle im Weichteilgewebe ablagern. Diese verursachen keine Schmerzen, stören jedoch das Erscheinungsbild und treten meist an den Ohrmuscheln, den Ellenbogen oder der Achillessehne auf. Darüber hinaus kommt es zur Ablagerung von Harnsäure in den Nieren in Form von Harnsäurekristallen. Auch Schleimbeutelentzündungen oder Knochenschäden entstehen.

DIAGNOSTIK

Am Beginn der Diagnose eines Gichtanfalls stehen die Symptome. Ärzt:innen begutachten das betroffene Gelenk (meist das Großzehengrundgelenk) und beurteilen die klinischen Zeichen wie Rötung, Schwellung und Wärme.

Eine ausführliche Anamnese ist für die Diagnosestellung essenziell und sollte folgende Themen klären:

images Ermittlung der Harnsäurewerte

images Gichtanfälle in der Vergangenheit

images Relevante Erbkrankheiten

images Gichterkrankungen in der Familie

images Vorerkrankungen (Adipositas, Diabetes mellitus, Bluthochdruck)

images Einnahme von Medikamenten wie Diuretika (Medikamente zur Entwässerung) oder Zytostatika (Medikamente bei Krebs- oder Autoimmunerkrankungen)

images Lebensstil (Bewegung, Alkoholkonsum, Essgewohnheiten)

images Starker Gewichtsverlust, Diät oder strenge Fastenkur in den letzten Wochen

Bei der Blutuntersuchung während eines akuten Gichtanfalls kann die Harnsäure sogar im Normalbereich sein, da diese erst kürzlich auskristallisiert ist und somit weniger Harnsäure in gelöster Form im Blut vorliegt. Eine Kontrolle nach zwei bis drei Wochen ist somit unbedingt erforderlich, denn dann sind die Harnsäurewerte (ohne Therapie) wieder angestiegen.

Allerdings sind beim akuten Gichtanfall die Leukozyten (weiße Blutkörperchen) sowie der Entzündungswert (CRP) erhöht, wodurch das Blutbild die Diagnose untermauern kann.

Im Normalfall reichen anamnestische und klinische Untersuchungen zur Diagnosestellung aus. Weitere Verfahren werden nur bei atypischen Fällen der Gicht empfohlen.

Weitere Möglichkeiten zur Diagnosestellung:

Gelenkspunktion: Dabei wird bei einem akuten Gichtanfall Gelenksflüssigkeit entnommen und die Anzahl der Harnsäurekristalle nachgewiesen.

Gelenksultraschall: Die Harnsäurekristalle sind im Ultraschallbild bereits im frühen Stadium deutlich sichtbar.

Röntgenuntersuchung: Diese ist beim klinisch diagnostizierten, akuten Gichtanfall nicht sinnvoll, da sich die Gelenkdeformationen, Knochen- und Weichteilabnützungen erst im fortgeschrittenen Stadium erkennen lassen. Bei chronischer Gicht lassen sich hier deutliche Veränderungen nachweisen.

Dual-Energy-Computertomographie (DECT): Farbliche Darstellung von Harnsäurekristallen, wodurch eine Untersuchung der chronischen Gicht ermöglicht wird.

MEDIKAMENTÖSE THERAPIE

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Die Therapie erfolgt stadienabhängig.

Im ersten Stadium der Hyperurikämie sollten bereits Ernährungsmaßnahmen gesetzt werden, um einen zu hohen Anstieg der Harnsäure zu verhindern. Wie bereits erwähnt erfolgt die Entdeckung dieses Stadiums allerdings oft nur zufällig und verläuft asymptomatisch, sodass die Bereitschaft der Betroffenen zur Ernährungsumstellung oft gering ist. Eine gezielte Aufklärung durch Ärzt:innen oder Diätolog:innen wäre zur Vermeidung des Fortschreitens der Erkrankung sinnvoll.

Bei einem akuten Gichtanfall gelten als Ersttherapie die Entzündungshemmung und Schmerzbehandlung. Dabei können Ärzt:innen sowohl Medikamente zum Einnehmen als auch eine lokale Infiltration des Wirkstoffes verordnen.

Die Mittel der Wahl sind

images nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR): Der bevorzugte Wirkstoff ist Diclofenac. NSAR wirken gleichzeitig entzündungshemmend und schmerzlindernd.

images Cortison: Dieses Medikament ist das einzige, das direkt in das Gelenk gespritzt werden kann.

images Colchicin: Dabei handelt es sich um die klassische Gichtbehandlung, jedoch sollte das Medikament nur unter Aufsicht erfahrener Ärzt:innen verwendet werden. Colchicin ist ein natürliches, aber giftiges Arzneimittel, welches aus einer Pflanze, der sogenannten Herbstzeitlose, gewonnen wird – es verursacht selbst bei korrekter Anwendung starke Nebenwirkungen.

Nach einem akuten Gichtanfall ist das oberste Ziel, die Harnsäure dauerhaft zu senken. Dabei wird ein Serumharnsäurewert von 6 mg/dl angestrebt, bei dem die Löslichkeit der Harnsäurekristalle sichergestellt wird, wodurch Beschwerden sowie ein weiterer Gichtanfall vermieden werden. Bei der medikamentösen Langzeittherapie unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei Möglichkeiten:

Urikosurika: Medikamente, die die Harnsäureausscheidung steigern. Meist werden Benzbromaron und Probenecid verwendet. Diese Mittel belasten die Nieren und dürfen daher weder bei Nierenschädigung noch bei Nierensteinen verwendet werden.

Urikostatika: Medikamente, die die Harnsäureherstellung vermindern, indem sie den Abbau von Purinen zu Harnsäure hemmen. Zu den Standardpräparaten zählen Allopurinol oder Febuxostat. Diese werden im Allgemeinen sehr gut vertragen, sind jedoch nicht nebenwirkungsfrei.

Oftmals erhalten Patient:innen eine kombinierte Therapie der Wirkstoffe, welche nach Harnsäurewerten und Nierenfunktion festgelegt werden.

Zudem ist bei Vorliegen einer direkten Betroffenheit der Niere durch die Gicht auch eine Neutralisierung des Urins sicherzustellen. Dies kann über Medikamente oder eine konservative Therapie (siehe unten) erreicht werden.

Bei der medikamentösen Gichttherapie ist eine dauerhafte Einnahme verpflichtend, da sonst der Harnsäurewert wieder steigt und die Symptome sowie die Gichtanfälle erneut auftreten.

KONSERVATIVE THERAPIE

Ohne medikamentöse Therapie klingt die Entzündung prinzipiell nach einigen Tagen von selbst ab, allerdings ist dies den Betroffenen aufgrund der starken Schmerzen und der Bewegungseinschränkung oft nicht zumutbar.

Konservative Maßnahmen können ebenfalls schmerzlindernd wirken. Bei akuter Gicht können kalte Umschläge helfen, um die Entzündung abklingen zu lassen, gleichzeitig kann dies aber auch die Kristallisation der Harnsäure fördern und dadurch noch mehr Beschwerden verursachen. Betroffene merken rasch, ob dies bei ihnen zutrifft, und können diese Methode dann einfach absetzen.

Falls der Umschlag Linderung verschafft, kann die Kältewirkung durch Topfen (Quark), Heilerde oder Essigwickel verstärkt werden.

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Die Naturheilkunde bietet eine Vielzahl an Pflanzen, die harntreibend und entzündungshemmend wirken. Dazu zählen unter anderem Brennnessel, Goldrute, Kamille, Schafgarbe und Süßholz. Diese können zum Beispiel als Tee zubereitet werden (siehe Rezeptteil S. 49) bzw. gibt es in Apotheken eine große Auswahl an geeigneten Teemischungen.

Bei chronischer Gicht werden warme Umschläge empfohlen. Diese fördern die Lösung der Harnsäurekristalle im Gelenk, können jedoch Entzündungen befeuern.

Es ist empfehlenswert, Betroffene ausprobieren zu lassen, ob ihnen Wärme oder Kälte guttut.

Die Neutralisierung des Urins kann durch regelmäßige Einnahme von Natron (Natriumhydrogencarbonat oder Natriumbicarbonat) unterstützt werden. Natron verschiebt den pH-Wert des Urins vom sauren in den basischen Bereich, wodurch der Urin mehr Harnsäure aufnehmen und folglich ausscheiden kann. Um diese Wirkung zu erzielen, wird ein Teelöffel Natron in Wasser aufgelöst und ein- bis dreimal täglich getrunken.

ERNÄHRUNGSTHERAPIE

Unabhängig von der Ursache der Gicht gilt die Ernährung als essenzieller Bestandteil der Therapie, da der Harnsäurewert im Blut letztendlich von der Aufnahme der Harnsäure über die Nahrung enorm beeinflussbar ist. Trotz genetischer Faktoren hat es jede/r Betroffene selbst in der Hand, welche Menge an Purinen er oder sie über Lebensmittel und Getränke zu sich nimmt. Durch eine gezielte Ernährungsumstellung kann der Entstehung sowie dem Wiederauftreten von Gicht entgegengewirkt werden.

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Die Ernährungstherapie gilt als ursächliche Therapiemethode, die eine medikamentöse Behandlung oft gar nicht erst nötig macht. Außerdem ist eine langfristige Ernährungsumstellung vollkommen frei von Nebenwirkungen. Vor dem Beginn einer medikamentösen Therapie soll daher zuerst eine Ernährungstherapie eingeleitet werden. Lediglich bei bereits chronischer Gicht gehen Ernährungstherapie und medikamentöse Therapie Hand in Hand.

Die Ernährungstherapie unterscheidet sich bei der akuten und der chronischen Gicht, hat aber ein großes, gemeinsames Ziel: Die Reduktion der Purinaufnahme über die Ernährung.

Während eines akuten Gichtanfalls soll eine streng purinarme Kost eingehalten werden. Dies entspricht einer Purinzufuhr von umgerechnet 300 mg Harnsäure pro Tag bzw. 2000 mg pro Woche.

Bei der chronischen Gicht soll eine Ernährung mit umgerechnet max. 500 mg Harnsäure pro Tag bzw. 3000 mg Harnsäure pro Woche eingehalten werden.

Jahrzehntelang wurden Gicht-Patient:innen Lebensmitteltabellen ausgegeben, mit der Empfehlung, in Zukunft möglichst purinarme Nahrungsmittel auszuwählen, unabhängig von der Lebensmittelgruppe und ohne weitere Ernährungsberatung. Diese strenge Vorgehensweise ist jedoch heute nur noch in Ausnahmefällen notwendig, zum Beispiel bei akuter Gicht oder speziellen medizinischen Fällen.

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Gerade bei der chronischen Gicht und somit erforderlicher, dauerhafter Ernährungstherapie rückt das starre Schema von Purintabellen und der genauen Berechnung der wöchentlichen Purinzufuhr langsam in den Hintergrund und wird als nicht mehr zeitgemäß angesehen. In mehreren Studien wurde gezeigt, dass der Puringehalt von Nahrungsmitteln nicht gleich deren Wirkung auf den Harnsäurespiegel entspricht, da es unterschiedliche Arten von Purinen gibt. Außerdem sollte davon abgesehen werden, die erlaubte Menge an Purinen aufzusparen, sodass zum Beispiel an fünf Tagen pro Woche purinarm gegessen wird, nur um dann die restlichen zwei Tage purinreich zu essen, da dies dennoch zu einem Gichtanfall führt. Stattdessen soll auf die Gesamtheit der Ernährung geachtet werden, welche auf unterschiedliche Art den Harnsäurehaushalt beeinflussen kann. Eine purinarme Ernährung ist ein Baustein der Ernährungstherapie, doch bei Weitem nicht der einzige. Die Wirkung und Bedeutung der einzelnen Lebensmittelgruppen werden im Folgenden erläutert. Die Purintabelle am Ende des Kapitels dient zur Veranschaulichung und Information und soll aufgrund der Gewährleistung der Vollständigkeit nicht vorenthalten werden.

Jeder, der die Tabelle nutzen und besonders genau seine Purinzufuhr im Auge behalten möchte, kann sich als Faustregel merken:

images Lebensmittel unter 50 mg gebildete Harnsäure: reichlich

images Lebensmittel bis 150 mg gebildete Harnsäure: mäßig

images Lebensmittel zwischen 150–250 mg gebildete Harnsäure: selten

images Lebensmittel über 250 mg gebildete Harnsäure: meiden

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In vielen Purintabellen wird bereits angegeben, wie viel Harnsäure der Körper bei der Aufnahme der Lebensmittel bildet. Ein mühsames Umrechnen ist somit nicht mehr erforderlich. Zudem unterstützt der Purinrechner der deutschen Gichtliga digital unter:

https://www.gichtliga.de/purinrechner/

HINWEIS: Eine individuelle Ernährungsberatung bei Diätolog:innen ist für Betroffene auf jeden Fall sinnvoll, da dabei Empfehlungen erarbeitet werden, die auf das Leben der Gicht-Patient:innen abgestimmt werden.

Ernährungsempfehlungen zur Vorbeugung und Therapie

Gicht-Betroffene, die nicht völlig auf purinreiche Nahrungsmittel verzichten können oder möchten, sollten immerhin darauf achten, dass nicht mehrere purinreiche oder ungünstige Lebensmittel bei einer Mahlzeit kombiniert werden. Beispielsweise sind ein Glas Wein zum Fleischgericht und als Dessert gefüllte Datteln nicht gerade ideal. Oftmals lösen erst solche ungünstigen Kombinationen Gichtanfälle aus. Dies gilt auch für den Konsum purinreicher Lebensmittel über den ganzen Tag verteilt – wenn zum Frühstück bereits Fruchtsaft und ein Germstriezel konsumiert wurden, dann zu Mittag Fisch mit Fisolen und Speck und am Abend noch ein Bier dazukommt, ist der Gichtanfall nicht weit.

MERKE: Purinreiche Lebensmittel nur vereinzelt und am besten nur maximal einmal täglich essen!

Die goldenen Regeln bei Gicht

images Pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Salat und Obst bevorzugen

images Ausreichend zuckerfreie Flüssigkeit, mindestens 2,5 l täglich

images Fettarmes Fleisch max. zwei- bis dreimal pro Woche konsumieren

images Fisch kann ein- bis zweimal pro Woche gegessen werden

images Alkohol vermeiden

images Fruchtzuckerhaltige Getränke wie Limonaden meiden

images Nicht mehrere purinhaltige bzw. ungünstige Lebensmittel bei einer Mahlzeit kombinieren (Fleischspeise mit einem Glas Wein, Linseneintopf mit Würstchen und Speck etc.)

images Regelmäßige Bewegung einplanen

images Starke Gewichtsschwankungen meiden

Fleisch

Tierische Lebensmittel enthalten allgemein eine hohe Menge an Purinen und sollten daher selten und wenn dann in geringen Mengen gegessen werden. Bei Fleisch sind insbesondere rote Fleischsorten wie Schwein, Rind und Lamm selten zu verzehren. Auch Innereien (Leber, Hirn, Milz, Bries etc.), Fleischextrakte oder Knochensuppen (Fleischbrühe, Geflügelbrühe) sind enorm purinreich und daher nicht empfehlenswert.

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Ein völliger Fleischverzicht ist jedoch nicht erforderlich, wenn dies für die Betroffenen nicht umsetzbar ist. Vorteilhaft ist eine flexitarische Ernährungsform (großteils vegetarisch mit gelegentlichem Fleischgenuss). Fleisch und Wurstwaren sollten maximal zwei- bis dreimal pro Woche à 100–125 g auf dem Speiseplan stehen, allerdings sollte bevorzugt zu purinärmeren Varianten wie Hühnerfleisch (ohne Haut) bzw. fettarmen Fleischstücken vom Rind, Kalb oder Lamm gegriffen werden.

MERKE:

Vermeiden: Innereien, Fleischextrakte, Knochensuppen, Schweinefleisch, fettreiches rotes Fleisch

Bevorzugen: selten kleine Mengen weißes Fleisch ohne Haut, fettarme Fleischstücke

Wurstwaren

Schinken, Salami, Käsekrainer, Frankfurter und Co. sind wie herkömmliches Fleisch zu bewerten. Es gilt, je seltener und fettärmer, desto besser. Wurst als Brotbelag zum Frühstück zählt als Fleischkonsum, sodass an diesem Tag kein anderes Fleischstück mehr konsumiert werden sollte. So oft wie möglich sollten vegetarische Alternativen gewählt werden.

MERKE:

Vermeiden: fettreiche Fleisch- und Wurstprodukte

Bevorzugen: selten kleine Mengen magere Wurstwaren

Meeresfrüchte und Krustentiere

Meeresfrüchte, Muscheln und andere Krustentiere wie Hummer sollten nur sehr selten konsumiert werden. Sie zählen ebenfalls zu den Lebensmitteln mit sehr hohem Puringehalt.

MERKE:

Vermeiden: alle Arten von Meeresfrüchten und Krustentieren

Fisch

Aufgrund der enthaltenen Omega-3-Fettsäuren, welche sich positiv auf das Entzündungsgeschehen auswirken, ist der bevorzugte Verzehr von Fisch anstelle von Fleisch ein- bis zweimal pro Woche à 120–150 g empfehlenswert. Hier überwiegt der Nutzen klar dem Schaden, da die harnsäuresteigernde Wirkung der Purine durch die entzündungshemmende Wirkung der Omega-3-Fettsäuren sowie durch deren positive Effekte auf das gesamte Herz-Kreislaufsystem ausgeglichen wird. Allerdings sollte die Haut von Fischen vor dem Verzehr entfernt werden, da diese enorm purinreich ist. Abzuraten ist auch von Sardellen, Sprotten, Hering und Sardinen aufgrund ihres hohen Puringehalts.

MERKE:

Vermeiden: Sardellen, Sprotten, Hering, Sardinen

Bevorzugen: regelmäßiger Konsum von hochwertigem Fisch wie z. B. Lachs, Makrele, Forelle

Milchprodukte

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Milchprodukte liefern einerseits nur eine geringe Menge an Purinen, andererseits fördern sie sogar die Ausscheidung der Harnsäure und haben somit einen doppelten Nutzen. Zwei- bis dreimal am Tag sollten Milchprodukte konsumiert werden, davon ein- bis zweimal „weiß“ (Milch, Joghurt, Buttermilch etc.) und einmal “gelb” (Käse, Topfen).

Milchprodukte mit geringerem Fettgehalt sollten bevorzugt werden, da beim Abbau von Nahrungsfett Stoffwechselprodukte anfallen, die die Harnsäureausscheidung hemmen. Achtung: Light Produkte sind nicht empfehlenswert, da sie hochverarbeitet sind (Diät-Fruchtjoghurts, fettreduzierte Puddings, Fruchtmolken etc.)! Besser sollte man zu naturbelassenen Milchprodukten, wie Naturjoghurt, Topfen, Buttermilch oder Sauermilch greifen. Wie immer gilt: Je weniger Verarbeitungsschritte bei einem Lebensmittel, desto besser.

MERKE:

Vermeiden: fettreiche, zuckerreiche und hochverarbeitete Milchprodukte

Bevorzugen: naturbelassene, eher magere Milchprodukte

Eier

Eier enthalten kaum Purin und sind daher eine gute Eiweißquelle bei Gicht. Der Mythos von Eiern als Cholesterinbomben ist mittlerweile widerlegt. Als Richtwert für die Ernährung können 5 Eier/Woche, sowohl sichtbar als auch unsichtbar (verkocht, verbacken), angesehen werden.

MERKE:

Eier können als purinarme Eiweißquelle regelmäßig konsumiert werden.

Obst

In Obst ist zwar Fruchtzucker enthalten, jedoch nicht so hochkonzentriert wie in Limonaden und Co. Künstliche, isolierte Fruktose ist nicht mit frischem Obst gleichzusetzen, da Letzteres noch weitere Inhaltsstoffe wie Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe enthält. Es sollten jedoch fruktosearme Sorten bevorzugt werden. Zwei Portionen fruktosearmes Obst können somit ohne Bedenken konsumiert werden. Dazu zählen u. a. Beeren, Marillen, Bananen, Zucker- und Wassermelonen, Mandarinen, Papayas und Rhabarber. Bei der Portionsgröße dient die eigene Hand bzw. Faust als Richtlinie. Sehr fruktosereich und damit weniger empfehlenswert sind hingegen Trockenfrüchte und Diätmarmeladen in größeren Mengen bzw. in falscher Kombination. Beispielsweise ist ein Snack mit einem Teller Trockenfrüchte eine zu große Menge an Fruktose, wohingegen Datteln oder Feigen verarbeitet in einem Dessert in kleiner Menge gegessen werden können (solange es sich um keine ungünstige Kombination mit anderen purinreichen bzw. gichtfördernden Nahrungsmitteln handelt).

MERKE:

Vermeiden: große Mengen Trockenfrüchte (Datteln, Feigen, Rosinen etc.) und Diätmarmeladen

Bevorzugen: fruktosearme Obstsorten wie Beeren, Mandarinen, Marillen oder Melonen

Weichseln

Im Volksmund werden Weichseln (auch Sauerkirschen) bereits seit Jahrzehnten als effektive Therapie bei Hyperurikämie und Gicht empfohlen. Wissenschaftliche Studien konnten positive Wirkungen bestätigen, allerdings gibt es noch keine klare Dosierungsempfehlung sowie noch kein abschließendes Fazit. Derzeit wird der Verzehr als Begleitmaßnahme empfohlen, könnte aber in Zukunft eine größere Rolle spielen.

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In den Studien wurde sowohl durch den Konsum von Weichseln selbst als auch von Weichselsaft eine Senkung der Harnsäure erzielt. Allerdings ist der Erfolg auch abhängig von der generellen Einhaltung der Ernährungsempfehlungen. Durch den alleinigen Verzehr von Weichseln und Weichselextrakten werden die anderweitigen Veränderungen der Ernährung nicht ersetzt.

MERKE:

Weichseln können eine sinnvolle Ergänzung der Ernährungstherapie sein.

Gemüse

Gemüse und Salat sollten den größten Bestandteil der Ernährung bilden. Es besteht kein Grund zur Einschränkung oder Vermeidung bestimmter Sorten, da pflanzliche Purine weniger harnsäurewirksam sind als tierische. Gemüse und Salat sollten mindestens dreimal täglich auf dem Speiseplan stehen, am besten in unterschiedlichen Farben und Zubereitungen (roh oder gekocht), selbstverständlich je nach Verträglichkeit. Gemüse liefert wertvolle Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe.

MERKE:

Gemüse ist in allen Formen und Farben erwünscht!

Hülsenfrüchte

Hülsenfrüchte wie Erbsen, Linsen und Bohnen sowie daraus hergestellte Produkte sind eine hervorragende pflanzliche Eiweißquelle und sollten täglich auf dem Speiseplan stehen, gerade weil tierische Eiweißquellen reduziert werden sollen. Hülsenfrüchte liefern jedoch noch mehr als Eiweiß. Sie versorgen uns mit Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Beide kämpfen im Körper gegen Entzündungen und lindern dadurch die Symptome der Gicht. Somit sind Hülsenfrüchte als Eiweißquelle gegenüber den tierischen Produkten klar im Vorteil. Entgegen der früheren Annahme, dass Hülsenfrüchte bei Gicht strikt vermieden werden sollen, weiß man heute, dass der Harnsäurespiegel bei Hülsenfrüchten nur kurzfristig ansteigt und anschließend wieder absinkt. Solange keine Purinbomben wie Fleisch zeitgleich konsumiert werden, geht also keine „Gefahr” von Hülsenfrüchten aus. Für eine ausgewogene Ernährung, unabhängig ob Mischkost, vegetarisch oder eventuell vegan, sind Hülsenfrüchte essenziell. Dasselbe gilt für Soja, Sojaprodukte und Tofu. Hülsenfrüchte sind eine Bereicherung für den Speiseplan, um den Eiweißbedarf zu decken, und zwar nicht nur dann, wenn weniger tierisches Eiweiß konsumiert werden soll.

MERKE:

Vermeiden: Hülsenfrüchte in Kombination mit anderen ungünstigen Nahrungsmitteln, wie z. B. Fleisch oder Alkohol

Bevorzugen: regelmäßig Gerichte mit Hülsenfrüchten einplanen

Getreideprodukte

Brot, Gebäck und Nudeln zählen zu den pflanzlichen Lebensmitteln und können somit bedenkenlos gegessen werden. Vollkornprodukte sind stets zu bevorzugen, da sie nicht nur weitaus mehr Vitamine und Ballaststoffe liefern, sondern auch länger sättigen und somit einem weiteren ursächlichen Grund für Gicht, nämlich einem erhöhtem Insulinspiegel, vorbeugen. Bei Weißmehlprodukten steigt der Blutzuckerspiegel schnell an, fällt aber auch schnell wieder ab, sodass es zu Heißhunger kommt. Vollkornprodukte halten hingegen den Blutzuckerspiegel stabil und beugen Heißhunger vor.

Einzig bei Germ bzw. Hefe und Hefeextrakt ist Vorsicht geboten, da diese sehr purinreich sind. Hefeextrakt ist auch in vielen Fertigprodukten enthalten.

INFO: INSULIN

Insulin ist ein Hormon, das von der Bauchspeicheldrüse produziert wird und bei einem Anstieg des Blutzuckerspiegels ausgeschüttet wird, um diesen wieder zu senken. Dabei wirkt Insulin als Schlüssel, der die Zelle aufsperrt und den Zucker in die Zelle schleust. Ein dauerhaft erhöhter Insulinspiegel hat negative Auswirkungen auf den Körper und die Gesundheit.

MERKE:

Vermeiden: große Mengen Weißmehlprodukte, Germ und Hefeextrakt

Bevorzugen: täglich Vollkornprodukte in den Speiseplan einbauen

Süßes, Knabbereien

Fruchtzuckerreiche Süßigkeiten wie Fruchteis sollten gemieden werden. Auch Bonbons oder Fruchtgummi können viel Fruchtzucker enthalten. Schokolade, Kuchen oder Chips haben weniger einen direkten Einfluss auf die Harnsäure, jedoch erhöhen sie ebenso wie Weißmehlprodukte den Blutzucker und somit den Insulinspiegel, welcher wiederum das Risiko für Gicht steigert.

Wenn möglich sollten Süßes und Desserts selbst zubereitet werden, denn dadurch kann bestimmt werden, welche Zutaten schlussendlich enthalten sind, und beispielsweise bewusst ein Teil Vollkornmehl verwendet werden.

Bei Süßungsmitteln an sich ist einfacher Haushaltszucker bzw. Kristallzucker gegenüber fruchtzuckerreichen Süßungsmitteln wie Honig, Ahornsirup oder Agavensirup vorzuziehen. Reissirup ist hingegen fruktosefrei, genauso wie Traubenzucker (Glukose).

MERKE:

Vermeiden: große Mengen gekaufter Süßigkeiten und Süßspeisen, fruktosereiche Süßigkeiten und Süßungsmittel

Bevorzugen: kleine Mengen Süßes, am besten selbst gemacht

Nüsse und Samen

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Nüsse und Samen sind wertvolle Lieferanten gesunder Fette, Vitamine und Mineralstoffe. Sie sind purinarm und können regelmäßig verzehrt werden. Naturbelassene, ungesalzene und ungeröstete Nüsse und Samen sind zu bevorzugen. Produkte wie gesalzene Erdnüsse oder schokolierte Sonnenblumenkerne sind als Knabberei zu werten und daher seltener zu konsumieren.

MERKE:

Vermeiden: verarbeitete Nüsse oder Samen (gesalzen, geräuchert, geröstet, mit Schokolade überzogen etc.)

Bevorzugen: täglich eine kleine Handvoll naturbelassener Nüsse und Samen wie Walnüsse, Mandeln, Leinsamen, Kürbiskerne, Sesam etc.

Alkohol

Alkohol erhöht dosisabhängig das Risiko für einen Gichtanfall, da Alkohol die Ausscheidung von Harnsäure hemmt. Zudem wird die Harnsäurebildung in der Leber angeregt. Darüber hinaus enthält Bier an sich aufgrund der Hefe ebenfalls Purine und ist somit doppelt risikoreich. Auch Spirituosen sollten gemieden werden. Wein birgt aufgrund des niedrigen Puringehalts das geringste Risiko für einen Gichtanfall. Dies bietet allerdings keinen Freibrief für maßlosen Konsum, da immer noch die Harnsäureausscheidung vermindert wird. Darüber hinaus steigert Alkohol den Appetit auf deftiges und fettes Essen, welches nicht nur kalorien-, sondern auch purinreich ist.

MERKE:

Vermeiden: alle Arten von Alkohol

Details

Seiten
128
ISBN (ePUB)
9783991117230
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (September)
Schlagworte
Illy Gicht Ernährung Purine Pirintabelle Harnsäure Verträglichkeit Ernährungstipps Rezepte Kochen Backen gesund

Autor

  • Alexandra Illy (Autor:in)

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Titel: Ernährung bei Gicht